• 16.06.2011 15:01

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Teams lernen aus Bahrain-Affäre

Die Teams sind unzufrieden mit der Handhabung der Bahrain-Affäre durch die Verantwortlichen und wollen für die Zukunft ihre Lehren ziehen

(Motorsport-Total.com) - Die äußerst unglückliche Handhabung der Bahrain-Affäre - der Grand Prix im arabischen Land, das von Menschenrechtsorganisationen auf der ganzen Welt scharf kritisiert wird, wurde erst gestern endgültig abgesagt - scheint im Fahrerlager Spuren hinterlassen zu haben. Denn die Teams sind alles andere als glücklich darüber, dass nicht schon vor langer Zeit ein Machtwort gesprochen wurde.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali und Eric Boullier

Stefano Domenicali und Eric Boullier halten sich mit ihrer Meinung zurück

"Ich bin mir nicht sicher, ob wir derzeit eine gute Kommunikation haben", kritisiert zum Beispiel Renault-Teamchef Eric Boullier, gleichzeitig Vize-Vorsitzender der Teamvereinigung FOTA. Denn die Rennställe haben in einem Schreiben an die FIA klargemacht, dass sie aus verschiedenen Gründen (nicht erwähnt wurden allerdings moralische Bedenken) 2011 nicht nach Bahrain wollen. Dies wurde jedoch zuerst nicht berücksichtigt. Dafür veröffentlichte die FIA den Brief ebenso wie später eine Chronologie der Ereignisse auf ihrer Internetseite.

Letztere brachte nebenbei bemerkt zum Vorschein, dass Bernie Ecclestone offenbar bis zuletzt versucht hat, den Bahrain-Grand-Prix am 4. Dezember unterzubringen, obwohl er sich gleichzeitig in der Öffentlichkeit als Verteidiger der Teaminteressen darstellte. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali sagt nun: "Wir haben daraus gelernt, wie wir das Vorgehen in solchen Fällen mit allen Interessengruppen der Formel 1 verbessern können."

Allerdings nehmen die Verantwortlichen bewusst davon Abstand, die Bahrain-Affäre noch einmal detailliert aufzurollen. Je weniger das unrühmliche Thema in der Öffentlichkeit diskutiert wird, desto besser. "Bahrain ist ein geschlossenes Kapitel", sagt Domenicali. "Auf Polemik lassen wir uns nicht ein. Ich glaube, dass verschiedene Entitäten diesen Anlass hergenommen haben, um eigene Agenden zu verfolgen. Das war für die Formel 1 nicht gut und deswegen sollten wir nicht mehr darüber diskutieren."

¿pbvin|512|3809||0|1pb¿Die ursprüngliche Idee, Bahrain am 30. Oktober und Indien dafür am dritten Adventsonntag (11. Dezember) als Saisonfinale auszutragen, wäre bei den Fans nicht gut angekommen. 59,62 Prozent hätten die erste Entscheidung des FIA-Motorsport-Weltrats als überhaupt nicht vertretbar empfunden, 18,84 Prozent zwar als vertretbar, aber nicht als gut. Nur 21,54 Prozent unserer Leser gab in einem von 'Motorsport-Total.com' durchgeführten Online-Umfrage an, dass diese Variante auf jeden Fall vertretbar gewesen wäre.

Nun ist die Frage, wann die Formel 1 nach Bahrain zurückkehren wird. Laut aktuellem Stand ist der Saisonauftakt 2012 auf 13. März angesetzt. Mit diesem Ecclestone-Plan haben die Teams derzeit kein Problem: "Das Problem ist nicht, wieder nach Bahrain zu gehen, das Problem ist wann. Da müssen wir einen guten Kompromiss finden", erklärt Boullier, der den Termin am 4. Dezember statt am 30. Oktober auch akzeptiert hätte: "Nach Saisonende wäre vielleicht eine Diskussion gewesen."

De facto beschlossen wurde die Absage schon vor dem Vorstoß der Veranstalter bei einem Gipfeltreffen vor Beginn des Rennwochenendes in Montreal: "Die Teams haben mich um ein persönliches Meeting gebeten, um nach ihrer Ankunft in Montreal die drei möglichen Daten (30. Oktober, 4. Dezember oder 11. Dezember; Anm. d. Red.) zu diskutieren", so Ecclestone im 'Independent'. "Ich habe ihnen gesagt, dass ich finde, dass eine Absage das Einfachste wäre, um die Situation zu handhaben."