• 12.02.2011 12:12

  • von Dieter Rencken

Sutil: "Balance des Autos ist gut"

Adrian Sutil hat einen positiven Eindruck des neuen Force India VJM04 bei den Testfahrten in Jerez gewonnen - Im Interview zieht der Deutsche erste Bilanz

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Adrian Sutil am Donnerstag seinen diesjährigen Wagen einem ersten Shakedown unterzogen hat, setzte er die Arbeit am zweiten der vier Testtage in Jerez mit ersten Abstimmungsfahrten konsequent fort. Im Verlauf des Freitags hatte das Team abgesehen von ein paar kleineren Schwierigkeiten im Bereich des Auspuffs keine technischen Probleme zu beklagen. Im Interview analysiert der Deutsche die Situation bei Force India.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil hat in Jerez den neuen Force India VJM04 getestet

Frage: "Wie war dein Testtag in Jerez?"
Adrian Sutil: "Es war gut, ich habe viele Runden abgespult. Mit dem neuen Auto und den neuen Pirelli-Refen haben wir weitere Erfahrung gewonnen. Es war ein interessanter Tag. Für den ersten Tag war es gut. Man sieht nun den Unterschied zwischen den Autos. Ich weiß jetzt, wie sich die Pirelli-Reifen auf dem alten und dem neuen Auto verhalten. Der Valencia-Test war nicht so geplant. Wir haben uns gesagt, dass wir ihn aufgrund der Reifen machen sollen. Wir haben so wie im vergangenen Jahr das Auto in Jerez vorgestellt. Es ist sehr zuverlässig und es gab bisher nur wenige Probleme."

Frage: "Hast du die verschiedenen Reifenmischungen getestet?"
Sutil: "Ja. Es gibt einen großen Unterschied zwischen den weichen, den mittleren und den harten Reifen. Die weiche Mischung ist für eine Runde gut, dann verliert sie an Leistung. Eigentlich hält sie gar keine ganze Runde. Manchmal hat man in der letzten Kurve schon Probleme. Generell gesehen bietet sie den höchsten Grip. Die mittlere Mischung hat etwas weniger Haftung, aber sie hält etwas länger. Aber auch von ihr habe ich mir mehr erwartet, denn nach fünf, sechs Runden war ich schon langsam unterwegs."

"Man kann das mit dem harten Bridgestone-Reifen nicht vergleichen. Es ist eine ganz andere Herangehensweise. Für den Sport ist das gut, denn man wird mehr Boxenstopps sehen. Es ist eine Herausforderung mit diesen Reifen am Limit zu fahren. Ständig gibt es Übersteuern. Das Gripniveau ist niedrig und man kann leicht Fehler begehen. Generell gefällt mir das. Unser Auto verhält sich mit den Reifen recht gut."

Frage: "Kann man mit der Abstimmung die Reifen haltbarer machen?"
Sutil: " Ja. Man versucht das immer, aber jede Strecke hat seine eigene Charakteristik. Unter dem Strich gesehen hält der Reifen einfach nicht so lange. Manchmal hat man Probleme beim Aufwärmen der Vorderreifen. Das dauert ein bis zwei Runden. Darauf muss man sich konzentrieren. Über die Abstimmung kann man die Reifen nicht weitere 20 Runden haltbarer machen. Wir haben einiges probiert, aber da geht es nur um ein oder zwei Runden Unterschied. Das kann im Rennen aber entscheidend sein."

Frage: "Wie findest du die verschiedenen Reifenmischungen?"
Sutil: "Die mittlere Mischung hat sich anders verhalten. Aus welchen Gründen auch immer hält sie nicht so lange. In den ersten Runden ist sie nicht sehr schnell und dann startet der Verschleiß. Ich bin mit diesem Reifen nicht so zufrieden. Es gibt einfach einen Unterschied zwischen den Reifen."

Frage: "Fühlst du da höhere Gesicht des Autos?"
Sutil: "Ja. Das Auto ist überall ein bisschen langsamer. Wenn man das Auto mit Benzin anfüllt, ist es auch etwas langsamer. Der Bremspunkt liegt auch etwas weiter vorne, aber man fühlt das nicht wirklich. Man startet frisch mit einem neuen Auto. Es hat 640 Kilo. Wenn man es mit dem Vorjahresauto vergleicht, sieht man sicher einen Unterschied. Es gibt aber so viele neue Dinge am Auto und es fühlt sich immer noch schnell an. Es ist also nicht zu schwer."


Fotos: Force India, Testfahrten in Jerez


Frage: "Werden wir durch den verstellbaren Heckflügel, das KERS und das schwerere Auto längere Bremsdistanzen sehen?"
Sutil: "Ich glaube nicht. Vielleicht ein paar Meter, aber es sollte kein großes Problem sein. Wenn wir für das Rennen 130 Kilo Benzin mitführen, ändert sich der Bremspunkt um fünf, sechs Meter. Von einem leichten zu einem schweren Auto gibt es nicht so einen großen Unterschied."

"Man kommt schneller bei einer Kurve an und hat einen längeren Bremspunkt, aber das ist normal. Wenn man den Flügel wieder steil stellt, hat man mehr Anpressdruck. Es gibt Strecken, die sehr lange Gerade haben. Man kann jetzt mehr Anpressdruck fahren und den Flügel auf den Geraden flach stellen. Beim Bremspunkt hat man dann mehr Anpressdruck."

Frage: "Kannst du das Potenzial des Autos einschätzen?"
Sutil: "Wir haben viele Runden gedreht. Generell ist die Balance sehr gut. Es ist eine Evolution vom vergangenen Jahr. Es fühlt sich ähnlich an, aber in Kombination mit den Reifen ist die Fahrbarkeit anders. Das Auto ist sehr positiv und fühlt sich angenehm zu fahren an. Es ist zuverlässig, also haben wir Stärken aus dem Vorjahr übernommen. Es wird sich wieder nur um den Abtrieb drehen. Ich mag die Balance des Autos, sie ist gut."

Frage: "Wie siehst du das Verbot des Doppeldiffusors?"
Sutil: "Wir müssen sicher den Rückstand auf die großen Teams reduzieren. Unsere Ausgangslage sieht im Moment sehr viel versprechend aus. Wir haben einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Man will natürlich immer in der ersten Reihe stehen. Andere Teams haben sicher mehr Anpressdruck. Wir haben viel getan, um unser Auto zu verbessern. Über die Saison gesehen wird es natürlich hart. Es ist ein großer Kampf."

Frage:; "Hast du KERS ausprobiert?"
Sutil: "Ja, es gab kein Problem damit. Man hat einen guten ersten und zweiten Sektor, beim letzten verliert man etwas. Es verbessert definitiv die Rundenzeit. Es wird interessant, wie es sich über die Renndistanz entwickelt. Das wird sicher entscheidend."

Frage: "Was sagst du zum Unfall von Robert Kubica?"
Sutil: "Das waren schlechte Nachrichten. Ich glaube, er hat Glück gehabt, dass er überlebt hat. Als ich das Auto gesehen habe, war das schockierend. Wir bekamen die Nachricht, dass er wieder zurückkommen will. Er ist eine starke und sehr spezielle Person. Ich wünsche ihm alles Gute. Hoffentlich ist er bald wieder zurück. Er ist ein guter Fahrer."