Surtees fordert Aufstiegssystem für Nachwuchs

Wie Legende John Surtees mit der Pay-Driver-Problematik umgehen würde und wieso er sich ein drittes Auto pro Team wünscht

(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1- und Motorrad-Weltmeister John Surtees ortet eine Nachwuchskrise in der Formel 1. Während in den vergangenen zehn Jahren immer wieder junge talentierte Piloten den Weg in die "Königsklasse" des Motorsports schafften, steht dieses Jahr die finanzielle Mitgift im Vordergrund. Die Rookies Sergio Perez, Pastor Maldonado und Jerome D'Ambrosio haben finanzstarke Unterstützer im Rücken, Paul di Resta bewies als DTM-Champion seine Klasse, dennoch war Mercedes am Formel-1-Einstieg des Schotten nicht ganz unbeteiligt.

Titel-Bild zur News: John Surtees

John Surtees macht sich Sorgen um den Formel-1-Nachwuchs

"Die Kommerzialisierung der Formel 1 weitet sich immer mehr aus", kritisiert der 77-Jährige, dessen Sohn Henry Surtees vor zwei Jahren bei einem Formel-2-Rennen in Brands Hatch ums Leben kam, gegenüber 'crash.net'. "Ich würde es gerne sehen, dass den Nachwuchs-Serien etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird - sie bekommen nicht das Scheinwerfer-Licht, das sie kriegen sollten."

Wie das Surtees-System funktionieren würde

Surtees fordert ein Nachwuchs-System, das die Rennställe zwingt, talentierte Youngsters zu verpflichten. "Das System sollte in die Formel 1 führen", erklärt der Brite. "Leute, die sich in einer Formel-Serie als sehr fähig erweisen und den Titel holen, steigen automatisch in die nächste auf. Dann kommt es gar nicht in Frage, dass Karrieren plötzlich platzen - wie es derzeit bei ein oder zwei Kerlen der Fall ist."

Er gibt ein Beispiel: "Ein Kerl, der ein Versprechen abgegeben hat und sich im Kartsport bewährt hat, kommt zu einem Punkt, an dem er in die GP2 einsteigen möchte. Dann verlangt man zwei Millionen Pfund (umgerechnet 2,3 Millionen Euro) von ihm. Das ist doch verrückt."

Surtees denkt Montezemolo-Vorschlag weiter

Dennoch zeichnet er ein differenziertes Bild der Problematik: "Es tut mir leid, dass das Pay-Driver-Element in die Formel 1 zurückkehrt. In Anbetracht all des Geldes, das in der Formel 1 fließt, sollte man sich darauf besinnen, das größte Talent zu finden und es dann der Welt zeigen. Ich verstehe aber auch die kleineren Teams, die verzweifelt versuchen, ihr Budget zusammenzukriegen. Das ist vielleicht das Problem."

Damit junge Piloten nicht nur auf finanzschwache Rennställe angewiesen sind, um ihre ersten Gehversuche in der Formel 1 zu machen, müsste man die Topteams dazu bringen, auf Nachwuchs-Fahrer zu setzen. "Ich bin mir nicht sicher, ob nicht die Idee von di Montezemolo mit den drei Autos pro Team helfen würde", überlegt er. "Ein Auto sollte aber die Funktion eines Stipendiums haben, um denen die Chance zu geben, die ihre Fähigkeiten gezeigt haben und nicht notwendigerweise die Geldmittel aufbringen können. Es gibt eine Reihe von Kerlen, die bereits an die Tür geklopft haben. Wenn wir nicht vorsichtig sind, dann wird die Zeit vergehen."