• 22.07.2002 13:11

  • von Fabian Hust

Todt: "Wir können auf dieses Ergebnis stolz sein"

Ferrari-Rennleiter Jean Todt über die Probleme von Barrichello, den Fehler von Schumacher und ein mehr als gutes Renn-Ende

(Motorsport-Total.com) - Mit seinen 1,60 Meter ist Jean Todt ein unauffälliger Mann. Nach außen wirkt der Franzose wie ein besonnener Mensch, der Niemandem ein Haar krümmen kann. Doch diese Fassade ist manchmal nur Schein, denn der Ferrari-Rennleiter trägt seinen Spitznamen "Kleiner Napoleon" nicht umsonst. Wenn es notwendig ist, kann Todt auch einmal gehörig aus der Haut fahren. Genauso jedoch ist er jemand, der morgens die Putzfrau begrüßt, sich abends vor der Abfahrt bei möglichst vielen Teammitgliedern persönlich bedankt und eine Mannschaft damit motivieren kann. Ohne Todt wäre Ferrari nicht da, wo man sich im Moment befindet.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt nahm für Ferrari den Pokal des siegreichen Konstrukteurs entgegen

Die Erfolgswelle, auf der man schwimmt, war vor sechs Jahren noch ganz klein, nun hat sie Todt zusammen mit seinem Team auf eine Riesenwelle aufgebauscht, die die gesamte Konkurrenz überflutet. "Das gestrige Ergebnis ist ein großartiges Ergebnis, das die niemals endende harte Arbeit und Entschlossenheit honoriert, mit der das Team in die Saison gegangen ist", so Jean Todt am Montag nach der kleinen aber feinen Siegesparty, der in Hockenheim etwas ausgelassenere Feiern folgen sollen.

Jean Todt vergoss auf dem Podium ein paar Tränen der Freude, Michael Schumacher auf seiner Auslaufrunde nach dem Überqueren der Ziellinie, wie er später zugab. "Es war ein wirklich sehr emotionaler Moment", blickt Todt auf den Moment zurück, als man realisierte, dass man im elften von 17 Rennen den dritten Fahrertitel in Folge feiern durfte. "Für mich war es der beste Titel, da er so früh bereits entschieden war", so der Technische Direktor Ross Brawn, der schon zu Benetton-Zeiten der Mann hinter Michael Schumachers fünf WM-Titeln war.

Doch in der Stunde des größten Triumphes vergisst Jean Todt auch nicht das, was am vergangenen Sonntag nicht so gut lief: "Die Formel 1 ist nie einfach. Es war traurig zu sehen, wie Rubens aufgebockt auf der Startaufstellung stand und Michael musste gegen die Strafe für das Berühren der weißen Linie an der Boxengassenausfahrt ankämpfen, was ihm die Führung kostete. Aber dennoch hat Ferrari mit Michael ein grandioses Ergebnis erzielt. Dieser Sieg ist der neunte der Saison, aus elf Starts. Wir können auf dieses Ergebnis stolz sein."

Es zeichnet Erfolgstypen wie Jean Todt aus, auch nach einem großartigen Sieg die Schwachpunkte herauszustreichen, um nächstes Mal noch besser zu sein. Eben dies tat man bei der Nachbesprechung des Rennens am heutigen Montag. Dennoch, seine Mannschat kann Todt trotz des verpatzten Barrichello-Rennens loben: "Wir haben ein gutes Auto, einen großartigen Fahrer, ein außerordentliches Team und in diesem Jahr Reifen, die immer unseren Erwartungen gerecht wurden. Alles lief gut."

Michael Schumacher und Jean Todt verbindet nicht nur eine enge persönliche Freundschaft, sie verbindet auch der gleiche Drang zum Perfektionismus, der absolute Siegeswille und so ist es auch kein Wunder, dass Ferrari auch in den kommenden Rennen nicht nachlassen möchte: "Wir haben nun eine gute Führung in der Konstrukteurswertung. Unser Ziel ist es nun, diesen Titel ebenfalls einzufahren und Rubens zu helfen, den zweiten Platz in der Fahrerwertung einzunehmen."