Symonds: "Michael war der erste echte Profi"

Renault-Chefingenieur Pat Symonds erinnert sich an seine Zusammenarbeit mit Michael Schumacher: "Wir waren nicht nur Kollegen"

(Motorsport-Total.com) - Pat Symonds ist einer der wenigen Ingenieure, die mit gleich drei herausragenden Fahrerpersönlichkeiten seit Anfang der 1990er-Jahre zusammengearbeitet haben: Ayrton Senna, Michael Schumacher und zuletzt - und ab 2008 wieder - Fernando Alonso. Natürlich bleiben da einige Erinnerungen hängen.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds hat mit drei absoluten Größen der Formel 1 zusammengearbeitet

"Ayrton", sagt der Renault-Chefingenieur heute, "war der erste echte Champion, mit dem ich (1984 bei Toleman; Anm. d. Red.) gearbeitet habe. Wir begannen unsere Karrieren gemeinsam, lernten alles gerade erst kennen. Als Michael zu uns kam, hatte ich schon etwas mehr Erfahrung, und bei Fernando war ich mit 30 Jahren Erfahrung schon ein alter Hase. Aber ich habe auch von Fernando noch etwas gelernt."#w1#

Alonso als psychologisches Studienobjekt

In Anspielung auf die teaminternen Querelen bei McLaren-Mercedes bezeichnet Symonds Alonso als "komplexen Menschen" - dies sei auch zu Renault-Zeiten schon so gewesen. Aber das könne man auch positiv sehen, denn "ich befasste mich daher eingehend mit der Psychologie eines Rennfahrers. Das war eine interessante Erfahrung", so der Brite.

Während Symonds bei Alonso ein Jahr - nämlich jenes, als der Spanier Testfahrer war - Zeit hatte, um sich ein Urteil über sein Können zu bilden, trat Schumacher wie aus dem Nichts in sein Ingenieursleben ein. Der Deutsche hatte 1991 gerade mal ein paar 100 Grand-Prix-Meter in Belgien absolviert, ehe er von Flavio Briatore zu Benetton geholt wurde.

Doch dort war sofort allen klar, dass man es hier mit einem Superchampion zu tun hatte: "Bei Michael wussten wir von Anfang an, dass er etwas Besonderes war", erinnert sich Symonds. "Er ist der erste echte Profi, mit dem ich gearbeitet habe. Ich habe auch davor schon mit außergewöhnlichen Fahrern gearbeitet aber Michael hat die Aufmerksamkeit für Details auf ein völlig neues Niveau angehoben."

Schumacher, der Fitnessfreak

"Ich habe von ihm gelernt, dass man absolut nichts dem Zufall überlassen sollte. Und wenn man das einmal in sich hat, dann zieht man das in allen Bereichen durch. Er war der erste Fahrer, der körperliche Fitness zur Perfektion getrieben hat, weil es ihm half, das Auto schneller zu fahren. Damals gab es Fahrer, die fitter waren als andere, aber es niemand hat wirklich darüber nachgedacht", ergänzt der 54-Jährige.

Nach zwei WM-Titeln wurde die Zusammenarbeit zwischen Symonds und Schumacher Ende 1995 beendet, weil der aufstrebende Superstar dem finanziell verlockenderen Angebot aus Maranello nicht widerstehen konnte und zu Ferrari wechselte - auch, um sich einen Traum zu erfüllen. Symonds war eine der wenigen Benetton-Führungsfiguren, die diesem Weg nicht folgte - im Gegensatz zu Ross Brawn und Rory Byrne.

Pat Symonds und Michael Schumacher

Pat Symonds und Michael Schumacher arbeiteten bei Benetton gut zusammen Zoom

Mehr als nur Kollegen

Was würde Schumacher heute über dich denken, Pat? "Wahrscheinlich würde er fragen: Pat, wer? Im Ernst: Ich denke, wir haben gut zusammengearbeitet. Wir haben einander vertraut und kamen auch persönlich gut miteinander aus", entgegnet er. "Ich vermeide es normalerweise, einem Fahrer zu nahe zu kommen, weil das die Urteilsfähigkeit trüben kann, aber ich muss zugeben, dass ich mit Michael auch befreundet war. Wir waren nicht nur Kollegen."

Auch wenn er seinem Freund seinerzeit nicht von Benetton zu Ferrari gefolgt ist, wird er dies wahrscheinlich in Sachen Rente sehr wohl demnächst tun. Denn Symonds hat seinen Rückzug bei Renault bereits vorbereitet und wird sich früher oder später aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. Ganz verschwinden will er allerdings nicht, sondern sein Wissen jungen Ingenieuren zur Verfügung stellen...