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  • 26.05.2002 15:48

Stuck: "Ziehe den Hut vor Luca di Montezemolo"

Ex-Rennfahrer Hans-Joachim Stuck, FIA-Präsident Max Mosley und Ferrari-Rennleiter Jean Tot über die Stallorder von Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Am Rande des Monaco-Grand-Prixs in Monte Carlo hat Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo eine Kehrtwende in Sachen Stall-Regie vollzogen. Gegenüber 'Premiere' sagte die Montezemolo am Samstag: "Ich habe intelligente Kritik gehört, aber auch dumme. Es ist sehr wichtig im Leben, aus verschiedenen Situationen etwas zu lernen. Ich will nicht mehr darüber reden. Es war eine sehr schwere Entscheidung. So was kann man nur einmal machen!"

Titel-Bild zur News: Hans-Joachim Stuck

Hans-Joachim Stuck: Kein langfristiger Image-Schaden für Ferrari

Einen Tag später wurden die Aussagen des Ferrari-Präsidenten allerorts mit Erleichterung aufgenommen. Der ehemalige Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck sagte dem Fernsehsender 'Premiere': "Ich ziehe den Hut vor Luca di Montezemolo. Das war eine ganz tolle Aussage von ihm. Er hat damit für Ferrari, für die Fans und für Fiat eine ganz, ganz wichtige Entscheidung getroffen. Das wird viele zum Umdenken bewegen. Dadurch wird Ferrari langfristig keinen Image-Schaden davontragen. Jetzt herrscht bei Ferrari auch wieder ein gutes Team-Klima. Das ist die richtige Basis für weitere Erfolge!"

Auch FIA-Präsident Max Mosley bewertete die Entscheidung des Ferrari-Präsidenten im 'Premiere'-Interview positiv: "Offensichtlich wird Ferrari so etwas wie in Österreich nicht mehr machen. Wenn Herr Montezemolo das sagt, wird es sicher so sein!" Der FIA-Chef erläuterte in dem Interview auch, weshalb die Teamorder an sich nicht verboten ist: "Für die FIA ist es unmöglich zu wissen, ob es eine Stall-Regie gegeben hat, wenn das Team es heimlich macht. Wir haben keine Möglichkeit, so etwas nachzuweisen. Wenn man keine Möglichkeit hat, eine Regel durchzusetzen, macht es auch keinen Sinn, diese Regel überhaupt zu haben. Deshalb bleibt die Entscheidung immer beim Team!" Mosley stellte am Ende des Gesprächs klar: "Es darf aber eigentlich kein Team ein Interesse daran haben, die Öffentlichkeit zu ärgern. Daher glaube ich nicht, dass man so etwas wie vor zwei Wochen in Österreich noch einmal sehen wird!"

Ferrari-Teamchef Jean Todt, der die Stallorder bislang stets verteidigt hat, sagte der 'Premiere'-Reporterin Tanja Bauer vor dem Start des Formel-1-Rennens in Monaco: "Die Situation, wie sie sich in Österreich ergeben hat, kommt sehr, sehr selten vor. Eine Team-Taktik wird es natürlich weiterhin geben. Übrigens nicht nur bei Ferrari, sondern auch bei allen anderen Teams in der Formel 1. Und je nach Situation müssen wir entscheiden, was das Beste für das Team ist. Man kann also gar nichts vorher sagen!"

Todt weiter: "Erst wenn man die Situation kennt, kann man Entscheidungen treffen. Das weiß man vorher nicht. Das weiß man erst im Rennen. Man darf nicht nur das Publikum berücksichtigen, man muss auch die eigenen Interessen beachten." Die weltweite Kritik beinahe aller Journalisten nach dem "Skandalrennen" von Österreich kann der Ferrari-Teamchef offensichtlich nicht nachvollziehen: "Es ist sehr leicht Entscheidungen zu treffen, wenn man nur ein Mikrofon in der Hand hält. Es ist aber viel schwerer, wenn man die Weltmeisterschaft und eine ganze Firma verteidigen muss. Es geht hier nicht um ein Fußballspiel mit ein paar Freunden, sondern es geht um sehr viel mehr. Wir führen ein sehr großes Geschäft und es gibt handfeste, ökonomische Interessen!"