• 07.09.2003 12:29

Todt fordert Disqualifikation der Michelin-Teams

Jean Todt erklärt, warum er es nicht dulden würde, wenn ein Team mit den alten, umstrittenen Michelin-Reifen fahren würde

(Motorsport-Total.com/sid) - In der Formel 1 geht es im spannendsten WM-Endspurt seit Jahren rund, vor dem Ferrari-Heimspiel in Monza (14. September) dreht sich alles um die Reifen. Ferrari-Rennleiter Jean Todt fordert jetzt sogar den Ausschluss aller Teams, die mit den seiner Meinung nach illegalen Michelin-Gummis fahren. "Ich weiß nicht genau, seit wann Michelin diese Reifen benutzt. Aber eigentlich müssten die entsprechenden Teams für alle Rennen disqualifiziert werden, bei denen sie diese Reifen verwendet haben", sagte der Franzose im Interview der 'Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung'.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt zeigt mit dem Finger auf die Michelin-bereifte Konkurrenz

Ferrari hatte den Reifen-Konflikt ins Rollen gebracht und die Michelin-Rennställe beim Automobil-Weltverband (FIA) "verpetzt". Nach Ansicht der Italiener, die selbst mit Bridgestone-Pneus unterwegs sind, entsprächen die Reifen der Rivalen nicht dem Reglement. Die Lauffläche der Michelin-Vorderreifen, die unter anderem von den beiden Ferrari-Konkurrenten McLaren-Mercedes und BMW-Williams eingesetzt werden, soll nach den Rennen breiter als das laut Regelwerk vorgeschriebene Maximum von 270 Millimetern sein.

Auf der Rennstrecke ist bei Ferrari seit Wochen die Luft raus, die Verfolger kommen immer näher. Vor dem Großen Preis von Italien führt Weltmeister Michael Schumacher nur noch mit einem Punkt vor BMW-Williams-Pilot Juan Montoya (Kolumbien), einen weiteren Zähler zurück folgt der Finne Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) auf Rang drei.

Ferrari hält sich wegen der Reifen-Affäre allerdings nicht für einen schlechten Verlierer, erklärt Todt: "Was glauben Sie, wenn die Bridgestone-Reifen auf einem Ferrari zu breit gewesen wären? Glauben Sie, die hätten stillgehalten? Sie hätten uns alle gekreuzigt. Sie hätten uns Betrug vorgeworfen." Der Franzose versichert, dass sein Team nicht gegen die Wertung des Rennens in Budapest protestiert habe, "obwohl wir das hätten tun können. Die Beweise lagen vor."

Laut Todt habe Ferrari nicht protestiert, um dem Sport keinen Schaden zuzufügen. Nun aber sei es Sache der FIA, sicherzustellen, dass die Regeln beachtet werden, meint der Ferrari-Teamchef: "Da geht es um die Glaubwürdigkeit des Sports." Michelin beruft sich allerdings darauf, dass die umstrittenen Reifen bis zum Rennen in Ungarn von der FIA schriftlich genehmigt waren.

In Monza will die FIA erstmals auch nach einem Grand Prix Messungen bezüglich der Reifen vornehmen. Unterdessen sagte Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier, man habe auf die neue Regelauslegung bereits reagiert und bei den Tests in der vergangenen Woche in Monza mit neuen Reifen gearbeitet.

Todt verteidigt die Position Ferraris entschieden. Es sei nicht fair, Reifen einzusetzen, die illegal sind, meint der Franzose und nennt ein Beispiel: "Wenn ich das Rennen mit einem Drei-Liter-Motor beginne, und am Ende beträgt der Hubraum 3,5 Liter, spielt es keine Rolle, dass der Motor im Neuzustand den Regeln entsprach. Jedes Teil des Autos muss während des Rennwochenendes legal sein." Er erwarte deshalb, dass sich Michelin ab dem nächsten Rennen an die Regeln halte.

Der Ferrari-Teamchef gibt aber zu, dass er nicht so naiv sei, zu glauben, dass die Rivalen nur von den angeblich illegalen Reifen profitiert hätten. "Ein Auto besteht aus vielen Bestandteilen. Das Paket bestimmt die Wettbewerbsfähigkeit, und der Reifen ist eine wichtige Komponente. Wenn er nur zwei Zehntel ausgemacht hat, ist das schon viel", sagt Todt: "Denn zwei Zehntel können in der Startaufstellung mehrere Plätze ausmachen."