Symonds: "Wir nehmen einen neuen Anlauf"
Pat Symonds spricht im Teaminterview über das Auftaktrennen und die Erwartungen des Teams für den Grand Prix in Malaysia
(Motorsport-Total.com) - Mit seinem vierten Platz im Rennen sorgte Doppelweltmeister Fernando Alonso doch noch für fröhliche Gesichter bei Renault. Das erste Rennwochenende war bis dato kaum positiv verlaufen, speziell Neuling Nelson Piquet jr. tat sich schwer. Renaults technischer Direktor Pat Symonds blickt im Teaminterview zurück auf das Geschehen in Australien und schaut voraus auf den Grand Prix in Malaysia.

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Fernando Alonso rettete mit Platz vier ein verkorkstes Wochenende
Frage: "Pat, das Team hatte in Melbourne einen gemischten Auftakt mit einem enttäuschenden Qualifying und Punkten im Rennen. Wie ist die Stimmung im Team vor dem Grand Prix in Malaysia?"
Pat Symonds: "Es ist immer schön, das erste Rennen absolviert zu haben und zu sehen, wie die Dinge liegen. Üblicherweise hat man nach dem Grand Prix in Melbourne immer einige Fragen an sich selbst und das ist auch in diesem Jahr der Fall. Es gab einige Teams, die noch nicht ihr volles Potential entfalten konnten, wie beispielsweise Ferrari."#w1#
Schwieriges Rennen für Renault zum Auftakt
"Und auch wir hatten ein etwas frustrierendes Wochenende, aber immerhin mit einem guten Resultat am Ende. Glück kommt und geht und Fernando hatte viel Pech mit dem Safety Car. Aber gegen Ende des Rennens war uns die Glücksfee offensichtlich wieder hold. Ich denke, mit dem vierten Platz kann das gesamte Team zufrieden sein. Nichtsdestotrotz freuen wir uns schon auf den Kurs in Malaysia, eine eher klassische Rennstrecke."
Frage: "Nelson hatte ein schwieriges Debüt. Erwartest du, dass sich seine Situation in Malaysia verbessert?"
Symonds: "Da bin ich mir sicher. Melbourne ist für die Fahrer eine sehr anspruchsvolle Strecke und nicht gerade ein günstiger Platz, um seine Karriere zu beginnen. Es ist ein richtig hartes Rennen, das konnten wir schon im Vorjahr bei Heikki (Kovalainen; Anm. d. Red.) sehen. Nelson hatte einen großen Berg an Arbeit vor sich und es tut mir leid, dass das Team ihn im Stich gelassen hat."
"Wir wollten ihn am Freitag und am Samstag möglichst viele Kilometer abspulen lassen, konnten das aber nicht und schlussendlich versagte auch noch das Auto im Rennen. Das ist dumm gelaufen, aber wir schauen nicht zurück sondern nach vorne. Jetzt gehen wir nach Malaysia, wo Nelson im Vorjahr einen ganzen Testtag absolviert hat und die Strecke kennt. Wir nehmen einfach einen neuen Anlauf, gruppieren uns neu und werden dann schon sehen, wie es für uns läuft."
Elektronik als Auslöser des Melbourne-Chaos?
Frage: "In Melbourne haben wir ein chaotisches Rennen mit vielen Ausfällen gesehen. Warum denkst du, hat sich das so verhalten und könnten die neuen elektronischen Regeln ein Grund dafür gewesen sein?"
Symonds: "Meiner Meinung nach waren da verschiedene Faktoren beteiligt. Es ist üblich für Melbourne, eine Menge Zwischenfälle und Unfälle zu provozieren. Das hängt zum einen natürlich mit dem schwierigen, rutschigen Asphalt zusammen und zum anderen mit den holprigen Anbremszonen. Es war außerdem die erste Station und die Piloten haben erstmals bis zum Limit gepusht, das hat sicherlich auch dazu beigetragen."
"Über die Elektronik nachzudenken ist schon sehr interessant, weil wir immer betont hatten, dass sie wohl kaum einen Unterschied ausmachen würde. Dennoch sorgt sie wohl für ein paar mehr Fehler. Das ist sicherlich genau das, was wir gesehen haben. Aber ganz bestimmt hat die neue Elektronik nicht zum Überholen beigetragen. Ich glaube auch, dass der Verlust der ausgeklügelten Motorbremse das Überholen sogar noch erschwert hat, und das ist eine Schande!"
Frage: "Also ist es noch zu früh, um die Position von Renault im Vergleich zur Konkurrenz zu beurteilen?"
Symonds: "Ja, klar. Wir können das meiner Meinung nach momentan nicht richtig einschätzen, weil wir noch kein sauberes Rennen hatten. Wir hatten einfach einen Grand Prix, der von Safety-Car-Phasen unterbrochen war und einige Fahrer hatten zudem außergewöhnliche Probleme. Ich habe es noch nie gemocht, Aussagen aufgrund einer einzigen Grundlage zu machen, weil ich es für falsch halte. Für gewöhnlich erhält man nach etwa drei Rennen ein erste Bild davon, wer wo steht. Also werden wir nach Malaysia etwas mehr wissen und nach Bahrain werden wir sicher noch klarer sehen."
Viele technische Herausforderungen in Malaysia
Frage: "Sepang ist eine Strecke, auf der Renault in der Vergangenheit große Erfolge feiern konnte. Kannst du uns etwas über die Herausforderungen dieses Kurses sagen?"
Symonds: "Die Strecke ist eine sehr interessante, vor allem technische Herausforderung. Es gibt einige sehr schwungvolle und schnelle Kurven, vor allem zwischen Turn vier und Turn acht, wo eine gute Balance gefragt ist. Traktion ist auch ein gutes Stichwort, hauptsächlich am Ausgang von Kurve neun, einem engen Linksknick."
"Für die Fahrer ist die Kurvenkombination zu Beginn eine schwierige Aufgabe, aber meine Lieblingsstelle auf dieser Strecke ist eindeutig Turn 14: Eine richtige Fahrerkurve mit einem engen Eingang, wo man sich hineinbremsen muss. Wie in Melbourne, so werden wir auch hier sehr hohe Temperaturen haben wenngleich Sepang für die Reifen viel härter werden wird. Hier kommen die härtesten Reifen überhaupt zum Einsatz."
"Unser weicher Reifen in Sepang wird die harte Mischung aus Melbourne sein. Mittlerweile ist der Streckenbelag schon relativ alt und wird die Reifen enorm beanspruchen. Wir müssen also den Reifenverschleiß genau im Auge behalten."

