Erklärt: Warum Verstappen trotz drei Untersuchungen keine Gridstrafe bekam

Glück im Unglück nach dem schlechten Qualifying: Bei drei Untersuchungen kommt Max Verstappen mit zwei Verwarnungen und einer Geldstrafe für das Team davon

(Motorsport-Total.com) - Immerhin in der Hinsicht hatte der Weltmeister am Samstag Glück: Nach dem Qualifying zum Großen Preis von Singapur 2023 wurden gleich drei Untersuchungen gegen Max Verstappen eingeleitet. Eine Gridstrafe bekam der Niederländer in allen drei Fällen aber nicht.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen beim Formel-1-Rennen 2023 in Singapur

Unter anderem eine Szene am Boxenausgang sorgte für eine Untersuchung Zoom

Die erste Untersuchung handelte sich Verstappen, der im Qualifying am Samstag als Elfter überraschend bereits in Q2 ausschied, direkt in Q1 ein, als er in einer Situation lange am Boxenausgang stand und mehrere Piloten hinter ihm warten mussten.

Über die entsprechende Szene sagt er selbst: "Wir machen das so, wenn die Boxenampel auf Grün springt. Der Erste fährt normalerweise los, und der Zweite wartet immer etwas. Dann fährt man los, und der dahinter wartet auch wieder, um eine kleine Lücke zu haben."

"Und als ich losgerollt bin, sah ich, dass sehr viele Autos eng zusammen waren. Ich wusste schon, was in der letzten Schikane passieren würde. Daher hielt ich einfach an und wartete etwas, damit es weniger Drama gibt", erklärt Verstappen sein Vorgehen.

"Einige Leute hinter mir haben sich dann beschwert, aber ich dachte einfach, dass es eine sicherere Option wäre, anstatt dass alle zusammen sind", betont er, und Christian Horner erklärt bei Sky, man habe "schon 100 Beispiele von anderen Fahrern gesehen, die langsam aus der Boxengasse fahren."

Fall 1: Kein "offensichtlicher Vorteil" für Verstappen

"Ich denke nicht, dass das ein Problem ist", so der Teamchef. Und tatsächlich ließen die Rennkommissare Verstappen mit einer Verwarnung davonkommen. In der Begründung heißt es, der Red-Bull-Pilot habe in der Szene "ungefähr 14 Sekunden" am Boxenausgang gewartet.

Die Stewards halten fest: "Der Fahrer hat sich zwar keinen offensichtlichen Vorteil verschafft, indem er so lange an der Boxenausfahrt gewartet hat, aber das Potenzial, andere Fahrer zu beeinträchtigen, rechtfertigt eine Strafe."

Denn Verstappen habe gegen Artikel 37.5 des Sportlichen Reglements verstoßen, welcher besagt, dass man keinen anderen Piloten unnötig im Weg stehen darf. Eine Verwarnung sei hier "angemessen", heißt es in der Urteilsbegründung.

Außerdem heißt es dort: "Es wird zwar darauf hingewiesen, dass das nachfolgende Fahrzeug [Verstappen] hätte überholen können, doch ist es vorzuziehen, dass die Fahrzeuge die Boxenausfahrt in geordneter Weise verlassen."

Fall 2: Sargeant entlastet Verstappen

Nur drei Minuten nach dem entsprechenden Vorfall handelte sich Verstappen die zweite Untersuchung ein, weil er Logan Sargeant zwischen den Kurven 17 und 18 im Weg gestanden haben soll. "Bei der Sache mit Sargeant war so viel los, da war das halbe Feld dabei", so Horner.

Die Rennkommissare sahen es ganz ähnlich und sprachen hier überhaupt keine Strafe aus. In der Begründung des Urteils heißt es: "[Verstappen] gab an, dass er in den Vorbereitungsrunden von vielen anderen Fahrzeugen umgeben war, von denen einige ihn links und andere rechts überholten."

Daher habe es der Weltmeister für "die sicherste Option" gehalten, einfach auf der Ideallinie zu bleiben. "Er gab an, er habe das Gefühl gehabt, dass jede Bewegung nach links oder rechts eine Kollision mit einem der um ihn herum fahrenden Autos hätte verursachen können. Die Stewards akzeptieren diese Aussagen", heißt es.

Zudem habe auch Sargeant selbst bei der Anhörung angegeben, dass Verstappen seiner Meinung nach keine Schuld an dem Zwischenfall trage, und dass er genug Platz zum Überholen gehabt habe. "Wir stellen daher fest, dass [Verstappen Sargeant] nicht unnötig behindert hat", heißt es.

Fall 3: Frühere Entscheidungen verhindern härtere Strafe

Die dritte und letzte strittige Szene folgte in Q2, als Verstappen Yuki Tsunoda zwischen den Kurven 3 und 4 im Weg stand. Da räumt der Niederländer sogar selbst ein, dass die Situation "nicht gut" gewesen sei. "Ich habe ihn nicht gesehen", gesteht er und erklärt: "Ich bekam [am Funk] keine Ansage, bis er quasi schon hinter mir war."

"Bei Tsunoda denke ich, dass innen genug Platz für ihn war", findet dagegen Horner. Das sahen die Rennkommissare etwas anders, aber auch hier kam Verstappen letztendlich mit einer Verwarnung davon. Zudem gab es für Red Bull eine Geldstrafe in Höhe von 5.000 Euro.

In der Begründung heißt es, dass Verstappen erst "sehr spät" Platz für Tsunoda gemacht habe. "Das Team räumte ein, dass die Kommunikation mangelhaft war und dass es seinen Fahrer erst informierte, als [Tsunoda] neben ihm war", so die Rennkommissare.

Weiter heißt es: "Die Stewards überprüften eine Reihe von [ähnlichen Fällen] in der laufenden Saison und verhängten in Übereinstimmung mit früheren Entscheidungen in Bezug auf die Schwere des Verstoßes eine Strafe in Form einer Verwarnung für den Fahrer und einer Geldstrafe für das Team."


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Kleiner Randaspekt: AlphaTauri schickte bei der Anhörung zu der Situation keinen eigenen Vertreter zu den Stewards. Wahrscheinlich wollte man sich hier nicht gegen das große Schwesterteam stellen und Verstappen eine Strafe einbrocken.

Letztendlich darf Verstappen seinen elften Startplatz also behalten. Die zwei Verwarnungen haben für den Weltmeister ebenfalls erst einmal keinerlei Auswirkung. Eine Gridstrafe gibt es erst dann, wenn ein Fahrer fünf Verwarnungen in einer Saison gesammelt hat.