powered by Motorsport.com

Team-Umbau: Renault will nicht mehr weiter wachsen

Cyril Abiteboul erklärt, wie die neue Renault-Struktur funktioniert, warum die Motorenabteilung wieder kleiner werden soll und wie man nun das Feld aufrollen will

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Renault die Motorenabteilung in Viry nach dem bösen Erwachen 2014 und den enormen technischen Problemen konsequent aufrüstete, erwägt man nun wieder eine Personalverringerung. "2017 wird für uns eher ein Konsolidierungsjahr", erklärt der Geschäftsführer des Renault-Teams, Cyril Abiteboul, dass sich die neue Struktur nun einspielen soll. "In Viry liegt der Fokus viel mehr auf Qualität, als auf Quantität, und wir werden die Größe unseres Betriebs vielleicht sogar ein wenig reduzieren."

Titel-Bild zur News: Cyril Abiteboul

Kann Cyril Abiteboul das Renault-Team wieder nach oben führen? Zoom

In der Chassisabteilung will man zwar nicht zu so drastischen Mitteln greifen, aber ebenfalls nicht mehr so aggressiv neues Personal engagieren. "Wir haben rund 100 Leute rekrutiert, was ein Wachstum von 20 Prozent darstellt", erklärt Abiteboul. "Das ist viel. Wir werden jetzt das Wachstum etwas verlangsamen, damit alle auf die Beine kommen."

Interne Stabilität und Ordnung innerhalb der unterschiedlichen Abteilungen ist jetzt das entscheidende Thema beim Rennstall, der im vergangenen Jahr über Rang neun in der Konstrukteurs-WM nicht hinauskam. Abiteboul, der sich erst kürzlich von Teamchef Frederic Vasseur getrennt hat, steht vor keiner einfachen Aufgabe.

Ex-Red-Bull-Mann Machin als neuer Aerodynamikchef

"Ich konzentriere mich jetzt darauf, die richtigen Abteilungsleiter zu finden, was wegen der vertraglichen Situationen Zeit braucht", gibt der Franzose Einblicke. "Je höher die Position in einer Firma, desto schwieriger ist es, diese Leute zu kriegen."

Erst kürzlich hat Renault auf dem Transfermarkt zugeschlagen: Pete Machin, der davor 14 Jahre lang in Milton Keynes arbeitete und sich bei Red Bull einen Namen gemacht, wird am 3. Juli seinen Dienst als Aerodynamikchef antreten. Jon Tomlinson, der die Abteilung bisher geleitet hat, wird dann als Stellvertreter von Machin agieren.

Jolyon Palmer

Renault muss dringend Fortschritte machen und nach vorne kommen Zoom

Machin trifft bei Renault auf alte Weggefährten: Mit Chassis-Entwicklungschef Nick Chester, der auch für die französische Motorenabteilung arbeitete, und dem von McLaren kommenden Chefrenningenieur Ciaron Pilbeam hat er bereits bei Red Bull zusammengearbeitet. Ex-Mercedes-Mann Bob Bell, der als technischer Direktor fungiert, wird von Machin sehr respektiert: "Er hat das technische Team geleitet, als Renault als Konstrukteur zuletzt den WM-Titel gewonnen hat. Ich freue mich daher sehr darauf, mit ihm in meiner neuen Rolle zusammenzuarbeiten."

Gerüchte um James Allison

Zudem wurde Cyril Dumont als Einsatzleiter der Motorenabteilung an Bord geholt. Der Franzose war Renningenieur von Neo-Teamleader Nico Hülkenberg, als dieser mit Porsche 2015 sensationell Le Mans gewann.

Man darf gespannt sein, wen Renault noch an Bord holt: Eine Rückkehr von James Allison wird immer wieder thematisiert, gilt aber in Insiderkreisen als unwahrscheinlich. Der ehemalige Lotus- und Ferrari-Technikchef wird mit Mercedes in Verbindung gebracht. Abiteboul bleibt jedenfalls kryptisch: "Wir haben einige Leute in der Pipeline, die im Laufe der Saison zu uns stoßen werden." Im Sommer soll der Team-Umbau abgeschlossen sein.


Fotostrecke: Renault-Meilensteine in der Formel 1

Wie Renault an die Spitze kommen will

Die Ziele für die kommenden Jahre sind bereits klar abgesteckt. "2020 wollen wir um die Meisterschaft fahren", gibt Abiteboul die Marschroute vor. "Wenn wir dorthin wollen, müssen wir 2018 in der Lage sein, das ein oder andere Podest zu holen. Das bedeutet wiederum für diese Saison, dass wir im Mittelfeld mitmischen müssen. Das ist alles andere als leicht. Aber wir haben berechtigte Hoffnungen, zwischen Platz fünf und sieben zu landen."

Man nimmt also die Teams Williams, Force India und Toro Rosso ins Visier und will diese im Laufe der Saison überholen. Alles andere wäre im Angesicht des Werksbudgets auch eine Enttäuschung. "Wir sind abgesehen von den drei Topteams besser finanziert als alle anderen", gibt Abiteboul zu. "McLaren ist ein bisschen eine Unbekannte, da ich nicht weiß, wie sie finanziell aufgestellt sind." Mit Mercedes, Red Bull und Ferrari will man auch in Sachen Budget mithalten, wenn sich erste Erfolge eingestellt haben: "Das wird uns Zugang zu zusätzlichen Geldern erlauben."