Force India bringt 2008 kein neues Auto
Force-India-Technikchef Mike Gascoyne erklärt im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' die aktuellen Fortschritte und den weiteren Saisonfahrplan
(Motorsport-Total.com) - Force India möchte das Mittelfeld der Formel 1 aufmischen. Das neue indische Team hatte bereits bei den Wintertestfahrten mit dem modifizierten Vorjahresauto für Furore und schnelle Rundenzeiten gesorgt. Technikchef Mike Gascoyne berichtet im Interview mit 'Motorsport-Total.com' über neue Verbesserungen am Fahrzeug und er erklärt, warum man im Jahr 2008 überraschend doch keinen Neuwagen mehr bringen will.

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Mike Gascoyne will mit dem Vorjahreswagen Mittelfeldplatzierungen
Frage: "Mike, das Force-India-Team hat kurz vor dem Saisonstart noch viele neue Entwicklungen an das Auto gebracht. Welche Teile sind neu?"
Mike Gascoyne: "Zunächst einmal gibt es ein grundlegend wichtiges, neues Aeropaket mit Frontflügel, neuen Endplatten, neuen Bargeboards, neuen Sidepots, einem neuen Diffusor und einem neuen Heckflügel. Es ist also wirklich ein großes Update. Außerdem haben wir eine Verbesserung an der Hinterradaufhängung, die hier in Melbourne zum ersten Mal im Einsatz ist. Insgesamt haben wir eine Menge Arbeit erledigt."#w1#
Force India auf dem Weg ins Mittelfeld
Frage: "Um wie viele Plätze bringt sie das nach vorne?"
Gascoyne: "Oh, fragen sie mich das morgen noch einmal. Ich denke, wir haben einen deutlichen Fortschritt gemacht, aber es ist wirklich schwierig vorherzusagen. Wir werden auf jeden Fall nicht ganz hinten herumfahren, denn wir werden konkurrenzfähig und im Mittelfeld sein. Vielleicht werden wir zu Anfang eher im hinteren Mittelfeld sein, aber spätestens im Verlauf der Saison werden wir mitten in der großen Gruppe sein."
Frage: "Sie haben bereits über viele Jahre mit Giancarlo Fisichella zusammen gearbeitet. Wie macht er sich in seinem neuen Team?"
Gascoyne: "Giancarlo bringt extrem viel Erfahrung mit in das Team und er wird gerade jetzt nach der Abschaffung der Traktionskontrolle eine gute Leistung bringen. Er ist ganz sicher derjenige, an dem sich Adrian (Sutil; Anm. d. Red.) messen lassen muss. Aber alle Fahrer, die im Winter in unserem Auto gesessen haben, waren eine große Hilfe. Es ist immer gut, wenn jemand das Auto fährt, der vorher schon einmal in einem anderen Formel-1-Auto gesessen hat und uns dann Feedback geben kann. Giancarlo wird uns auf jeden Fall helfen, das Beste aus dem Auto herauszuholen."
Enge Zusammenarbeit mit Ferrari
Frage: "Alle Teams müssen ab sofort mit der Einheitselektronik fahren. Haben sie in diesem Bereich vom Motorenlieferanten Ferrari Unterstützung bekommen?"
Gascoyne: "Wir haben schon von Ferrari Unterstützung bekommen, aber unsere Leute haben einen so guten Job gemacht, dass wir ohnehin wenig Schwierigkeiten mit der Anpassung der neuen Elektronik hatten. Das hat problemlos funktioniert."
Frage: "Sie starten mit einer modifizierten B-Version des Vorjahresautos. Wann werden sie denn ein neues Auto bringen?"
Gascoyne: "Wir bauen kein komplett neues Auto, sondern bringen bei jedem Rennen umfangreiche Verbesserungen an das aktuelle Chassis. Wir haben schon ein neues Aeropaket für Malaysia, also das ist ein fortlaufender Prozess."
Kein neues Auto für die Saison 2008
Frage: "Also fahren sie die komplette Saison mit dem alten Auto und bringen erst für das kommende Jahr ein neues Fahrzeug?"
Gascoyne: "Ja, genau. 2009 gibt es so viele Neuerungen mit zum Beispiel KERS und neuen Aerodynamik-Regeln. Wir werden für 2009 dann ein neues Auto bauen."
Frage: "Haben sie sich beim Energierückgewinnungssystem KERS schon für eine Variante entschieden, also die mechanische oder die elektrische?"
Gascoyne: "Zu 95 Prozent haben wir uns festgelegt, aber wir sprechen das natürlich mit Ferrari ab, weil es mit dem Motor schon sehr viel zu tun hat. Wir klären das mit denen, aber wir sind schon jetzt ganz zufrieden mit den Plänen."
Frage: "Wann werden sie KERS zum ersten Mal testen?"
Gascoyne: "Erst dann, wenn wir das neue Auto haben, denn wir werden kein Interimsauto bauen. Also im Januar wird es soweit sein."

