• 13.03.2008 11:00

  • von Inga Stracke

Sutil: Mit Perfektionismus zum Erfolg

Force-India-Pilot Adrian Sutil gewährt kurz vor dem Saisonstart im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' private Einblicke und sportliche Ausblicke

(Motorsport-Total.com) - Adrian Sutil geht mit dem neuen Force-India-Team in seine zweite Formel-1-Saison. Der 25-Jährige möchte seinen privaten Perfektionismus auch auf die Rennstrecke bringen und so regelmäßig Punkte sammeln. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' erklärt der Bayer, wie er mit dem neuen indischen Team in die Erfolgsspur möchte und warum ihm sein reinlicher Charakter dabei helfen kann.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil möchte mit dem Force-India-Team Punkte sammeln

Frage: "Adrian, im vergangenen Jahr um diese Zeit warst du vor deiner ersten Saison noch sehr aufgeregt. Wie ist es denn jetzt?"
Adrian Sutil: "Das ist jetzt schon ganz anders. Ich kann das allmählich mehr genießen. Der Stress, der für mich komplett neu war im vergangenen Jahr, ist dieses Mal weg. Ich wusste damals nicht, was auf mich zukommt und es gab extrem viele Termine und Fotosessions, da habe ich teilweise gar nicht mehr gewusst, wo es lang geht. Jetzt bin ich routinierter und ich weiß jetzt, wie es in der Formel 1 ist und ich kann mich wirklich auf das Rennen freuen."#w1#

Abwerbeversuche als Kompliment

"Ich kann das allmählich mehr genießen." Adrian Sutil

Frage: "Du hast im vergangenen Jahr gezeigt, was du kannst. Vor allem im Regen haben das auch andere Teamchefs gesehen und du warst entsprechend auch bei anderen Mannschaften im Gespräch. Steigert so etwas das Selbstbewusstsein?"
Sutil: "Es war schon schön, im Winter meinen Namen im Zusammenhang mit anderen Teams zu sehen und es war auch mein Ziel, ein wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Das es dann so viele Teams sein würden, hätte ich nicht gedacht. Ich war auch nicht großartig enttäuscht darüber, dass es jetzt nicht geklappt hat mit dem Wechsel."

"Ich war froh, dass ich meinen festen Vertrag hatte und mein Platz sicher war und das letztlich sieben Fahrer gekommen sind, die sich um den letzten Platz neben mir gestritten haben. Ich saß da und habe sozusagen schön nach unten geguckt und nur abgewartet, für wen man sich entscheiden wird. Es war schon toll, dass das Team gesagt hat, dass sie mich auf jeden Fall behalten wollen. Das gibt einem ein gutes Selbstbewusstsein."

Frage: "Obwohl du schon ein Jahr in der Formel 1 hinter dir hast, kennen dich sicher noch nicht alle Fans so genau. Wie würdest du dich selbst beschreiben?"
Sutil: "Ich bin eigentlich ein ruhiger Typ, der trotzdem extrem viel Adrenalin braucht, der immer am Limit sein muss. Ich bin ein aufgeräumter Typ, denn es muss bei mir alles unglaublich sauber sein. Ich bin sehr perfektionistisch, also ich liebe die Perfektion. Egal, ob es am Rennauto ist oder bei mir zuhause oder an mir selbst zum Beispiel die Frisur. Es muss halt alles immer passen und ich bin sehr stylisch, also an der Mode orientiert."

Von Tasten und Pisten

"Ich bin ein aufgeräumter Typ, denn es muss bei mir alles unglaublich sauber sein." Adrian Sutil

Frage: "Spielt da auch dein Perfektionismus beim Klavierspielen mit rein, was du ja über viele Jahr gemacht hast?"
Sutil: "Vielleicht habe ich das dort gelernt, denn da musst du das haben, sonst kannst du weder gut noch erfolgreich sein. Ich habe das sicher zum Teil auch von meinem Vater geerbt, der ein ähnlich verbissener Perfektionist ist. Ich glaube, insgesamt ist die Eigenschaft gut, aber es kann auch nervend sein, weil alles etwas länger dauert, bis man alles geordnet hat. Aber für die Formel 1 ist es wahrscheinlich nur positiv."

Frage: "In deinem neuen indischen Team gibt es internationales Flair. Du hast zum Beispiel zwei italienische Teamkollegen. Wie verträgt sich das mit deinem Perfektionismus?"
Sutil: "Eigentlich gut, obwohl Italiener ein bisschen lockerer drauf sind, aber man hat ja bei Ferrari gesehen, dass es die Leute richtig gut können. Ich glaube, am Ende sind die auch Perfektionisten, nur eben etwas anders und ich verstehe mich mit denen sehr gut. Sie sind sehr umgänglich und mit ihnen kann man Spaß haben. Es verträgt sich eigentlich sehr gut und dann kommt noch das indische Flair hinzu, was eine ganz andere Kultur ist und die muss ich noch ein wenig mehr kennen lernen, um ein genaues Bild zu bekommen. Bislang habe ich aber nur Gutes erlebt in Sachen Indien."

Fortschritte am aktuellen Auto

"Ich schätze, dass wir uns um fünf bis sieben Zehntelsekunden gesteigert haben." Adrian Sutil

Frage: "Das klingt sehr interessant. Schauen wir auf die neue Saison. Was sind deine Hoffnungen und Erwartungen?"
Sutil: "Ich bin sicher, dass es besser wird als im vergangenen Jahr. Unser Auto ist auf jeden Fall besser geworden, besonders nach dem Barcelonatest, wo wir das neue Update bekommen haben und auch jetzt in Melbourne haben wir noch eine Verbesserung am Auto. Ich würde mal schätzen, dass wir uns um fünf bis sieben Zehntelsekunden gesteigert haben, was wirklich schon sehr viel ist. Ich bin zufrieden damit und ich hoffe, dass es im Rennen nicht aus der letzten Startreihe losgeht."

Frage: "Auf was freust du dich am meisten in dieser Saison?"
Sutil: "Ich freue mich auf ein paar spezielle Rennen. Auf dieses Rennen hier habe ich mich schon sehr gefreut, denn Melbourne ist eine tolle Stadt und ich mag es extrem gerne hier. Das erste Rennen ist natürlich immer etwas Besonderes. Außerdem gefällt mir Monaco und Istanbul ist seit dem vergangenen Jahr eine meiner Lieblingsstrecken, denn da ist es unglaublich schön."

"Da kommen noch einige hinzu und natürlich freue ich mich auch auf den Grand Prix in Deutschland, weil es in diesem Jahr Hockenheim ist. Hockenheim ist mir fast noch lieber als der Nürburgring, denn das ist eine meiner Lieblingsstrecken. Dann freue ich mich auf den Stadtkurs in Valencia, auch das Nachtrennen in Singapur wird supertoll. Ich könnte immer weiter aufzählen..."

Frage: "Also du blickst freudig auf die Saison. Magst du noch deine Fans in Deutschland grüßen?"
Sutil: "Ja, auf jeden Fall. Ich hoffe, dass die Fans mir wieder treu die Daumen drücken und mich in jeder Situation unterstützen. Ich werde versuchen, Deutschland alle Ehre zu machen und hoffentlich viele Punkte einfahren."