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Todt wollte Schumacher als Teamchef

Jean Todt zündet 2008 die nächste Stufe seines Rückzugs aus der Formel 1 - Michael Schumacher hätte ihm eigentlich nachfolgen sollen

(Motorsport-Total.com) - Als das erfolgreiche Ferrari-Team Ende 2006 mit dem Weggang von Michael Schumacher, Ross Brawn und Motorenguru Paolo Martinelli zu zerfallen drohte, wollte eigentlich auch Teamchef Jean Todt aufhören, doch um wenigstens ein bisschen Stabilität zu bewahren, ließ sich der Franzose damals auf ein Übergangsjahr mit Doppelbelastung ein: Generaldirektor des Unternehmens und Teamchef der Scuderia.

Titel-Bild zur News: Jean Todt und Michael Schumacher

Der scheidende Ferrari-Teamchef Jean Todt mit Michael Schumacher

Todt, wegen seiner Herkunft und Statur oft scherzhaft "Napoleon" genannt, leitete aber hinter den Kulissen die nötige Umstrukturierung ein, so dass er sich selbst über kurz oder lang ausschließlich seinen Aufgaben im Gesamtunternehmen widmen kann: "Die Doppelbelastung", erklärte er gegenüber der Fachzeitschrift 'auto motor und sport', "konnte nur eine Übergangslösung sein. Es war nur eine Frage des richtigen Zeitpunktes und des geeigneten Nachfolgers."#w1#

Todt wird die Formel 1 gelegentlich besuchen

Der ist nun gefunden: Stefano Domenicali, 42 und schon seit vielen Jahren eines der integralen Mitglieder des Ferrari-Führungsstabs, wird 2008 endgültig vom Sportdirektor zum Rennleiter befördert - und Rennleiter ist eigentlich nur das in Maranello gebräuchliche Synonym für Teamchef, warum auch immer. Todt kann damit beruhigt aussteigen: "Ich ziehe mich jetzt aus dem Tagesgeschäft zurück, werde aber sicher hin und wieder bei einem Grand Prix auftauchen."

"Ich ziehe mich jetzt aus dem Tagesgeschäft zurück." Jean Todt

Sorgen machen, dass seine Nachfolger überfordert sein könnten, muss man sich aber nicht: "Ich bin ja nicht weg. Es wird einen fließenden Übergang geben", stellte der 61-Jährige klar. Überhaupt kann er sich nicht vorstellen, sich über Nacht zurückzuziehen und den Lebensabend mit seiner Michelle in Malaysia zu verbringen - eher als Ferrari-Generaldirektor und mit seiner Stiftung zur Erforschung von Gehirn- und Rückenmarksverletzungen, der er sich künftig intensiver widmen möchte.

Todts Lieblingsnachfolger in Maranello und am Kommandostand wäre übrigens nicht Domenicali, sondern Schumacher gewesen, den er zwar zu einem eher unverbindlichen Beraterjob überreden konnte, aber nicht zu mehr: "Er wäre der beste Kandidat für diesen Job gewesen, aber er wollte ihn nicht", so der scheidende Ferrari-Teamchef. Hintergrund: Der siebenfache Weltmeister hat eigenen Angaben nach keine Lust auf 16-Stunden-Tage im Büro.

Ein einmaliges Arbeitstier

Denn Todt, das ist inzwischen kein Geheimnis mehr, ist ein Arbeitstier, wie es selbst in der Formel 1 nur ganz wenige gibt. Wenn er sein Grand-Prix-Business mal zur Seite legt, widmet er sich dem Unternehmen Ferrari, und wenn selbst dort alles erledigt ist, stellt er sich eben in den Dienst der guten Sache. Privatleben kennt er nicht - und wenn man ihn danach fragt, entgegnet er nur: "Fragen Sie doch mal Michelle..."

"Michael wäre der beste Kandidat für diesen Job gewesen." Jean Todt

Neo-Honda-Teamchef Brawn hat früher genauso funktioniert, entschloss sich daher nach zehn Jahren Ferrari zu einer Auszeit, reiste um die Welt, ging Angeln und lud seine Akkus neu auf. Nach außen hin hieß es immer, dass er - wenn überhaupt - zu Ferrari in die Formel 1 zurückkehren würde, aber inzwischen ist bekannt, dass dies eigentlich nie seine Absicht war. Stattdessen trat er relativ früh in Verhandlungen mit Honda ein.

Todt kann dies aber nachvollziehen und ist daher keineswegs sauer auf seinen langjährigen Weggefährten: "Es war nicht so, dass uns Ross vor vollendete Tatsachen gestellt hätte oder wir ihn. Langfristig ist es für beide Parteien besser, dass er für Honda arbeitet und wir den Rennleiterposten intern besetzen", sagte er. Und: "Ross ist jetzt ein Wettbewerber, aber er wird ein Freund von mir und Ferrari bleiben."