• 07.07.2011 11:18

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Theissen: Williams-Übernahme war nie ein Thema

Weil "die Unternehmenskulturen von Williams und BMW Motorsport sehr unterschiedlich waren", kam eine Übernahme von Williams durch BMW nie in Frage

(Motorsport-Total.com) - 2003 war Williams-BMW nahe dran, erstmals Weltmeister zu werden, doch nach diesem Höhepunkt sollte es für die Partnerschaft nur noch bergab gehen: 2004 ging mit der belächelten "Hammerhai"-Nase von Antonia Terzi der Saisonbeginn völlig daneben und der Sieg von Juan Pablo Montoya in Sao Paulo sollte der letzte der Partnerschaft bleiben. 2005 reichte es nur noch zu Platz fünf in der Konstrukteurs-WM.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen und Patrick Head

Mit Patrick Head versteht sich Mario Theissen noch heute sehr gut

BMW zog die Konsequenzen aus dem sportlichen Rückfall und gründete gemeinsam mit Sauber ein eigenes Werksteam. Aber hat man damals nicht auch in Erwägung gezogen, den bestehenden Partner Williams zu übernehmen? "Nein", dementiert der ehemalige BMW-Sportchef Mario Theissen. "Als das Thema bei uns diskutiert wurde, haben wir Sauber als natürliche Lösung betrachtet, wo einfach die Voraussetzungen für einen Erfolg höher waren. Das hat dann auch recht gut funktioniert."

Umstrukturierungen in München und Hinwil

"Es gab aber auch da Reibungspunkte", gibt er zu. "Wir mussten beide Seiten umstrukturieren, München und Hinwil, um ein Gesamtoptimum zu erreichen. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass es eine schwierige Herausforderung war, die Kraftübertragung nach München zu verlegen. Das war meine Entscheidung, denn meiner Meinung nach ist der Antriebsstrang, also Motor und Getriebe, etwas, was von einer Hand erledigt werden sollte. Das war ein Test für Hinwil."

¿pbvin|512|3852||0|1pb¿"Andererseits war klar, dass das Team von Hinwil aus und nicht von München geführt wurde. Das hat in München nicht allen gefallen. Aber es hat ganz gut funktioniert und 2008 hatten wir ein wirklich starkes Team", erinnert er an die stärkste Saison mit dem Doppelsieg durch Robert Kubica und Nick Heidfeld in Montreal. BMW belegte in jenem Jahr hinter Ferrari und McLaren Platz drei in der Konstrukteurs-WM, Williams wurde nur Achter.

Theissen glaubt nicht, dass eine deutsch-britische Partnerschaft auf Fusionsbasis funktioniert hätte, denn "die Unternehmenskulturen von Williams und BMW Motorsport waren sehr unterschiedlich", unterstreicht er. "Es hätte enormer Anstrengungen bedurft, diese beiden Kulturen in eine neue Teamkultur zusammenzuführen. Aus diesem Grund haben wir nie in Betracht gezogen, dass das der richtige Weg sein könnte."

Keine menschlichen Probleme

Gerhard Berger, Frank Williams, Mario Theissen

Gerhard Berger, Frank Williams und Mario Theissen im Jahr 2003 Zoom

Dabei gab es menschlich angeblich keine Probleme mit Frank Williams oder auch dessen Partner Patrick Head: "Patrick ist ein toller Kerl. Ich genieße es sehr, mit ihm zu quatschen und Spaß mit ihm zu haben. Es war nicht einfach, mit ihm zu arbeiten, weil wir komplett unterschiedliche Arbeitsweisen haben. Das hat hie und da zu Spannungen geführt, aber heute können wir beide darüber lachen", schmunzelt Theissen.

Dass für Williams mit der Trennung von BMW und dem Verlust namhafter Sponsoren eine sportliche Talfahrt begonnen hat, überrascht Theissen nicht: "Es ist natürlich zu erwarten gewesen, dass es schwer sein wird, nach Patrick und Frank ein professionelles Management in dieser Firma zu installieren, die nach wie vor inhaberdominiert wird. Das ist nicht einfach. Ich hoffe, dass sie die Kurve kriegen, denn Williams gehört in die Formel 1", so der 58-Jährige.