TD18 & TD39: Nur Zufall, dass Red Bull jetzt hinterherfährt?

Selbst Toto Wolff nimmt Red Bull in Schutz, aber: Der Verdacht, dass Verstappen und Perez durch die neuen FIA-Richtlinien eingebremst worden sind, liegt nahe ...

(Motorsport-Total.com) - Singapur ist, das hat sich im Qualifying 2023 bestätigt, ein Grand Prix mit ganz eigenen Gesetzen. Schon für Mercedes war das "Nightrace" selbst in den dominanten Jahren oftmals ein Angstrennen, und jetzt hat es auch Red Bull erwischt: Aus in Q2 für Max Verstappen (11.) und Sergio Perez (13.) - und das große Rätselraten darüber, ob eine Regeländerung Red Bull ausgebremst haben könnte.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Red Bull tappt im Dunkeln: Warum war das Qualifying in Singapur so schlecht? Zoom

In Singapur greifen zum ersten Mal zwei sogenannte technische Richtlinien der FIA. Das sind streng genommen keine neuen Regeln, aber Richtlinien, wie die bestehenden Regeln im Zweifelsfall ausgelegt werden. TD18 betrifft die Flexibilität von aerodynamischen Teilen, TD39 ist eine Aktualisierung und Präzisierung der "Bouncing"-Richtlinie aus der Saison 2022.

Doch bei Red Bull geht man nicht davon aus, dass die beiden TDs der Grund für die schwache Performance sind. Teamchef Christian Horner sagt im Interview mit Sky: "Am Auto hat sich nichts verändert. Das Auto, das wir hier im Qualifying hatten, war prinzipiell das gleiche, das wir vor zwei Wochen in Monza und eine Woche davor in Zandvoort hatten."

Wenn man nichts umbauen musste, kann man davor auch nicht geschummelt haben, so die damit suggerierte Logik. Aber das behaupten alle Teams, und doch fällt auf: Red Bull hat die Saison bisher nach Belieben dominiert - und fährt plötzlich hinterher. Da bleiben Zweifel hängen.

Wolff: Red Bull nicht zu schnell verdächtigen

Schützenhilfe für Red Bull kommt diesmal ausgerechnet aus dem Mercedes-Lager. Toto Wolff findet, es sei viel zu früh, um Red Bull zu unterstellen, man leide unter den neuen Richtlinien. Der Mercedes-Teamchef sagt: "Wir kennen das, mit einem dominanten Auto nach Singapur zu kommen und dann hier nicht zu performen."

Die "Flexi-TD" sei "keine große Sache", findet er: "Das verschiebt nichts." Und: "Wir haben jetzt erst einen Datensatz, Freitag und Samstag in Singapur. Dann kommt das Rennen dazu, und danach gehen wir auf eine völlig andere Strecke. Warten wir mal ab. Wir bei Mercedes haben in der Vergangenheit auch solche Ausreißer erlebt."

Warum sagt Monaghan nicht mehr dazu?

Doch Red Bull kann bislang keine plausiblen Erklärungen dafür liefern, warum das Qualifying so danebengegangen ist. Chefingenieur Paul Monaghan stellt sich am Sonntagmorgen vor dem Rennen üblicherweise einem Hintergrundgespräch mit ausgewählten Medienvertretern. Und üblicherweise redet er dabei ziemlich offen über den Stand der Dinge.

Nach dem Singapur-Qualifying eiert Monaghan aber ziemlich herum und sagt Dinge wie: "Wir haben ein paar inhärente Probleme, die wir an einem Rennwochenende nicht beseitigen können." Und: "Wir haben ein paar Fehler gemacht, die in Summe dazu geführt haben, dass wir in Q2 raus sind." Alles ziemlich vage.

Sehr viel konkreter wird er nicht: "Das ist schwierig zu erklären", winkt Monaghan ab. Der Verdacht, es könne sich um ein Problem handeln, das man schon die ganze Saison mitschleppe, aber erst jetzt in Singapur durch verschiedene Umstände an die Oberfläche getreten ist, sei aber schon richtig, nickt er immerhin.

Es sei "nichts Grundlegendes. Einfach ein paar Fehler, die wir gemacht haben und die wir für nächstes Jahr korrigieren können. Wir hatten am Freitagmorgen Probleme, und dann am Freitagnachmittag andere Probleme. Es sah am Samstagmorgen danach aus, als würden wir Fortschritte machen. Und dann sind wir fürs Qualifying ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen."


So schlecht war Red Bull seit 2018 nicht mehr!

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Daraus einen Zusammenhang zu den technischen Richtlinien zu konstruieren, hält Sergio Perez für verfrüht: "Ich denke, das hat damit nichts zu tun", winkt er ab. "Momentan verstehen wir das Problem noch nicht. Aber wir haben einige Ideen, was los sein könnte."

Horner: Performance in Singapur "sehr merkwürdig"

Die Sache sei "sehr merkwürdig", schüttelt Horner den Kopf. Nach zehn Siegen hintereinander fährt Red Bull plötzlich hoffnungslos hinterher. Und das, obwohl man nach Singapur sogar neue Teile gebracht hat: eine neue Unterbodenkante und eine neue Heckflügel-Endplatte, beides für mehr Anpressdruck in den Kurven.

"Wir haben am Freitag ein neues Aero-Teil ausprobiert und uns entschieden, das wieder zurückzubauen. Es ist also ein Set-up, das wir vorher schon verwendet haben", erklärt Horner. "Aber es hat auf dieser Strecke und diesem Asphalt einfach nicht funktioniert. Es war für beide Fahrer sehr, sehr hart, die Reifen ins richtige Fenster zu bekommen."

"Wir müssen verstehen, wo die Pace hingekommen ist", sagt er und unterstreicht, dass er derzeit keinen Zusammenhang zu den neuen FIA-Richtlinien sieht: "Nein, es ist nicht der Unterboden. Das Set-up funktioniert hier einfach nicht. Vielleicht liegt es am Asphalt hier. Das haben wir das ganze Jahr noch nicht gesehen."