Pirelli fordert: "Fahrer müssen wieder im Mittelpunkt stehen"

Paul Hembery begrüßt die 2017er-Boliden, die physisch höhere Ansprüche an die Piloten stellen und betont, dass die Fahrer und nicht die Designer die Helden wären

(Motorsport-Total.com) - Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery wünscht, dass in der Formel 1 bald die Piloten die Hauptrollen spielen. Im Zuge der Übernahme der Rennserie durch den US-Konzern Liberty Media spricht sich der Brite dafür aus, technische Aspekte bei der Vermarktung in den Hintergrund zu verfrachten. "Alles, was wir in Zukunft machen, muss das Ziel haben, die Fahrer wieder in den Mittelpunkt zu rücken", erklärt Hembery. Die Menschen würden über Piloten, nicht über Autodesigner sprechen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Fahrer im Mittelpunkt: Lewis Hamiltons Auftritt in Silverstone spricht für Pirelli Zoom

Hembery unterstreicht: "Sie sind die Helden. Sie sind die, an die man sich erinnert, wenn man über die Geschichte des Motorsports spricht." Den Weg zum Ziel sieht der Reifenspezialist darin, das Technische Reglement und das Rennformat so zu gestalten, dass das individuelle Können am Volant über den Erfolg entscheidet: "Am Ende eines Rennens muss man sagen können: 'Das war der beste Fahrer, und er hat den Sieg verdient!'" Wie Pirelli dazu beitragen möchte, erläutert Hembery nicht.

Kurios, denn in den vergangenen Jahren waren die Italiener diesbezüglich in die Kritik geraten. Insbesondere als sie zu weiche Pneus an die Formel-1-Teams lieferten, hieß es, die Gummis würden es den Piloten nicht erlauben zu zeigen, was in ihnen steckt - weil sie meistens nur darauf bedacht gewesen seien, die Gummis schonend um den Kurs zu tragen. Als Pirelli anschließend bei der Wahl der Mischungen deutlich konservativer agierte, mokierte sich die Szene über langweilige Rennen.

Einen Ausweg aus dem Dilemma erkennt Hembery in den Autos für die Saison 2017, die dank bis zu 25 km/h mehr Kurvengeschwindigkeit und Fliehkräften von bis zu 1g mehr hohe körperliche Ansprüche an die Aktiven stellen: "Es wird für die Fahrer extrem anstrengend", blickt er voraus und denkt an den ersten Test mit den neuen Breitreifen zurück: "Ich erinnere mich an die Reaktion Sebastien Buemis (Red-Bull-Testpilot; Anm. d. Red.), nachdem er den ersten Test mit einem Interimsauto hinter sich hatte. Er war völlig fertig und meinte, er müsste in die Muckibude gehen."