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Rote Ohrfeigen für McLaren-Mercedes
Auch nach dem offiziellen Ende der "Spionage-Affäre" hagelt es vom Top-Management bei Ferrari schwere Vorwürfe in Richtung McLaren-Mercedes
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Eingeständnis von McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh, wonach man sich in Bezug auf den Grad der Verwendung der Ferrari-Daten im Team eine Fehleinschätzung erlaubt hat, mag Ferrari ein gewisses Maß an Genugtuung verspüren, denn schon von Anfang an hatte man das Thema sehr ernst genommen, während die Ausmaße seitens der "Silberpfeile" heruntergespielt worden waren.

© xpb.cc
Di Montezemolo und Todt haben die "Spionage-Affäre" nicht abgehakt
Die "Spionage-Affäre" ist offiziell zumindest aus Sicht der FIA eingestellt, denn die sportrechtlichen Untersuchungen wurden beendet und die Anhörung vor dem Weltmotorsportrat am 14. Februar abgesagt. Dort hätte das Team eine Strafe kassieren können, sollten Ferrari-Informationen in das nächstjährige Auto nachweislich eingeflossen sein.#w1#
Nachdem Chefdesigner Aldo Costa in einem Interview kürzlich erklärt hatte, dass sich das eigene Knowhow beim Konkurrenten länger auswirken könnte, als dies viele glauben, distanziert sich auch Ferrari-Geschäftsführer Jean Todt klar von der Hoffnung, dass man das Thema nun ganz zu den Akten legen kann.
Ferrari missfällt nach wie vor das Verhalten der Kollegen während der "Spionage-Affäre" und die Tatsache, dass erst in letzter Minute ein Entschuldigungs-Schreiben verfasst wurde, indem man plötzlich doch eingestand, dass man den Anschuldigungen von Ferrari teilweise Recht geben muss.
"Bei der Anhörung kam McLaren mit der Unterschrift von 200 Managern an, die aussagten, dass sie nie Zugang zu den Informationen hatten", wird Todt vom 'Corriere dello Sport' zitiert. "Als die FIA drei Monate später ihre Verifikation durchführte, da wurde aufgezeigt, dass das absolut falsch war. Sie korrumpierten ihr eigenes Personal, damit sie falsche Dokumentationen unterzeichneten."
Was vielen nicht aufgefallen ist: Das Entschuldigungsschreiben wurde von Whitmarsh unterschrieben, nicht von Teamchef Ron Dennis. Todt fragt sich, ob der Brite kommendes Jahr noch Teamchef sein wird: "Dies ist eine Welt, die sich schnell dreht. Wir haben nun Dezember und die Meisterschaft startet Mitte März. In drei Monaten können eine Menge Dinge passieren."
Auch Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo bleibt gereizt, wenn er das Wort Spionage in den Mund nimmt. Für ihn ist und bleibt der Juli der Tiefpunkt der Saison, als McLaren-Mercedes zunächst nicht bestraft wurde, obwohl man sich im Besitz von Ferrari-Informationen befand: "Das erste Urteil der FIA kann ich nicht vergessen", so der Italiener gegenüber der 'La Repubblica'. "Das war für mich der übelste Moment der Saison."
Ohne ein paar von Ferrari vorgelegter Beweise wäre der britische-deutsche Rennstall ungeschoren davon gekommen, so Montezemolo. In die Kritik geht der Italiener auch mit McLaren-Partner und -Anteilseigner Mercedes: "Ich bin vom Verhalten Mercedes' schockiert, aber ich möchte darüber nicht sprechen."
Auf die Garantie von McLaren-Mercedes angesprochen, wonach man keine Teile entwickeln werde, die geistiges Eigentum von Ferrari enthalten, meint der 60-Jährige zynisch: "Ja, ich bin überzeugt, dass zumindest die Farben anders sein werden. Ich erwarte keinen roten McLaren."
Wenig erfreut ist di Montezemolo auch über die Auszeichnungen für McLaren-Mercedes bei den 'Autosport Awards', bei denen das Auto des Teams zum Auto des Jahres und Lewis Hamilton zum Internationalen Fahrer des Jahres gewählt wurde: "Die Engländer lassen nie eine Chance aus, um ihre mangelnde Sportlichkeit zu demonstrieren. Das beste Auto ist jenes, das gewinnt, und das ist der Ferrari."

