• 29.07.2003 16:24

  • von Marcus Kollmann

Symonds sieht "kleinen Vorteil gegenüber Rivalen"

Der Technikdirektor erläutert interessante Details zur Abstimmung des R23B für Hockenheim und spricht über die Strecke

(Motorsport-Total.com) - Kommendes Wochenende wird der Formel-1-Tross zum zweiten Mal auf dem modifizierten Hockenheimring einen Grand Prix absolvieren. Nachdem man sich im Vorjahr nur mit aus Simulationsprogrammen gewonnenen Werten auf das Rennen vorbereiten konnte, werden dieses Jahr alle Teams besser gerüstet sein.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds (Chefingenieur von Renault)

Symonds rechnet dieses Jahr mit Renaults Wettbewerbsfähigkeit

Im Vorfeld des Deutschland-Grand Prix analysierte nun RenaultF1-Technikdirektor Pat Symonds die Veränderungen zwischen dem alten und dem neuen Hockenheimring. Der Engländer erläutert dabei die Unterschiede die bei der Fahrzeugabstimmung notwendig geworden sind und wie sich die neue Streckenführung auf die Reifen und allgemein auswirkt und gibt interessante Einblicke in verschiedene Bereiche.

Schwieriger Spagat: Durchs Stadium mit wenig Abtrieb

"Die neue Streckenversion von Hockenheim ist total anders als jene auf die wir uns in den vorherigen Jahren vorbereiten mussten. Jetzt handelt es sich eigentlich um eine durchschnittliche Strecke die von den Abtriebswerten her im unteren mittleren Bereich liegt und das sind viel höhere Werte als wir sie bislang benutzten. Die Auswirkung davon ist, dass selbst die Streckensektion die nicht verändert wurde, nämlich das Stadium, komplett anders zu sein scheint, denn wir müssen mit einer sehr geringen Abtriebseinstellung eine Reihe an Kurven durchfahren in denen viel Abtrieb gefragt ist."

Einige Streckenbereich in Hockenheim jetzt viel schneller

"Der Kompromiss in der Abstimmung ist jetzt viel ähnlicher zu den anderen Strecken auf denen wir fahren und die Konsequenz dessen ist, dass man selbst die alten Kurven komplett anders angehen muss. Kurve 12 wird zum Beispiel 25 Prozent schneller als früher durchfahren und die Kurvengeschwindigkeiten durch das Stadium sind durchschnittlich 15 Prozent schneller als vorher. In der Saison 2002 kamen wir ziemlich unvorbereitet an die neue Strecke und wurden von dem überrascht was wir vorfanden."

Simulation von Rundenzeiten lässt Spielraum für Ungewissheiten

"Bei der Simulation einer neuen Strecke benutzen wir auf geometrischen Daten des Kurses zurückgreifende Programme, doch während wir das tun haben wir keine Kenntnis von den aktuellen Details der Strecke, wie zum Beispiel ob die Fahrer die Randsteine überfahren können oder wie der Asphalt ist und welchen Griplevel man vorfindet. Aus diesem Grund müssen wir von einer normalen Rennlinie und durchschnittlichem Grip ausgehen. Das Erste was wir im letzten Jahr herausfanden war aber, dass eine Reihe der Randsteine eine natürliche Erweiterung der Ideallinie darstellten und zweitens, dass der Grip viel höher war als wir ihn erwartet hatten. In unseren Simulationen mussten wir den Griplevel um etwa 17 Prozent erhöhen, um auf die tatsächlich gefahrenen Rundenzeiten zu kommen."

Verwendete Reifen mit denen aus Magny-Cours sehr ähnlich

"Nach dem Rennen im letzten Jahr, sind wir dieses Jahr aber besser aufgestellt was die Daten zur Beurteilung des Reifenverschleißes anbelangt. Wir haben aus unseren Fehler eine Menge gelernt, insbesondere was die Reifenwahl angeht und seitdem eine Reihe an weiteren Analysen durchgeführt. Was die Reifen betrifft ist die Strecke bis auf ein paar Prozent Abweichung mit Magny-Cours vergleichbar, wenngleich es viele Eigenschaften der Strecke gibt die sehr unterschiedlich sind. Auch wenn die in Deutschland zum Einsatz kommenden Reifen nicht identisch mit denen sein werden die wir in Frankreich verwendeten, so sind sie doch sehr ähnlich."

R23B verfügt über hervorragende Kühlung

"Eine andere beachtenswerte Sache von Hockenheim ist, dass es dort sehr oft extrem heiß ist. Was die Gesamtwettbewerbsfähigkeit angeht, verfügt Michelin über eine Palette an Reifen die unter hohen Temperaturen gut funktionieren. Das ist aber nur ein Vorteil gegenüber Teams wie Ferrari, und nicht gegenüber unseren Hauptkonkurrenten Williams und McLaren. Unser Auto verfügt aber über eine extrem gute Kühlung und das bedeutet, dass wir zu Gunsten einer guten Kühlung keine Kompromisse bei der Aerodynamik eingehen müssen. Der Unterschied zwischen einem optimalen Setup für die Freitagsqualifikation und einem im Rennen benutzten Setup beträgt nur 1 Prozent der aerodynamischen Effizienz. Im Vergleich dazu war dieser Wert im letzten Jahr doppelt so hoch. Relativ gesehen mag uns das einen kleinen Vorteil gegenüber unseren Rivalen geben."

Vorteile des Renault-Chassis vermutlich nicht zu sehen

"Ich glaube, dass wir ein konkurrenzfähiges Wochenende haben können. 2002 waren die Probleme von uns selbst verschuldet und eine Sache, in der wir meiner Meinung nach als Team sehr gut sind, ist, dass wir unsere Fehler bemerken und entsprechend handeln. Hockenheim ist keine dieser klassischen Strecken auf denen wir in der Saison fahren, weshalb wir den wahren Vorteil unseres guten Chassis vermutlich nicht sehen werden, doch wir werden dennoch das Meiste aus dem uns zur Verfügung stehenden Paket herausholen."