• 14.10.2003 14:03

  • von Marco Helgert

Todt und Brawn über das "schmerzhafte" WM-Finale

Ferraris Teamchef Jean Todt und der Technische Direktor Ross Brawn über die Anspannung beim WM-Finale in Suzuka

(Motorsport-Total.com) - Die Zeit der Verwöhnung des Ferrari-Teams ging Ende des letzten Jahres zu Ende. Niemand hätte gedacht, dass Michael Schumacher in diesem Jahr so hart um seine Titelverteidigung kämpfen muss, aber sicher war, dass die absolute Vormachtsstellung aus der Saison 2002 nur schwer wiederholbar sein würde. Nun ist das Vorhaben Titelverteidigung dennoch geglückt ? sogar in doppelter Hinsicht, denn neben dem Fahrertitel gewann man auch die Konstrukteurswertung.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher und Jean Todt

Auch Jean Todt war ausgelaugt, zum Umarmen reichte die Kraft aber noch

"Der Wettbewerb in dieser Saison war härter", bestätigte Teamchef Jean Todt. "Es war schwieriger, das zu erreichen, was wir erreicht haben. Wir mussten bis zum letzten Rennen darauf warten. So richtig können wir uns derzeit auch nicht darüber freuen, weil es einfach schwer zu glauben ist, und wir so hart dafür gekämpft haben. Es dauert noch ein paar Tage, bis es sich wirklich gesetzt hat."

Konstant zum Erfolg: In ein paar Jahren wird Stolz regieren

Trotz des derzeit noch vorherrschenden mangelnden Verständnisses für das Erreichte, den Stolz kann der Franzose nicht verbergen: "Worauf wir am meisten stolz sein können ist, dass wir seit 1997 das gleiche Team sind. Dieses Team hat nun die Konstrukteurswertung fünfmal in Folge gewonnen, und Michael holte viermal in Folge den Fahrertitel. Auch wenn wir es derzeit vielleicht nicht verstehen, in ein paar Jahren können wir stolz darauf sein."

Zweifel am möglichen Erfolg gab es nicht, auch wenn der Druck immens war: "Wir haben schon zuvor gesagt, dass der eine Punkte schwerer zu erreichen sein wird als ein Sieg", erklärte Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn. "Bei Michael weiß man aber, dass er es irgendwie schaffen wird. Selbst als er mit der kaputten Fahrzeugnase an die Box kam dachte ich mir: 'Er hat alles komplizierter gemacht, aber er schafft es dennoch.'"

"Von außen sieht man seine Fähigkeit, aber nicht die Person und die Art, wie er mit dem Team arbeitet", so der Engländer weiter. "Er hat eine Passion für seine Arbeit", ergänzte Jean Todt, "er ist sehr professionell, immer verfügbar, möchte alles verstehen und ist neugierig. Auf der anderen Seite hat ihn Ferrari fantastisch unterstützt. Er bekam ein tolles Auto, einen fantastischen Motor."

Sieg in Suzuka und beide Titel: Das Team ist ausgelaugt

Nachdem in Suzuka das Ziel erreicht war, war es nicht nur Michael Schumacher, der sich ausgelaugt fühlte. "Uns allen ging es so", bestätigte Ross Brawn. "Ich war an der Boxenmauer total ermüdet. Man steckt in der Sache drin und sieht, wie sich das alles entwickelt. Man versucht Entscheidungen zu fällen, und wenn es dann zu Ende ist, dann schaut man sich an und denkt: 'Ist das wirklich passiert?'"

"Es sind Schmerzen, körperliche Schmerzen", so Todt. "Wir sind darauf fokussiert, einen guten Job abzuliefern und hart zu kämpfen, so wie alle anderen. Man spürt wirklich in seinem Körper Schmerzen." Ross Brawn hegt schon den Gedanken, dass dies nicht zu häufig passieren sollte: "Ich meinte schon zu Jean, dass wir dafür langsam zu alt werden", so der Engländer scherzhaft.