• 15.09.2005 12:07

  • von Franziska Beetz

Toyota fuhr in Spa auf Risiko

Toyotas Technischer Koordinator Keizo Takahashi über den "Reifen-Tanz" des vergangenen Wochenendes und die Hintergründe

(Motorsport-Total.com) - Erzählungen eines Insiders: Toyotas Technischer Koordinator Keizo Takahashi berichtet auf der Internetseite des Teams über den Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps, bei dem Ralf Schumacher den siebten Platz belegte und somit zwei Punkte für das Team sammeln konnte und Jarno Trulli auf Grund einer Kollision mit dem Jordan-Piloten Tiago Monteiro ausfiel.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher (Toyota TF105)

In Spa-Francorchamps lag Ralf Schumacher kurzfristig auf Rang zwei

"Nachdem die Vorhersagen ein trockenes Rennen versprochen hatten, war die Strecke zu Anfang noch nass. Also war die wichtigste Frage, wann es abtrocknen würde", so Takahashi. "Unser Setup war stark an nasse Konditionen angepasst und so wollten wir uns nach vorn arbeiten, solange die Strecke noch feucht war." Der von Platz drei aus gestartete Jarno Trulli, erzählt der Japaner weiter, habe gleich einen mutigen Angriff auf die beiden vor ihm liegenden McLaren-Mercedes gefahren. "Ralf hat einige Plätze eingebüßt, bevor seine Reifen an Temperatur gewannen, aber war in der zweiten und dritten Runde wieder oben auf."#w1#

"In der zehnten Runde kam Ralf zum Boxenstopp. Wir waren mit wenig Treibstoff in das Rennen gegangen und setzten auf eine Strategie, die es uns erlauben sollte, unabhängig von der Lage zwei oder drei Stopps einzulegen. Wir hatten Glück, denn als Ralf reinkam, begann die Safety-Car-Phase in Folge auf den Fisichella-Unfall. Bis auf Villeneuve kamen alle anderen ebenfalls an die Box und so konnte Ralf problemlos auf Rang drei vorstoßen."

Danach, so Takahashi, kam es zu einem Fehler: Jarno Trullis Reifen wurden gewechselt und die neu aufgezogenen Trockenreifen waren den Wetterverhältnissen nicht angemessen. Erst zwei Runden später tauschte man zurück auf Intermediates, doch bis dahin hatte der Italiener bereits viel Zeit verloren. "Jarno glaubte zuerst, dass es für Trockenreifen noch zu früh sei, doch wir waren davon überzeugt, dass es sich aufklären würde und darüber hinaus hatten sich auch Ferrari, BAR-Honda und das BMW WilliamsF1 Team für Trockenspezifikationen entschieden."

"Ich denke auch jetzt nicht, dass diese Entscheidung ein Fehler war." Keizo Takahashi

"Der Fehler lag also nicht unbedingt in unserer Entscheidung für die anderen Reifen. Vielmehr war problematisch, dass wir nicht sofort reagierten, als Jarno berichtete, dass er auf der Strecke ins Rutschen kam." Für den Kerpener Ralf Schumacher sah zu diesem Punkt des Rennens alles viel freundlicher aus: Er lag mittlerweile auf dem zweiten Platz. Dann aber musste auch er an die Box, um nachzutanken und Trockenreifen aufzuziehen. "Aber die Streckenoberfläche war noch immer nicht abgetrocknet", schildert der Japaner, "sodass auch Ralf zurückkommen und erneut auf Intermediates umsatteln musste."

Schumacher verlor einige Positionen, doch Takahashi betont: "Ich denke auch jetzt nicht, dass diese Entscheidung ein Fehler war. Vielmehr handelte es sich um kalkuliertes Risiko in der Hoffnung, das Rennen zu gewinnen. Die Resultate waren nicht wie erhofft, aber wir wussten, dass unsere Einstellungen uns bei trockener Strecke Nachteile beschert hätten, sodass wir die Initiative ergreifen mussten."