• 25.09.2003 13:42

Theissen: Der Konstrukteurstitel ist wichtiger

BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen spricht über das vielleicht entscheidende vorletzte Rennen der Saison 2003

(Motorsport-Total.com/sid) - Mit einem 920-PS-starken Kraftpaket will BMW in Indianapolis die Verfolgung von Weltmeister Michael Schumacher aufnehmen. "Wir werden die letzten Reserven lockermachen", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen in einem Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) vor dem Großen Preis der USA am Sonntag.

Titel-Bild zur News: Dr. Mario Theissen

Dr. Mario Theissen gibt für Indy ein paar PS mehr frei

In seiner letzten Ausbaustufe wiegt der P83-Motor aus München weniger als 90 Kilo und schafft 19.200 Umdrehungen pro Minute. Von diesem Triebwerk verspricht sich Theissen den möglicherweise
entscheidenden kleinen Vorteil gegenüber der Konkurrenz, um zumindest einen WM-Titel nach München zu holen. In der Fahrer-Wertung liegt der Kolumbianer Juan-Pablo Montoya drei Punkte hinter Ferrari-Pilot Michael Schumacher (79:82), und bei den Konstrukteuren hat BMW-Williams vier Zähler Vorsprung auf Ferrari (141:137).

"Der Fahrertitel wäre natürlich nicht schlecht. Er ist der in der Öffentlichkeit bekanntere", sagt Theissen. Wenn er sich aber für eine WM-Krone entscheiden müsste, würde er die für die Markenwertung nehmen. "Für BMW als Automobilhersteller ist der Konstrukteurstitel natürlich wichtiger, hier kann das Unternehmen seine Kompetenz demonstrieren. Deshalb ist dieser Titel sehr hoch, für uns vielleicht sogar höher als der Fahrertitel anzusiedeln."

BMW-Williams wird in Indy, wo die mit rund 20 Sekunden längste Dauer-Vollgas-Passage auf die Teams wartet, bis ans technische Limit gehen. "Wenn die Saison so hart umkämpft ist wie diese, kann man nicht glauben, man könne im Schongang nach Hause fahren. Man muss sich auf die Gratwanderung einlassen. Da entscheidet sich dann, wie groß die Kompetenz eines Teams ist", erklärt Theissen, der nach dem Abschied seines Partners Gerhard Berger in Monza nun allein für die BMW-Motorsportaktivitäten verantwortlich ist: "Klar ist, dass beim aktuellen Punktestand ein Ausfall schlimmer ist als ein zweiter Platz."

Ein besonderer Ansporn ist die "Wiederauferstehung" von Ferrari in Monza. "Auch wenn wir nicht wissen, was dort konkret gelaufen ist, stellen wir natürlich schon fest: Jetzt müssen wir wieder nachlegen. Wenn der Gegner aufholt, dann ist das immer ein ganz guter Antrieb. So etwas setzt Energien frei", sagt Theissen.

Nach den Schwierigkeiten zu Saisonbeginn hatte der BMW-Mann eigentlich im Mai die WM schon abgeschrieben, doch dann kam die große Aufholjagd der Weiß-Blauen, weil die Weiterentwicklung des FW25 plötzlich Früchte trug. Theissen: "Da war allerdings auch ein Sprung in der Reifenentwicklung von Michelin nötig. Gleichzeitig ist uns die Konkurrenz entgegengekommen. Die hatte Schwierigkeiten, ihr Paket zum Funktionieren zu bringen."

Montoya stand zuletzt achtmal in Folge auf dem Treppchen, holte 64 von 80 möglichen Punkten (Michael Schumacher nur 44), gewann in Monaco und Hockenheim. Teamkollege Ralf Schumacher siegte auf dem Nürburgring und in Magny-Cours und wurde erst durch Platz neun in Silverstone und den Startunfall in Hockenheim in der WM entscheidend zurückgeworfen.

In Monza pausierte "Schumi II" wegen der Folgen einer Gehirnerschütterung nach einem Testunfall, in
Indianapolis will er wieder wichtige Punkte für das Team einfahren - und sich dabei aus dem Titelkampf zwischen seinem Bruder und seinem Teamkollegen möglichst raushalten.