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Die Kollisionen von Belgien in der Analyse
'F1Total.com'-Experte Marc Surer analysiert die Kollisionen zwischen Sato und Michael Schumacher sowie zwischen Pizzonia und Montoya
(Motorsport-Total.com) - Dass ein Regenrennen auf der 6,976 Kilometer langen Berg- und Talbahn von Spa-Francorchamps nicht ohne Kollisionen ablaufen kann, dürfte jedem halbwegs fachkundigen Formel-1-Fan klar sein - und so kam es auch am vergangenen Wochenende beim Grand Prix von Belgien zu den fast schon vorprogrammierten Crashes: Im 14. Umlauf krachte Takuma Sato beim Anbremsen der Haarnadelkurve La Source Michael Schumacher ins Heck, während Antonio Pizzonia in der 40. Runde Juan-Pablo Montoya im kurvenreichen Mittelsektor abschoss.

© xpb.cc
Schrottproduktion beim Restart: Sato krachte in Runde 14 in Schumachers Heck
Zumindest im Fall Sato gegen Schumacher fällte 'F1Total.com'-Experte Marc Surer ein klares Urteil gegen den japanischen BAR-Honda-Piloten: "Das war eindeutig Satos Fehler", analysierte der 82-fache Grand-Prix-Teilnehmer. "Er war zu dicht dran, wollte beim Überholmanöver gegen den davor fahrenden Jordan mitziehen. Dann ist er aufgefahren. Offensichtlich hat er den Bremspunkt ein bisschen verpasst."#w1#
Surer lässt für Sato mildernde Umstände gelten
Allerdings lässt Surer quasi mildernde Umstände gelten, da es sich um einen "situationsbedingten" Zwischenfall gehandelt habe: "Das Ganze ist ja nach dem Restart passiert, und wenn da ein Überholmanöver versucht wird, will man natürlich mitziehen", nahm er den 28-Jährigen zumindest zum Teil in Schutz. Aber: "Dass Sato den Bremspunkt verpasst hat, hat vielleicht auch damit zu tun, dass er so dicht aufgefahren ist."
In die Kamikaze-Kategorie will der Schweizer Sato jedoch nicht abschieben: "Dieses Image hat er eigentlich schon längst abgelegt", widerspricht Surer dem im ersten Moment entnervten Schumacher, der seinen Kontrahenten scharf kritisiert hatte. "Er fährt dieses Jahr einfach eine schlechte Saison, was ihm wahrscheinlich sogar den Platz im Team kosten wird. Ich halte ihn aber nicht für einen Crashpiloten. Im Moment läuft halt alles gegen ihn."
Keine TV-Bilder von Montoya/Pizzonia-Kollision
Weniger eindeutig lässt sich im Fall Pizzonia gegen Montoya die Schuldfrage klären, denn die Karambolage der beiden Südamerikaner wurde von den TV-Kameras nicht aufgezeichnet. Zwar dürfte die Rennleitung auf ihren Monitoren den Zwischenfall gesehen haben, zumal ja Pizzonia mit einer Geldstrafe von rund 6.500 Euro belegt wurde, doch der breiten Öffentlichkeit ist es nicht möglich, sich ein Bild von der Situation zu machen.
Was man aber sehr wohl sagen kann: "Wenn bei einem das rechte Hinterrad fehlt und beim anderen das linke Vorderrad, kann man sich in etwa vorstellen, wie der Unfall zustande gekommen ist", so Surer. "Pizzonia hat wahrscheinlich zum Überholen angesetzt, Montoya hat zugemacht, ihn nicht gesehen - oder einfach nicht damit gerechnet." Diese Version wurde inzwischen übrigens auch von den beiden beteiligten Piloten bestätigt.
Für Montoya, dessen McLaren-Mercedes schon in Istanbul an zweiter Stelle liegend von einem Überrundeten aus dem Rennen befördert worden war, war der Ausfall besonders bitter, da er einerseits im Kampf um den dritten WM-Platz wertvolle Punkte liegen lassen hat und zweitens seinem Team und natürlich auch Kimi Räikkönen so nicht wirklich weiterhelfen konnte. Stattdessen muss er sich nun wieder einmal Kritik gefallen lassen.
Fehlt es Montoya manchmal an Übersicht?
"Es passt ein bisschen zu Montoya", findet unser 'F1Total.com'-Experte, der die Schuld prinzipiell beim "Jungle Boy" im Williams BMW FW27 sieht. Nur: "Montoya fuhr Rundenzeiten von zwei Minuten, aber mit den Trockenreifen konnte man schon 1:52 fahren. Das macht einen Unterschied von acht Sekunden. Vielleicht wurde er davon überrascht, wie schnell Pizzonia an ihn herangekommen ist. In dem kurvenreichen Teil der Strecke schaut man ja auch nicht so oft in den Rückspiegel", meint Surer.
"Wenn man so langsam herumrollt wie Montoya, hätte man eigentlich Zeit, in den Rückspiegel zu schauen", merkt der 53-Jährige aber an. "Es ist wie beim letzten Mal, als ihm Monteiro reingefahren ist: Natürlich ist im Prinzip der schuld, der sich zurückrunden will, aber als Vordermann muss man dann halt auch ein bisschen mehr in den Rückspiegel schauen, wenn man schon so langsam unterwegs ist - und wenn so viel auf dem Spiel steht! Da fehlt Montoya anscheinend ein bisschen die Übersicht."

