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Todt verspricht mehr Tests für Formel-1-Nachwuchs

Wie Jean Todt dem Formel-1-Nachwuchs wieder Perspektiven geben will und wieso man Wurz zum Leiter des ersten FIA-Nachwuchsprogramm bestellte

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat ein massives Nachwuchsproblem. Nach dem "Jugendwahn" zu Beginn des Jahrtausends, als mit Kimi Räikkönen, Jenson Button und Felipe Massa Piloten mit äußerst geringer Rennerfahrung in die "Königsklasse" des Motorsports gespült wurden, ist dieser Trend längst abgerissen. Das Testverbot erlaubt es jungen Piloten nicht, sich an die Formel 1 zu gewöhnen.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt weiß, dass der Formel-1-Nachwuchs in der Krise ist

Bestes Beispiel ist Ex-Williams-Pilot Nico Hülkenberg, der jede Nachwuchsserie, in der er antrat, für sich entschied, in der Formel 1 aber Mühe hatte, das Tempo von Routinier Rubens Barrichello zu halten. Nach nur einem Jahr muss er wieder aufs Abstellgleis - Paydriver mit dicken Geldkoffern sind die einzigen Fahrer, die noch den Aufstieg schaffen.

Todt verspicht mehr Formel-1-Tests für Nachwuchs

'Motorsport-Total.com' hat FIA-Präsident Jean Todt mit der schwierigen Lage talentierter Nachwuchs-Piloten konfrontiert - dem Franzosen ist das Problem durchaus bewusst: "Das ist eine Sache, mit der ich nicht sehr glücklich bin. Es ist sehr schwierig, denn auf der einen Seite wollen wir die Show verbessern und die Kosten reduzieren. Andererseits sollten die jungen Fahrer eine Chance haben. Wir wollen so viele Dinge, man kann aber nicht alles erreichen."

Ist das eine Absage an den Motorsport-Nachwuchs? Keineswegs - Todt verspricht: "Wir werden eine Lösung finden, um es den jungen Fahrern zu erlauben, mehr zu testen. In der Vergangenheit wurde zu viel getestet, jetzt wird zu wenig getestet. Außerdem wird zu viel in der Fabrik getestet - mit all den Simulatoren, dem Computer, all diesen fortschrittlichen Mitteln. Es ist mein Vorhaben, das zu ändern und Testfahrten für junge Piloten wieder einzuführen. Natürlich muss das limitiert sein, denn wir haben 20 Grands Prix."

"Wir werden eine Lösung finden, um es den jungen Fahrern zu erlauben, mehr zu testen." Jean Todt

Auch wenn der Weg in die Formel 1 derzeit steinig ist, spricht der ehemalige Ferrari-Teamchef den Nachwuchs-Serien und -Programmen ein Lob aus: "Es gibt die Formel 3 und die GP2, Hersteller wie BMW oder Renault sind oder waren beteiligt - sie geben jungen Fahrern eine Chance."

FIA Academy - das erste FIA-Nachwuchsprogramm

Erstmals tritt nun auch die FIA mit einem hauseigenen Nachwuchsförderungs-Programm an. Die FIA Academy unterscheidet sich aber von den Förderungsprogrammen von Red Bull & Co., deren vorrangiges Ziel es ist, Talente zu entdecken, die das Zeug zum Formel-1-Star haben - die FIA möchte die Fähigkeiten junger Rennfahrer aus unterschiedlichsten Motorsport-Kategorien erweitern. Sie sollen dadurch - auch wenn es mit dem Formel-1-Traum nichts wird - im Motorsport ihr Geld verdienen können. Das erste Shootout findet am kommenden Wochenende im österreichischen Melk statt: 19 PilotInnen - darunter GP3-Ass Alexander Rossi, Formel-2-Fahrer Philipp Eng und Rallye-Talent Andreas Mikkelsen - werden getestet, zehn bleiben übrig.

Initiator und Kopf der FIA Academy ist Ex-Formel-1-Pilot und Le-Mans-Sieger Alex Wurz - der Österreicher wird gemeinsam mit dem ehemaligen Rallye-Copiloten Robert Reid, der mit Colin McRae und Richard Burns zusammenarbeitete, das Projekt leiten. Wurz ließ sich von der US-amerikanischen National Football League inspirieren: "Sie haben dort ein funktionierendes Sicherheitsnetz für ihre Spieler. Sie sorgen dafür, dass kein Spieler, der jemals bei der Superbowl antritt, auf der Straße steht. Da dachte ich mir, dass wir so etwas auch im Motorsport brauchen."

"Kein Spieler, der je bei der Superbowl antritt, wird auf der Straße stehen - so etwas brauchen wir auch im Motorsport." Alex Wurz


Warum Todt auf Wurz als Akademieleiter setzt

Wurz informierte das FIA Institut, nach einigen Jahren fragte man bei ihm an, ob er die Akademie leiten wolle. "Das Ziel ist es, den jungen Fahrern bei ihrer Entwicklung zu helfen und ihnen eine Ausbildung zu geben, um ihrer Karrieren zu erweitern", erklärt Wurz. Von den Anmeldungen zeigt sich der ehemalige Williams-Pilot überwältigt: "Ich bin froh über die vielen Bewerbungen. Und ich bin auch froh über die Reaktion von der Motorsport-Industrie. Die, mit denen ich gesprochen habe, finden es vor allem spannend, dass wir einen anderen Zugang verfolgen. Iim Formel-1-Fahrerlager gibt es viele Teamchefs, die das Projekt unterstützen."

Auch FIA-Präsident Todt hat das innovative Projekt stets im Blick - der Franzose erklärt gegenüber 'Motorsport-Total.com', warum man bei der Leitung auf Wurz setzt. "Er ist ein sehr talentierter Fahrer und er hat große Qualitäten als Lehrer. Außerdem ist er bei Fahrlehrgängen involviert - nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern", spielt Todt auf Wurz' Firma Test & Training an - ein international führendes Unternehmen in Sachen Fahrsicherheit. "Alex ist sehr professionell, hat eine gute Organisation um sich herum und er arbeitet eng mit dem FIA-Institut zusammen. Ich bin sehr gespannt, was bei der Sichtung herauskommt."

"Alex Wurz ist ein sehr talentierter Fahrer und er hat große Qualitäten als Lehrer." Jean Todt