• 03.03.2003 16:00

Theissen: "Sollten Ferrari einholen können"

BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen glaubt trotz schleppender Vorbereitung an das Potential des Williams FW25

(Motorsport-Total.com/sid) - Für BMW-Williams müsste nach den Plätzen drei und zwei in der neuen Formel-1-Saison eigentlich der Griff nach dem WM-Titel auf dem Programm stehen. "Die Richtung sollte so sein", sagt BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) vor dem WM-Auftakt am Sonntag in Melbourne (4.00 Uhr MEZ/live bei Premiere und RTL).

Titel-Bild zur News: Dr. Mario Theissen

Mario Theissen glaubt weiterhin an das neue Williams-BMW-Konzept

Doch nach der eher schleppend verlaufenen Saisonvorbereitung herrscht beim bayerisch-britischen Team nur verhaltener Optimismus. Theissen: "Wir haben ein neues Konzept, dessen Potenzial nicht auf Anhieb voll ausgeschöpft wird. Deshalb sehe ich Ferrari jetzt erst recht als Favorit. Ich habe schon vorher gesagt, dass es vermessen wäre, zu glauben, den großen Vorsprung von Ferrari in nur einem Winter aufzuholen."

Dennoch haben die Weiß-Blauen versucht, mit dem Bau des teilweise radikal neuen FW25 das unmöglich Scheinende möglich zu machen. "Williams hat einen großen Sprung gemacht. Man hat sich von einem Konzept gelöst, an dem fünf, sechs Jahre festgehalten wurde. Wenn man nur auf die Daten schaut, muss das ein Schritt nach vorne sein", sagt Theissen.

Was fehlt, ist die Feinabstimmung des neuen Systems. "Aber ich denke, von den Konzeptmerkmalen sollten wir Ferrari einholen können", erklärt der BMW-Techniker. Beim Griff nach den Sternen setzt Theissen auf die Qualitäten von Juan Montoya (Kolumbien) und Ralf Schumacher (Kerpen), die im Vorjahr die Plätze drei und vier in der Fahrer-WM belegten.

"Ich zähle sie zu den besten fünf Fahrern im Feld. Sie sind in der Lage, Siege und Titel einzufahren, wenn man ihnen das richtige Auto zur Verfügung stellt", erklärt der 50-Jährige: "Ich erwarte beide auf einem gleich hohen Niveau."

Ob der neue Qualifikationsmodus mit nur einer schnellen Runde dem letztjährigen Trainings-Weltmeister Montoya (7 Pole Positions) oder Schumacher entgegenkommt, darauf ist Theissen sehr gespannt. "Man hat nur eine Chance, in einer Runde das Maximum zu erreichen. Im vergangenen Jahr hatte man den Eindruck, dass sich Juan darauf perfekt konzentrieren konnte", sagt der BMW-Mann: "Aber Ralf hat meistens in der ersten Runde des Qualifyings die Abstimmung des Autos besser hinbekommen."

Das Einzelzeitfahren, nach dem die Teams den Motor nicht mehr wechseln und nicht einmal mehr nachtanken dürfen, stellt auch für die Techniker eine neue Herausforderung dar. "Wir wissen, wie sich ein Motor in einer schnellen Runde und wie in einem Rennen verhält. Aber wie eine schnelle Runde am Anfang eines Motorlebens die Lebensdauer im Rennen beeinflusst, müssen wir erst rausfinden", meint Theissen.

Mit der kurzfristigen Einführung der Regeländerungen durch den Automobil-Weltverband FIA war neben Teamchef Frank Williams, der gemeinsam mit McLaren-Boss Ron Dennis deshalb vor ein Schiedsgericht zieht, auch BMW nicht glücklich. "Die Intention, Kosten zu sparen und den Sport spannender zu machen, ist zu unterstützen. Aber die Art und Weise der Änderungen hat uns nicht begeistert", sagt Theissen.

Noch nicht abgeschlossen sind die Verhandlungen der Münchner über eine Vertragsverlängerung mit Williams über 2004 hinaus. "Wir setzen uns nicht unter Zeitdruck", sagt Theissen, der mit Partner Gerhard Berger dem Konzern-Vorstand mehrere Szenarien vom Bau eines eigenen Autos bis zum Ausstieg vorgelegt hat: "Wir werden unsere Entscheidung aber auf jeden Fall bis Saisonmitte treffen."