• 11.07.2008 17:15

  • von Roman Wittemeier

Sutil: "Brauchen noch mehr Regen"

Adrian Sutil spricht im Teaminterview über seine Verbindung zu Hockenheim und seien Ziele in der zweiten Saisonhälfte

(Motorsport-Total.com) - Wenn es nach Adrian Sutil ginge, würde die Formel-1-Saison vermutlich aus 18 Monaco-Rennen bestehen. Der Force-India-Pilot hat sich in den vergangenen beiden Grands Prix im Fürstentum als echter Spezialist für die Jagd im Leitplankenkanal entpuppt und mit herausragenden Leistungen für Staunen gesorgt. Doch auch zu seinem Heimrennen in Hockenheim hat der junge Deutsche eine ganz besondere Verbindung, wie er im Teaminterview verriet.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil hofft auf die Unterstützung seiner Fans in Deutschland

Frage: "Adrian, was empfindest vor deinem ersten Heim-Grand-Prix am Hockenheimring?"
Adrian Sutil: "Das war die erste Strecke, die ich jemals live gesehen habe. Als ich 12 Jahre alt war, sind wir zu einem Familienbesuch nach Aachen gefahren und da kamen wir an Hockenheim vorbei. Das war in etwa die Zeit, als ich mit dem Kartsport anfing. Ich fragte meine Mutter, ob wir da nicht anhalten könnten und dann ging ich auf eine der Tribünen. Ich habe da einfach nur eine halbe Stunde gesessen, obwohl kein einziges Auto fuhr - da passierte nichts! Zu dieser Zeit gab es noch die langen Geraden, die in den Wald hinein führten. Ich dachte, dass ich eines Tages auch dort fahren will - ein Lebensziel. Das war ein solch faszinierendes Gefühl, als ich dort saß und einfach nur träumte."#w1#

Viel Erfahrung in Hockenheim

Frage: "Wie oft bist du schon in Hockenheim gefahren?"
Sutil: "Ich war mit vielen verschiedenen Autos dort und habe viele Rennen dort gefahren, also ist das wirklich ein Heimrennen für mich. Ich bin in der Formel Ford, der Formel BMW, in der Formel 3 und sogar als Gaststarter im VW Beetle-Cup dort gewesen. In einem Formel-1-Fahrzeug ein Rennen dort zu fahren, wird bestimmt fantastisch sein."

"Ich hatte immer meine stärksten Rennen in Hockenheim." Adrian Sutil

Frage: "Hattest du auf der Strecke bereits Erfolge?"
Sutil: "Große Erfolge sogar! Ich hatte immer meine stärksten Rennen in Hockenheim. Ich hatte dort einige Siege und bei jeder Zielankunft kam ich auf das Podium. Ich habe wirklich tolle Erinnerungen daran. Ich freue mich auf das Rennen, weil es eine meiner Lieblingsstrecken ist."

Frage: "Warst du schon einmal bei einem Grand Prix dort?"
Sutil: "2006 war ich Testfahrer, aber ich konnte nicht dorthin, weil ich in Japan war. Im Jahr 2005 war ich dort und hab es mir von den Tribünen aus angesehen - das war toll."

Frage: "Also du warst dann gar nicht im Fahrerlager?"
Sutil: "Nein, denn ich war mit meiner Freundin dort. Wir saßen im Motodrom an der Sachs-Kurve und es war richtig cool. Eine tolle Atmosphäre und ich habe es wirklich genossen, mit den Besuchermassen auf der Tribüne zu sein. Schumi war in dem Rennen richtig schnell und auf den Tribünen war alles rot."

Hockenheim: Schnell und herausfordernd

Frage: "Wenn du also am Wochenende deine Runden dort drehst, dann weißt du genau, wie es sich für die Fans anfühlt?"
Sutil: "Ganz genau. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn du dort sitzt. Es ist unglaublich. Der Sound und die Geschwindigkeit der Autos sind faszinierend."

"Als ich jetzt erstmals mit einem Formel-1-Auto dort fuhr, war es beeindruckend." Adrian Sutil

Frage: "Wie würdest du die Strecke beschreiben?"
Sutil: "Es ist eine großartige Strecke. Ich bin nie die alte Version gefahren, aber ich bin die Kurzanbindung im Jahr 2002 gefahren. Die erste Kurve war noch immer wie früher, aber ich bin eben nicht die langen Geraden gefahren. Die neue Version ist ein netter Kurs. Die erste Kurve ist schwierig und schnell, danach hast du die lange Gerade bis zur engen Haarnadel, die richtig langsam ist, aber gut zum Überholen. Danach kommst du bald in den schönsten Sektor der Strecke - ins Motodrom. Eine tolle Rechtskurve und du kannst die Atmosphäre spüren, du kannst die Menschen auf ihren Sitzen spüren. Die doppelte Rechtskurve zurück auf die Start-Ziel-Gerade ist schon ganz besonders, ziemlich schwierig. Wenn du viel Erfahrung auf dieser Strecke hast, dann kannst du genau in dieser Ecke sicherlich etwas herausholen. Als ich jetzt erstmals mit einem Formel-1-Auto dort fuhr, war es beeindruckend. Es ist schnell und wunderbar."

Frage: "Werden dir die deutschen Fans jetzt mehr Aufmerksamkeit schenken?"
Sutil: "Ich hoffe doch. Vor allem nach dem Monaco-Rennen habe ich mehr Fans, glaube ich. Wir werden es in Hockenheim sehen. Je länger du in der Formel 1 bist umso bekannter wird dein Name. Das ist der normale Verlauf."

Zu viele Ausfälle in den ersten Saisonrennen

Frage: "Wir haben Halbzeit in der Saison. Wie lief es für dich bisher?"
Sutil: "In den vergangenen Rennen kann ich bezüglich meiner Leistung wohl zufrieden sein. Ich hatte viel Pech. Monaco war sicher sehr unglücklich und auch schon vorher hatten wir ein paar gute Runden, aber technische Probleme. Wir hatten zu viele Ausfälle in den ersten neun Rennen. Ich habe nur drei Mal die Zielflagge gesehen und das ist zu wenig."

"Wir müssen aber auf mehr Regen hoffen, obwohl wir in diesem Jahr schon ungewöhnlich viel davon hatten." Adrian Sutil

Frage: "Du bist zwar in Monaco nicht ins Ziel gekommen, aber hat die Leistung dort dein Ansehen verbessert?"
Sutil: "Das war ähnlich wie im vergangenen Jahr, als mir Monaco auch geholfen hat. Nach der Saison war es fast das einzige, woran sich die Leute erinnern konnten: Adrian Sutil im Training in Monaco auf P1. In diesem Jahr im Rennen war es noch effektiver. Ich habe den Eindruck, dass ich in Monaco immer eine kleine Show liefern kann. Es war toll, dass ich die Chance dort nutzen konnte. Vielleicht bekomme ich noch ein paar Chancen dieses Jahr und dann müssen wir sie auch nutzen."

Frage: "Hoffst du bei den Rennen in Spa, Fuji und Shanghai auf Regen?"
Sutil: "Spa war auch im Trockenen im vergangenen Jahr sehr gut. Ein bisschen Regen und eine gute Strategie können sicherlich helfen, aber wir wollen unter allen Bedingungen schnell sein. Wir können im Moment nicht im Mittelfeld mithalten und müssen unser Auto weiterbringen. Das letzte Update bringt uns vielleicht zwei oder drei Zehntelsekunden. Das Auto fühlt sich gut an und in den neuen Teilen steckt noch mehr Potenzial. Wir müssen aber auf mehr Regen hoffen, obwohl wir in diesem Jahr schon ungewöhnlich viel davon hatten. Manchmal ist es echt hart, denn wenn es regnet muss man seine Chance nutzen. Wenn es dann nicht klappt, ist die Enttäuschung groß."