• 22.07.2002 13:39

Michael Schumacher feierte bis tief in die Nacht

Nach der Siegesfeier folgte das schöne Erwachen: Die Presse feiert den Titel und auch intern ist bei Ferrari alles perfekt

(Motorsport-Total.com/sid) - "Renn-Gott, Mythos, Roter Baron": Nach dem fünften Titelgewinn, der ihn auf eine Stufe mit dem unvergessenen Argentinier Juan Manuel Fangio stellt und schon zu Lebzeiten zur Legende macht, huldigt nicht nur die Formel-1-Welt sondern auch die hohe Politik "Kaiser Michael Schumacher I". Italiens Staatschef Carlo Azeglio Ciampi würdigte "eine großartige Leistung", der immer noch einflussreiche Fiat-Ehrenpräsident Gianni Agnelli (81) schwärmte: "Schumacher wird der größte Fahrer aller Zeiten und die Legende Fangio überholen."

Titel-Bild zur News: Barrichello, Schumacher, Burti

Ausgelassene Freude bei Ferrari nach dem Sieg des Fahrertitels

Schumacher selbst schämte sich nach dem achten Saisonsieg beim Großen Preis von Frankreich seiner Tränen nicht und gab zu, dass er noch nie zuvor einen derartigen Gefühlsausbruch erlebt habe. Der Weltrekordler (61 Grand-Prix-Siege) versicherte, dass sein Erfolgshunger noch immer nicht gestillt sei und nahm den bedauernswerten Rivalen bereits die Hoffnung auf bessere Zeiten: "Ich freue mich auf die nächste Herausforderung, vielleicht noch einen weiteren Titel holen zu dürfen."

Auf dem Hockenheimring rollt man Schumacher vor dem Heimspiel am Sonntag (14.00 Uhr/live in Premiere und RTL) den roten Teppich aus und rüstet sich für die größte Formel-1-Party des Jahres. Die Nachfrage nach Karten sei am Montagmorgen sprunghaft angestiegen, erklärte Pressesprecher Hartmut Tesseraux: "Wir freuen uns, dass Michael als Weltmeister zu uns kommt." Zur Premiere der umgebauten Strecke rechnen die Veranstalter mit 120.000 Zuschauern und einem ausverkauften Haus.

Gefeiert wurde der historische Titel-Triumph in dem spontan angemieteten Renaissance-Hotel in Magny-Cours. Im engsten Kreis der Ferrari-Familie gab es am Sonntagabend zunächst ein nobles Team-Dinner, bevor der Nebenraum zur Diskothek umfunktioniert wurde. "Die Party ging bis tief in die Nacht. Es war eine sehr fröhliche und ausgelassene Stimmung, es wurde viel getanzt und getrunken", teilte eine Pressesprecherin mit.

Auch in Maranello und in Schumachers Heimatstadt Kerpen machten die Fans die Nacht zum Tag. Vor dem Ferrari-Werk veranstalteten die Tifosi einen Autokorso. Dazu hingen sie ein Spruchband auf: "Schumi, danke für die Freude, die Du uns allen schenkst." Die italienischen Zeitungen, die Schumacher nach der Teamorder-Affäre von Zeltweg noch zum Teufel gewünscht hatten, schrieben den Deutschen in den siebten Formel-1-Himmel. "Fabelhafter Schumi. Er ist kein Pilot, er ist ein Menschenfresser", titelte die 'Gazzetta dello Sport'.

Für Tuttosport ist der Weltmeister "einfach ein unbesiegbarer Wundermann. Kein Wort genügt, um das zusammenzufassen, was die Formel 1 mit Schumacher erlebt hat." 'Corriere dello Sport' befand: "Schumacher ist der perfekte Fahrer für Ferrari. Er fährt tadellos, bei seinen Erfolgen kann man nur vor Bewunderung schweigen." Für 'La Repubblica' ist Schumachers langes Duell mit der Geschichte zu Ende: "Er steht jetzt im Olymp der Formel 1 an Fangios Seite, die Welt liegt ihm zu Füßen." Schumacher war das fast zuviel des Lobes, er wiegelte ab: "Ich fühle mich nach wie vor wie ein normaler Mensch, der weiß, dass er halt ein bisschen schneller Auto fahren kann als andere."

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der am Sonntagabend mit einem Privatjet von Modena zur WM-Feier in Magny-Cours eingeflogen wurde, machte Schumacher ein ganz besonderes Geschenk. "Ich bleibe, basta! Ich habe mit Ferrari eine Liebesbeziehung. In letzter Zeit hatte ich etwas Ärger, aber bei diesen Erfolgen bleibt einem doch nichts anderes übrig, als zu bleiben und sich zu freuen", erklärte der 55-Jährige und wischte damit alle Spekulationen um seinen möglichen Abschied von Ferrari vom Tisch. Teamchef Jean Todt versprach: "Wir bleiben noch lange zusammen, alle."