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Teamchefs: Breite Front gegen Ecclestones Drei-Auto-Plan

Bernie Ecclestone wünscht sich 2015 drei Autos pro Teams, auf die Hinterbänkler könnte er auch verzichten, doch die Teamchefs warnen vor diesem Szenario

(Motorsport-Total.com) - Dieser Tage ließ Bernie Ecclestone mit der Aussage aufhorchen, dass er auf die finanzschwachen Hinterbänkler-Teams verzichten könne und es ihm lieber wäre, wenn die verbleibenden Rennställe ein drittes Auto einsetzen. Die Entscheidung, ob es 2015 auch tatsächlich so weit kommen wird, soll laut dem Formel-1-Boss bereits bis Mitte des kommenden Monats fallen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Setzt Formel-1-Boss Bernie Ecclestone die Zukunft der Formel 1 aufs Spiel? Zoom

Tatsächlich deutet einiges darauf hin, dass Caterham, Marussia und das Sauber-Team derzeit mit einer enormen finanziellen Schieflage zu kämpfen haben. Nicht viele im Formel-1-Fahrerlager würden darauf wetten, dass alle drei Rennställe in Melbourne 2015 noch am Start stehen werden.

Kaltenborn glaubt trotz schlechtester Saison an Zukunft

Doch wie sehen das die Betroffenen selbst? "Wir befinden uns in der schlechtesten Saison unserer Teamgeschichte", will Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn nichts beschönigen. Ans Aufgeben denkt sie jedoch nicht: "Gleichzeitig sind wir seit über 21 Jahren in der Formel 1, und uns wurde diese Frage schon oft gestellt, ob wir es schaffen werden. Jedes Mal haben wir gesagt, dass wir dabei sein werden."

Daher zeigt sie sich auch diesmal optimistisch: "Ich gebe wieder die gleiche Antwort: Wir werden auch nächstes Jahr hier sein." Vieles wird jedoch auch davon abhängen, ob das Team einen Investor findet. Zuletzt war der kanadische Mode-Millionär Lawrence Stroll im Gespräch, doch auf positive Signale wartet man bisher vergeblich.

Caterham: Kampf ums Überleben

Auch bei Caterham halten sich die positiven Signale in Grenzen: Teamchef Christijan Albers nahm schon kurz nach der Teamübernahme den Hut, nun agiert sein bisheriger Stellvertreter Manfredo Ravetto - ebenfalls ein Vertrauter von Colin Kolles - die Fäden.

Er gibt sich in Hinblick auf die Zukunft des Teams "sehr entspannt". Das liegt aber eher an den geringen Erwartungen, die auf die schwierige Ausgangslage nach dem Abschied von Ex-Boss Tony Fernandes zurückzuführen sind. "Jeder weiß, in welchem Zustand wir dieses Team vorgefunden haben", sagt Ravetto. "Wir versuchen, es am Leben zu erhalten, es zu verbessern. Wir arbeiten außerdem an dem Programm für nächstes Jahr." Das Ziel sei es, in Melbourne 2015 dabei zu sein.

Sauber, Marussia, Caterham, Kamui Kobayashi, Adrian Sutil, Max Chilton

Der Überlebenskampf: Caterham, Sauber und Marussia sind gefährdet Zoom

Marussia-Sportdirektor Graeme Lowdon appelliert währenddessen an einmal mehr an die Verantwortlichen, die Einnahmenverteilung zu verändern und nicht die armen Teams völlig auszuhungern: "Bei uns arbeiten clevere Leute, die wissen, was es braucht, um dem Fahrzeug Beine zu machen. Was uns einschränkt, ist die Menge an Geld, die wir dafür aufwenden können. Wir halten diese Situation für falsch."

Mallya will Ecclestone umstimmen

Force India-Teamchef Vijay Mallya sieht dies ähnlich. Sein Team hat in der Formel 1 den Ruf, am effizientesten mit den verfügbaren Ressourcen umzugehen: "Ich werde versuchen, die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, ein gerechteres Einnahmenverteilungs-Modell zu finden."

Man dürfe die kleinen Teams nicht sterben lassen, sondern müsse alles dafür tun, "damit alle Teams - klein oder groß - überleben und Rennen fahren können." Bei der Philosophie, dass alle Teams ihr eigenes Auto konstruieren und zwei Boliden einsetzen, handle es sich "um den genetischen Code der Formel 1, auch wenn das Reglement und die Abkommen gewährleisten, dass - wenn weniger als 20 Autos verfügbar sind - die teilnehmenden Teams ein drittes Auto einsetzen werden."

"Man muss alles dafür tun, damit alle Teams - klein oder groß - überleben und Rennen fahren können." Vijay Mallya

Williams warnt vor Schwächung der Formel 1

McLaren-Rennleiter Eric Boullier bestätigt, dass ein derartiger Notfallplan unterschrieben wurde, er glaube aber nicht, "dass es schon so weit ist" und die Formel 1 bald nur noch mit acht Teams, die je drei Boliden stellen, über die Bühne gehen wird. Die stellvertretende Williams-Teamchef Claire Williams glaubt, dass dies jedenfalls der falsche Weg wäre.

"Wir müssen die bestehenden Teams schützen, um den Wettbewerb zu gewährleisten, den meiner Meinung nach Teams mit drei Autos nicht bieten würden", fürchtet sie bei einem derartigen Szenario auch einen sportlichen Wertverlust. Zudem entspreche das nicht "den Genen des Sports".

"Jeder Sport verändert sich von Zeit zu Zeit, Und wenn das die Zukunft ist, dann ist das die Zukunft." Paul Hembery

Der Einzige, der die Lage etwas entspannter sieht, ist Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Jeder Sport verändert sich von Zeit zu Zeit", sagt der Brite. "Wenn das die Zukunft ist, dann ist das die Zukunft. Man braucht mindestens 20 Autos in der Startaufstellung, um ein vernünftiges Rennen zu fahren." Teams mit drei Boliden würden zudem interessante Szenarien ermöglich, deutet er mit einem Augenzwinkern an: "Vielleicht sollte man Lewis, Nico und Fernando ins gleiche Auto setzen..."