• 08.10.2005 12:26

  • von Inga Stracke

Theissen: "Der Zeitplan wäre sehr anspruchsvoll"

Der BMW Motorsport Direktor über ein mögliches elftes Formel-1-Team, das zukünftige Qualifying, die Hersteller und die Ergebnisse in Japan

(Motorsport-Total.com) - Wie in jedem Jahr mischt sich am Ende der Saison unter die sportlichen Themen auch mehr und mehr Politik und Planungen für das nächste Jahr. Noch steht eine feste Qualifyingregelung für 2006 aus. Zudem gibt es die Ankündigung, dass demnächst ein neues Team in die Formel 1 kommen wird, während die Hersteller die Pläne für eine eigene Serie weiter vorantreiben. BMW Motorsport Direktor Mario Theissen widmete sich unter anderem diesen Themen in einem Interview mit 'F1Total.com'-Boxengassenreporterin Inga Stracke.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Auch Mario Theissen ist auf das neue Formel-1-Team gespannt

Frage: "Das Qualifying hier in Japan war eher eine Wetterlotterie. Was sagen die Meteorologen denn für morgen voraus?"
Mario Theissen: "Für morgen ist trockenes Wetter angesagt und damit ein spannendes Rennen, denn einige Favoriten sind heute ganz hinten gelandet. Die müssen sich morgen durch das Feld arbeiten."#w1#

Frage: "Wie ist die eigene Bilanz? Was kann man hier noch herausreißen?"
Theissen: "Die eigene Bilanz ist sicher besser als wir vor dem Qualifying erwarten konnten. Antonio (Pizzonia) musste als Zweiter raus und Mark (Webber) als Vierter. Das ist unter normalen Umständen eine Garantie dafür, dass man ziemlich weit hinten im Feld steht. Durch diese Wetterbedingungen ist es anders. Mark hat das Beste aus seiner Runde gemacht und ist auf Platz sieben vorgestoßen. Antonio ist zum ersten Mal hier auf dieser Strecke, er hat sicher noch lernen müssen, die Strecke ist schon im Trockenen extrem anspruchsvoll. Er steht auf Platz zwölf, aber auch das ist eigentlich okay. Wir müssen jetzt sehen, wie es morgen im Rennen läuft."

Frage: "Immer wieder hört man von Fahrern und Teamchefs, dass diese neue Qualifikationsregel nicht so optimal ist. Zum einen benachteiligt sie bei solchen Sachen wie dem heutigen Regen die, die spät rausgehen, zum anderen, wenn es trocken ist, aber die, die im Rennen zuvor ohnehin schon Pech hatten und früh ausgefallen sind."
Theissen: "Das ist richtig und es gibt auch Überlegungen, die Startreihenfolge für das nächste Jahr zu ändern, beziehungsweise die Methode, wie diese Startreihenfolge festgelegt wird. Es ist aber alles noch in Diskussionen. Ich hoffe aber, dass es dazu kommt, denn es ist wirklich nicht gut, wenn man aus dem vorherigen Rennwochenende ein Handicap oder einen Vorteil in das neue mitnimmt."

Frage: "Es gibt auch Gespräche über ein angebliches, neues elftes Team in der Formel 1, das, so heißt es, mit Honda im nächsten Jahr bereits fahren soll. Kann man in so kurzer Zeit überhaupt ein Team aufbauen?"
Theissen: "Ich habe die Gerüchte auch gehört, allerdings nur aus der Presse. Ich weiß nicht, was dahinter steckt. Der Zeitplan wäre sehr anspruchsvoll, aber grundsätzlich würden wir natürlich ein zusätzliches Team begrüßen. Prinzipiell sind ja zwölf Teams in der Formel 1 vorgesehen, momentan sind es nur zehn. Damit sind zwei Plätze frei und es wäre schön, wenn diese geschlossen werden."

"Das ist nach vielen Jahren sicher zum ersten Mal so, dass die Hersteller sich so einig sind." Mario Theissen

Frage: "Wenn dies ein Team mit Honda-Unterstützung ist, könnte dies im Sinne der Herstellervereinigung auch eine weitere Stimme sein. Es gab von der GPMA eine Pressemitteilung, wie ist da momentan der Stand der Dinge?"
Theissen: "Bevor wir darüber spekulieren, sollten wir erst sehen, ob dieses Team wirklich auftaucht, denn bisher weiß keiner etwas Näheres darüber."

Frage: "Und wie ist der Stand in der Herstellervereinigung?"
Theissen: "Es gab einen Versammlungstermin in der letzten Woche und die Hersteller haben sich darauf verständigt, dass sie gemeinsam vorangehen werden, dass Beschlüsse gemeinsam gefasst werden, dass sie ihre gemeinsame Sicht, wie die Zukunft des Sports aussehen sollte, auch so verfolgen, und das ist nach vielen Jahren sicher zum ersten Mal so, dass die Hersteller sich so einig sind. Ich glaube, das ist eine gute Situation, um jetzt wirklich voranzukommen."

Frage: "Man liest in der Presse, dass der BMW Vorstand sagt, dass man bald den Punkt erreicht hat, an dem man bezüglich einer zweiten Serie nicht mehr zurück kann. Es soll noch in diesem Jahr eine Entscheidung fallen."
Theissen: "Der 'Point of no Return' ist so zu verstehen, dass man sich jetzt Gedanken darüber machen muss, wie diese Zukunft aussieht, denn Ende 2007 läuft das Concorde-Agreement aus."