• 11.07.2008 16:27

  • von Mark Hallam

Kubica: "Im letzten Rennen kannst du an Titel denken"

Kanada-Sieger Robert Kubica über die erste Saisonhälfte, den Heim-Grand-Prix für das BMW Sauber F1 Team und seine Titelchancen

(Motorsport-Total.com) - Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte - beim letztjährigen Saisonfinale in der Formel 1 wurde genau dies wahr. Muss man das alte Sprichwort in dieser Saison womöglich abwandeln? Wenn drei sich streiten, freut sich der Vierte? Robert Kubica käme es wohl gelegen, denn der Pole im BMW Sauber F1 Team liegt hinter dem führenden Trio in der Fahrerwertung auf Rang vier in Lauerstellung. Kubica erklärte im Rahmen einer Presserunde in Hockenheim seine Bilanz der ersten Saisonhälfte und die Aussichten für die verbleibenden neun Rennen.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica geht den Rest der Saison Schritt für Schritt an

Frage: "Robert, denkst du nach wie vor an den Titel?"
Robert Kubica: "Ich glaube, die Situation hat sich nach Silverstone nicht besonders geändert. Ich bin immer noch nur zwei Punkte hinter dem Meisterschafts-Führenden."

Frage: "Aber ihr könntet mehr Punkte haben, oder?"
Kubica: "Ja, hätten wir haben können. Aber haben wir eben nicht. Ich sehe da keinen großen Unterschied."#w1#

Vier Piloten kämpfen um einen Titel

Frage: "Also sind nach wie vor vier Piloten im Titelrennen?"
Kubica: "Ja, denn die Saison ist noch sehr lang. Es gibt noch neun Rennen zu fahren und da können noch viele Dinge passieren, vor allem, wenn Rennen dabei sind wie zuletzt in Silverstone mit gemischten Streckenverhältnissen. Wir werden sehen. Es ist noch ein weiter Weg."

"Wir müssen jetzt die Rennen in Hockenheim und Ungarn abwarten." Robert Kubica

Frage: "In Kanada hast du gesagt, du würdest dir wünschen, dass das Team ebenso wie du 100 Prozent gäbe. Übersetzt heißt das, dass du mehr Entwicklungen erwartest, um mit McLaren und Ferrari Schritt halten zu können. Hast du das Gefühl, dass ihr aufholt?"
Kubica: "Wenn man sich die letzten beiden Rennen mal anschaut, dann haben wir zwei völlig unterschiedliche Rennen erlebt. In Magny-Cours war Ferrari deutlich schneller als alle anderen. In Silverstone waren sie dann deutlich langsamer als alle erwartet hatten."

"Bei McLaren war es das genaue Gegenteil: Die waren in Magny-Cours langsam und in Silverstone sehr schnell. Wir waren im Qualifying von Silverstone viel konkurrenzfähiger als wir es selbst erwartet hatten. Wir müssen mal schauen. Ich würde auf jeden Fall Silverstone nicht als Maßstab nehmen, denn das war ein komisches Wochenende. Wir müssen jetzt die Rennen in Hockenheim und Ungarn abwarten und dann sehen, wie sich die Dinge vor der kurzen Pause entwickeln."

Frage: "Das kommende Rennen in Hockenheim ist der Heim-Grand-Prix für BMW. Empfindest du das auch als Heimrennen für dich selbst?"
Kubica: "Nein. Es ist sicherlich für das Team ein besonderes Rennen, weil wir in Deutschland fahren und wahrscheinlich viele Fans des Teams herkommen werden. Das Rennen nach Hockenheim ist dann eher mein Heimrennen. In Ungarn werden viele polnische Fans sein. Wir haben also nun zwei Heimrennen, eines für BMW und eines für mich selbst."

Große Popularität in Polen

Frage: "In Großbritannien dreht sich alles nur noch um Lewis Hamilton. Wie ist das bei dir, wenn du nach Polen kommst?"
Kubica: "Ich weiß es gar nicht so genau, weil ich nicht allzu oft nach Polen komme. Ich bin sicher, dass das Interesse für die Formel 1 nun viel größer ist als es jemals vorher gewesen ist. Aber das ist eine ganz normale Sache, wenn ein Fahrer gute Resultate bringt. Das ist in England so und das ist mit Fernando Alonso in Spanien so und das ist auch bei mir ähnlich."

"Die Streckenverhältnisse spielen eine große Rolle und die Streckencharakteristik ebenso." Robert Kubica

Frage: "Kannst du uns die extremen Schwankungen in diesem Jahr erklären? Es passiert Ferrari, es passiert McLaren und dir ist es auch schon so ergangen. Woran liegt das?"
Kubica: "Die Streckenverhältnisse spielen eine große Rolle und die Streckencharakteristik ebenso. In Magny-Cours haben wir einige Fehler gemacht und wir kamen zurück und hatten in Silverstone eine viel bessere Performance. Die Leistung im dortigen Qualifying war viel besser als in dem Test zuvor. Es scheint so, als würden die Reifen sich in Abhängigkeit von den Streckenverhältnissen deutlich entwickeln. Es hängt von Streckentemperatur und Umgebungstemperatur ab und ob Sonne da ist oder nicht. Wir müssen es immer perfekt hinbekommen und das ist nicht immer einfach. Das passierte Ferrari in Silverstone. Die hatten im Qualifying mehr Probleme als alle anderen."

Frage: "Gab es einen Leistungsunterschied zwischen dem Rennwochenende und dem Test in Silverstone wenige Tage zuvor?"
Kubica: "Ja, ich denke schon. Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, dass ich niemals erwartet hätte, im Qualifying stärker zu sein als die Ferrari. Aber ich war nun einmal stärker und das war wirklich überraschend. Wir hatten nach dem Test erwartet, dass wir hinter ihnen liegen."

Frage: "Kann das BMW Sauber F1 Team eigentlich nur noch gewinnen? Wenn ihr Zweiter seid, ist es großartig und wenn ihr Dritter werdet ist das auch noch gut, oder?"
Kubica: "Ich weiß nicht so genau. Ich kann nur für mich sprechen. Ich muss einfach nur so hart wie möglich pushen, um so weit wie möglich nach vorne zu kommen. Ich kann nicht sagen, mit welcher Position das Team am Ende der Saison glücklich wäre. Zweiter ist besser als Dritter, Dritter ist besser als Vierter und Erster ist besser als Zweiter..."

Schritt für Schritt durch die zweite Saisonhälfte

Frage: "Das Team spricht immer davon, dass man 2009 noch besser sein möchte. Was sind deine Hoffnungen für den Rest der Saison und für das kommende Jahr?"
Kubica: "Meine Hoffnung ist immer gleich: Ich möchte so weit vorne sein wie möglich und so viele Punkte holen wie möglich. Es hängt von vielen Faktoren ab, wie viele Punkte du am Ende einer Saison auf deinem Konto hast, aber das Ziel ist immer gleich."

"Wenn du im letzten Rennen noch Meisterschaftschancen hast, dann darfst du auch an den Titel denken." Robert Kubica

Frage: "Als du in die Saison gestartet bist, konntest du ja nicht unbedingt davon ausgehen, dass du zur Halbzeit noch mitten im Titelkampf bist. Gewöhnst du dich langsam an das Gefühl oder vermeidest du alle Gedanken in diese Richtung?"
Kubica: "Meine Herangehensweise hat sich dadurch nicht geändert. Ich will an jedem einzelnen Wochenende so viele Punkte wie möglich holen und alles aus dem Auto herausholen. Wenn du im letzten Rennen noch Meisterschaftschancen hast, dann darfst du auch an den Titel denken. Aber zurzeit gehe ich Rennen für Rennen an."

Frage: "Bis zur Saisonhalbzeit reichte es offenbar, nicht unbedingt das schnellste Auto zu haben, sondern die wenigsten Fehler zu machen und ein zuverlässiges Fahrzeug zu haben. Reicht das auch für die gesamte Saison und für den Kampf um den Titel?"
Kubica: "Das hängt auch von anderen ab. Silverstone war ein gutes Beispiel, denn einige Teams hatten wieder ihre Probleme. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, nur zwei Zehntelsekunden im Q2 hintern zu liegen. In Q3 hatte ich leider keine gezeitete Runde und musste von hinten starten, aber das war eine tolle Gelegenheit eigentlich. Es ist einfach schwierig einzuschätzen. Ich glaube zwar, dass einige Teams nicht so richtig gut in die Saison hereingekommen sind, aber ich halte neun Rennen schon für repräsentativ, um die Leistungsfähigkeit einzuschätzen."