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Testreglement wird 2014 geändert

Wie sich die Reglementrevolution auf die Wintertests auswirken wird, warum sich Pirelli einen Test in Abu Dhabi wünscht und weshalb Marussia kein Test-Gegner ist

(Motorsport-Total.com) - Das Thema Testfahrten spaltet die Formel 1. Die Fahrer würden freilich lieber im Rennwagen testen als im Simulator und für junge Piloten würde sich durch eine Lockerung des Testverbots die große Chance bieten, rascher Erfahrung zu sammeln, doch die hohen Kosten, die keinen Mehrwert für die Zuschauer bieten, sprechen gegen die Tests.

Titel-Bild zur News: Davide Valsecchi

2014 könnte ein Wintertest bei hohen Temperaturen in Abu Dhabi stattfinden Zoom

Derzeit sind nur zwölf Testtage in drei festgelegten Blöcken vor der Saison erlaubt - im Reglement steht außerdem, dass die Versuchsfahrten im Europa stattfinden müssen. Doch kommendes Jahr steht die große Reglementrevolution bevor, und die 2,4-Liter-V8-Saugmotoren werden durch 1,6-Liter-V6-Turbos abgelöst.

Durch diesen großen Einschnitt fordert vor allem Ferrari eine Rückkehr der Testfahrten - nicht ganz, ohne den eigenen Vorteil außer Acht zu lassen, denn die "Scuderia" besitzt mit Fiorano als einziges Team eine hauseigene Teststrecke. Am Mittwoch scheiterte aber eine von Ferrari initiierte Abstimmung der Teams über die Rückkehr der Tests knapp mit 5:6.

Tests 2014 auch im Januar und außerhalb Europas

Dennoch wird es 2014 Änderungen geben, wie McLaren-Sportdirektor Sam Michael erklärt: "Das Testen in Vorbereitung auf die neue Saison ist nun auch außerhalb Europas erlaubt - Testfahrten sind im Januar erlaubt." Das ergibt Sinn, denn zehn von elf Teams wünschen sich aufgrund des neuen Reglements einen vorgezogenen Teststart im Januar, um auf etwaige Probleme reagieren zu können. Der Teststart soll wie 2013 in Jerez stattfinden.

Wie es dann weitergeht, ist allerdings offen. Ein Test außerhalb Europas in wärmeren Gefilden gilt als populäre Option, denn die niedrigen Temperaturen in Barcelona machten die Reifentests dieses Jahr für viele zu einer Mission Impossible. "Würden die Tests beispielsweise in Abu Dhabi oder Bahrain stattfinden, wäre das besser", legt Pirellis Motorsport-Chef Paul Hembery seinen Standpunkt dar.

"Würden die Tests beispielsweise in Abu Dhabi oder Bahrain stattfinden, wäre das besser." Paul Hembery

Pirelli wünscht sich Wintertest in Abu Dhabi

Er will verhindern, dass die Teams wie dieses Jahr im Dunkeln tappen und Pirelli der schwarze Peter zugeschoben wird: "Wenn du schon im Januar weißt, was im März passieren könnte, hättest du etwas Zeit, um im Fall der Fälle bereits Monate vorher zu reagieren." Zumal das neue Reglement, das vermutlich zu breiteren Hinterreifen führt, laut Hembery für die Teams und Pirelli eine "harte Nuss" wird.

"Klar kannst du im Simulator arbeiten, doch ich hoffe, es wird einen Test in Abu Dhabi geben", sagt er. "Vor Melbourne werden wir dennoch kein klares Bild bekommen. Bei den Wintertests halten sich die Teams schließlich meist bedeckt. Man will ja nicht zeigen, was man kann. Für uns macht es das nicht einfacher."

Marussia kann sich Lockerung des Testverbots vorstellen

Grundsätzlich müssen sich die Teams aber weiterhin an den Rennwochenende darum bemühen, neue Teile auszuprobieren, denn während der Saison sind Tests wie bisher streng verboten. Wird Ferrari weitere Versuche wagen, um einen möglichen Umsturz herbeizuführen? "Ehrlich gesagt ist das eher etwas, das die Teamchefs untereinander besprechen", kann Ferraris Chefdesigner Nikolas Tombazis keinen Aufschluss geben. "Ich schätze, es wird weitere Diskussionen geben, aber ich denke nicht, dass dies auf Ingenieurs-Ebene besprochen wird."

Interessant ist, dass sich auch das kleine Marussia-Team nicht komplett gegen eine Lockerung des Testreglements verschließt. Möglicher Hintergrund: Ferrari hat Juniorpilot Jules Bianchi beim russischen Rennstall geparkt, 2014 wird man vermutlich mit den italienischen Triebwerken an den Start gehen.

"Die Tests würden uns vielleicht die Möglichkeit geben, etwas mehr aufzuholen." David Greenwood

Angesprochen auf ein mögliches Comeback der Tests meint Marussia-Chefingenieur Dave Greenwood: "Das ist eine knifflige Sache, nicht wahr? Als Ingenieur will man natürlich testen gehen, aber man muss auch die Ressourcenfrage in Betracht ziehen." Wie sein Team dazu steht? "Solange es in einer messbaren, kontrollierten Art und Weise funktioniert und nicht komplett freigegeben wird, dann würde es uns vielleicht die Möglichkeit geben, durch die Tests etwas mehr aufzuholen."