• 03.08.2008 10:13

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Theissen relativiert Renault-Motorenbeschwerden

Von Renault kamen dieser Tage kritische Stimmen zur Einhaltung der Motorenhomologierung, was man bei BMW nicht nachvollziehen kann

(Motorsport-Total.com) - Das Renault-Team steckt seit 2007 in einer sportlichen Krise, tut sich auch seit der Rückkehr von Hoffnungsträger Fernando Alonso schwer, den Anschluss an die Spitze wieder zu finden. Als einer der Gründe dafür wurde dieser Tage die Motorenentwicklung ausgemacht, die bekanntlich "eingefroren" ist. Bei Renault vermutet man jedoch, dass einige Teams die Grenzen des Reglements zu stark ausgelotet haben.

Titel-Bild zur News: Renault-Motor

Renault glaubt, bei der Homologierung des Motors "zu legal" vorgegangen zu sein

Zum Hintergrund: Als homologierte Bereiche gelten der Motorblock selbst, einige Nebenkomponenten sowie ein Teil des Lufteinlasses. Sollte ein Team feststellen, dass einer dieser Bereiche Zuverlässigkeitsprobleme auslöst, dann dürfen Veränderungen vorgenommen werden - allerdings nur mit Zustimmung der FIA und aller anderen Teams, damit ausdrücklich nicht die Performance, sondern eben nur die Zuverlässigkeit verbessert wird.#w1#

Geringer Spielraum bei Öl und Benzin

Tatsächlich PS-Leistung finden können die Motoreningenieure heute also nur noch beim Auspuffsystem sowie über Öl und Benzin. Aber: "Da wir Öl und Benzin seit zehn Jahren weiterentwickeln, ist der Spielraum da sehr gering", erklärte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen am Rande des Grand Prix von Ungarn. BMW hat seit Einführung der Homologierung "weniger als zehn PS" beim Motor gefunden, Auspuffsystem nicht eingerechnet.

Das Renault-Argument, man sei ins Hintertreffen geraten, weil andere Hersteller den Spielraum an der Grenze zur Illegalität ausgelotet hätten, ist also ein wenig fragwürdig. Erstens liegt es in der Formel 1 in der Natur der Sache, dass an die Grenzen gegangen wird, zweitens hatte Renault Gelegenheit, jeder Änderung bei der Konkurrenz zuzustimmen oder nicht und drittens streuen alle Motoren im Feld laut Theissen derzeit nur "um 20 PS oder weniger".

Gerüchte um Ferrari nicht glaubwürdig

Gerüchte, wonach Ferrari über den Winter dank einiger Modifikationen 25 bis 50 PS auf einen Schlag gefunden haben soll, hält der Deutsche für Unsinn: "Das ist unmöglich. Würde man versuchen, die nächsten drei bis fünf PS zu finden, dann würde das riesige Anstrengungen erfordern - ohne die Sicherheit, dass man das Ziel wirklich erreicht. Der Spielraum ist so klein, dass man sein Geld besser woanders investiert", erläuterte er.

Allerdings räumte der 55-Jährige ein, dass die Homologierungsauflagen 2007 noch weniger strikt waren als jetzt. Wer damals mehr geändert hat, könnte diesen Vorteil mitgenommen haben - oder eben auch einen Nachteil: "Im ersten Jahr durfte man noch mehr machen als jetzt. Wenn man also diese Möglichkeit verpasst hat, dann kann man sich davon nicht mehr erholen", gab Theissen zu Protokoll.