Theissen befürchtet Tricksereien bei neuem Reglement
Das geplante neue Motorreglement zur Kosteneinsparung wirft für Dr. Mario Theissen einige wichtige Fragen auf
(Motorsport-Total.com/sid) - BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen befürchtet nach Einführung des neuen Motorenreglements in der Formel 1 im Jahre 2004, dass einige Teams tief in die Trickkiste greifen und damit die neuen Regeln unterlaufen könnten. "Wenn die Spielregeln nicht ganz genau definiert werden, wird es wirklich tricky", meinte Theissen in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin 'Focus'.

© xpb.cc
Für Theissen ist das neue Reglement noch viel zu schwammig definiert
Der BMW-Motorenexperte führt an, dass im neuen Reglement des Automobil-Weltverbandes FIA, das nur noch einen Motor pro Wochenende erlaubt, viele Einzelheiten noch nicht geregelt sind. "Wie ist der Begriff 'neuer Motor' exakt definiert? Welche Anbauteile dürfen noch gewechselt werden? Wer überwacht dieses Auswechseln?", fragte Theissen: "Was ist mit einem Fahrer, der freitags gar nicht fährt, samstags nur das Qualifying und sonntags dann das Rennen? Der käme mit einem heutigen 400-Kilometer-Motor aus, der deutlich stärker sein könnte als ein 800-Kilometer-Motor."
Theissen entwarf noch ein anderes Szenario, dass Fahrer ganz bewusst den Zehn-Plätze-Abzug in der Startaufstellung für den Austausch eines Motors in Kauf nehmen könnten. "Der steht dann zehn Plätze weiter hinten, kann aber mit einem speziell entwickelten 400-Kilometer-Triebwerk ins Rennen gehen. Das könnte die zehn Plätze locker wieder wettmachen. Das könnte genau zum Gegenteil von dem führen, was die neue Regelung bewirken soll."
Die FIA will mit der Limitierung der Triebwerke eine Reduzierung der Kosten erreichen. Was nach Theissens Meinung auch möglich ist. Man könne bei 17 Grand Prix insgesamt 34 Motoren einsparen, dazu eine nicht unbedeutende Summe bei den Tests, rechnete er vor. "Nach Adam Riese müsste es tatsächlich zu einer Einsparung kommen, weil die Motorenstückzahl der dominierende Faktor im Budget der Motorenhersteller ist", sagte Theissen.
Generell hat der BMW-Mann nichts gegen eine Kostenreduzierung einzuwenden. Die bis an die Grenzen ausgereizte Technik mache zwar "einen großen Teil der Faszination der Formel 1 aus". "Trotzdem sollte man auch in diesem Geschäft ein sinnvolles Maß für den Aufwand im Auge behalten. Technischer Fortschritt als Faszinosum gern und als Fortschritt für die Serie unbedingt, aber bitte doch keinen technischen Overkill", sagte Theissen.

