Surer: "Die Basis kann nicht falsch sein"

'F1Total.com'-Experte Marc Surer analysiert die Vorstellungen von Michael Schumacher und glaubt an das Potenzial des F2005

(Motorsport-Total.com) - 43 Punkte Rückstand auf den führenden Alonso bedeuten, dass der WM-Zug 2005 wohl ohnehin schon ohne Michael Schumacher abgefahren ist, doch für Einzelsiege will den Ferrari-Piloten noch niemand von der Rechnung nehmen. Auch 'F1Total.com'-Experte Marc Surer traut dem siebenfachen Weltmeister noch einiges zu, zumal er im Ferrari F2005 durchaus Potenzial sieht.

Titel-Bild zur News: Marc Surer

Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer warnt davor, Schumacher zu früh abzuschreiben

"Wenn ein Auto in Imola, Barcelona und Monaco so schnell fahren kann, muss man daraus schließen, dass es ein bestimmtes Fenster gibt, in dem der Ferrari hervorragend funktioniert, aber außerhalb dieses Fensters eben nicht", analysiert der Schweizer. "Allerdings muss man sagen, dass die Basis nicht falsch sein kann, wenn ein Auto dazu in der Lage ist, schnellste Runden zu fahren. Irgendwie schaffen sie es nicht, ihr Paket konstant zu machen. Da haben sie noch viel Arbeit vor sich."#w1#

Am Nürburgring keine Superzeiten im Rennen

Nachdenklich stimmt Surer, dass Ferrari vergangenes Wochenende am Nürburgring erstmals in dieser Saison auch im Rennen nicht dazu in der Lage war, der Konkurrenz einzuheizen. Barrichello und Schumacher fuhren zwar ein solides Rennen und sammelten gemeinsam zehn Punkte, aber: "Normalerweise konnte man von Ferrari in irgendeiner Phase des Rennens immer Superzeiten sehen, aber die sind am Nürburgring nicht gekommen", so der 81-fache Grand-Prix-Teilnehmer.

An eine derart aussichtlose Position ist Schumacher, der seit 1999 immer siegfähiges Material zur Verfügung hatte, nicht mehr gewöhnt, weshalb sich in letzter Zeit auch seine Fahrfehler häufen. Der Deutsche will sein technisches Handicap mit verstärktem Einsatz wettmachen, schießt sich dabei aber zum Teil selbst ins Knie. Als er beispielsweise vergangenes Wochenende in den letzten Runden noch zum Sturm auf Coulthard blasen wollte, rodelte er prompt von der Strecke.

"Michael hatte am Nürburgring zum Schluss nicht mehr allzu viel Grip, aber er ist einer, der immer 100 Prozent gibt", weiß Surer. "Da kann auch mal ein Fehler passieren. Da ja einige ausgeritten sind, denke ich, dass die Verhältnisse wohl sehr schwierig waren. Dass Michael einer ist, der nicht aufgibt und immer volles Risiko geht, das wissen wir von früher, als er mit dem unterlegenen Ferrari gegen Häkkinen kämpfen musste - damals gab es auch ab und zu mal einen Fehler. Er will nicht einsehen, dass der Ferrari nicht schnell genug ist, und riskiert entsprechend viel."

"Barrichello müsste Michael inzwischen so gut kennen"

Was die umstrittenen Zwischenfälle in Monaco angeht, hat Surer eine recht klar gefasste Meinung: "Bei Barrichello ist es vielleicht so, dass er intern nicht damit gerechnet hat, dass ihn der Teamkollege in der letzten Runde noch angreift und etwas riskiert. Ich kenne die internen Absprachen bei Ferrari natürlich nicht, aber eigentlich müsste Barrichello Michael inzwischen so gut kennen, dass er weiß, dass es Michael in einer solchen Situation immer probieren wird", so der 53-Jährige.

Und was sagst du dazu, dass sich Bruder Ralf so lautstark über Schumacher aufgeregt hat, Marc? "Ralf hat einfach geschlafen. Michael war schon längst neben ihm, aber dann ist Ralf hinübergefahren. Zu dem Zeitpunkt, beim Ausrollen, war Michael aber schon lange da. Ralf hat das offensichtlich nicht bemerkt, aber da muss er sich selbst an der Nase nehmen", entgegnet Surer. "Die beiden haben sich derzeit nicht allzu viel zu sagen, glaube ich."