• 09.09.2014 17:55

  • von Roman Wittemeier

Formel 1: Zwei Meinungen über drei Autos

Ex-Williams-Geschäftsführer Adam Parr rechnet 2015 mit einem dritten Auto bei den Topteams - Eric Boullier und Toto Wolff widersprechen vehement

(Motorsport-Total.com) - Die finanzielle Situation einiger Formel-1-Teams gilt seit vielen Monaten als äußerst bedenklich. In der Königsklasse geht die Angst um, dass man nach dem Abschied von HRT zum Ende des Jahres 2012 schon bald einen weiteren Schwund zu beklagen hat. Für Promoter Bernie Ecclestone scheint dies kein Horrorszenario darzustellen. Der Brite meint, dass der Abschied von Teams, die sich die Formel 1 nicht leisten können, durchaus zu verschmerzen wäre.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier, Jenson Button

Bei drei Autos pro Team hätte Jenson Button sein McLaren-Cockpit wohl sicher Zoom

Ecclestone schwebt seit einiger Zeit ohnehin eine andere Konstellation vor: Er würde in Zukunft gern acht Teams mit jeweils drei Fahrzeugen am Start sehen. Von einem solchen Feld verspricht sich der Formel-1-Macher mehr sportliche Qualität und geringere finanzielle Sorgen. Um diesen Plan umsetzen zu können, müssten allerdings drei aktuelle Teams aus der Königsklasse verschwinden. Trotz aller Probleme: Marussia, Caterham, Sauber, Lotus oder Force India gehören noch zur Familie.

"Dies ist das letzte Jahr der Formel 1 wie wir sie kennen. 2015 werden acht Teams antreten, von denen einige jeweils drei Autos einsetzen werden", twitterte Ex-Williams-Geschäftsführer Adam Parr am vergangenen Grand-Prix-Wochenende von Monza. Ahnt der Brite den plötzlichen Umbruch, weiß er vielleicht schon mehr? Die Szene dementiert - und zwar teils vehement. "Adam Parrs absolut paranoide Vision ist es, dass es nur noch Mercedes, Red Bull und Ferrari gibt. Und sie fahren mit 17 Werksfahrern", verhöhnt Mercedes-Motorsportchef Toto Wollf den ehemaligen Williams-Geschäftsführer.

Boullier sieht kein drittes Auto

"Der Bau eines dritten Autos pro Team wäre eine Option, aber ich habe schon alle Hände voll zu tun mit meinen zwei Autos. Da brauche ich nicht unbedingt noch ein drittes", will auch Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci von einem solchen Plan derzeit nichts wissen. "Ich denke, das war etwas provokant von Adam Parr", meint McLaren-Teamchef Eric Boullier. "Ich glaube nicht, dass im kommenden Jahr acht Teams mit jeweils drei Autos fahren. Das wird definitiv nicht so kurzfristig passieren."

Gerade für die Topteams wäre eine solche Option allerdings höchst interessant. Vor allem vor dem Hintergrund, dass viele Mannschaften schon jetzt intensive Nachwuchsprogramme haben und derzeit kaum wissen, wohin mit den Talenten. Ein dritter Ferrari für Jules Bianchi? Ein dritter Mercedes für Pascal Wehrlein? Ein dritter Red Bull für Daniil Kwjat? Ein dritter Williams für Felipe Nasr oder Susie Wolff? Und ein dritter McLaren für Stoffel Vandoorne? Denkbare Möglichkeiten.

Interessant ist, dass man ausgerechnet bei McLaren lange mit der Bekanntgabe der Piloten für 2015 wartet. Man wolle schauen, wie "der langfristige Plan" aussehe, heißt es immer wieder. Laut Boullier steht die Einführung eines dritten Autos zwar zum kommenden Jahr (noch) nicht an, aber ein solcher Plan könnte genau jenen Problemen entgegenwirken, die auch der französische Teamchef der britischen Mannschaft in der Formel 1 erkennt.

"Die Formel 1 durchlebt einen Wandel. Im vergangenen Jahrzehnt sind durch die Beteiligung der Hersteller die Budgets in den Himmel geschossen. Jetzt sind die wirtschaftlichen Bedingungen andere", beschreibt Boullier seine Sicht. "Potenziell gibt es einige Teams, die darunter leiden. Ich weiß nicht, ob sie demnächst noch in der Startaufstellung stehen werden. Ich hoffe, dass bald alle die Situation verstehen und es Anpassungen am Businessmodell gibt, die nicht ganz so weit gehen - und nicht so provokant sind."