• 18.03.2002 14:57

Stuck: Strafe gegen Montoya ein Skandal

Ex-Formel-1-Rennfahrer Hans-Joachim Stuck erwartet noch mehr Unfälle zwischen Michael Schumacher und Juan-Pablo Montoya

(Motorsport-Total.com/sid) - Nach dem ersten BMW-Doppelsieg der Formel-1-Geschichte geht bei Ferrari die Angst um. Die Forderungen der "Tifosi" nach einem neuen Dienstwagen für Weltmeister Michael Schumacher werden lauter. "Die Zeit für das Debüt des F2002 ist gekommen, da das alte Auto beginnt, unter der Aggressivität von BMW-Williams zu stöhnen", schrieb 'La Repubblica' nach Schumachers drittem Platz beim Großen Preis von Malaysia in Kuala Lumpur.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Juan-Pablo Montoya

Schumacher und Montoya gerieten am Start in Sepang aneinander

Vor allem Juan-Pablo Montoya (Kolumbien), der in die Startkollision mit Schumacher verwickelt war und dennoch Rang zwei hinter seinem Teamkollegen Ralf Schumacher belegte, wird zum Schreckgespenst in Maranello. Auch Schumachers Manager Willi Weber bereitet Heißsporn Montoya Kopfzerbrechen: "Ich habe schon immer gesagt, der Mann ist schnell, der Mann ist gefährlich. Das Einzige, womit er Probleme bekommen wird, sind seine Emotionen, weil er immer nach dem Motto Sekt oder Selters fährt."

Montoya seinerseits sagt Schumacher bei jeder Gelegenheit den Kampf an. "Ich liebe es zu kämpfen, vor allem gegen Michael, denn ich werde fürs Gasgeben bezahlt, nicht fürs Bremsen", sagt der 26-Jährige. Für diese Einstellung gibt es Lob, auch von den Experten. "Montoya ist genauso wie Michael: Gnadenlos und gut. Einer, der seine Wut rauslässt und vor allem auf den Mythos Schumacher pfeift", schreibt der ehemalige Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck in seiner 'Bild'-Kolumne.

Für Stuck war der Startcrash "erst der Beginn einer wunderbaren Feindschaft". Die Strafe gegen Montoya, der von den Rennkommissaren für den Unfall verantwortlich gemacht wurde, bezeichnet "Strietzel" als "einen Skandal". Und für Stuck steht fest: "Zwischen den beiden kracht es noch öfter. Da haben sich zwei gefunden, die dem anderen keinen Millimeter Platz lassen."

Montoya hat Schumacher seit seinem Debüt 2001 fünfmal überholt, öfter als jeder andere Fahrer. Das gefällt dem Südamerikaner, er setzt die Sonnenbrille auf und grinst: "Alle dachten, man könne Schumacher nicht überholen, aber ich habe ihn gekriegt. Als Michael in die Formel-1-WM kam, rüttelte er am Thron von Ayrton Senna, jetzt rüttle ich an seinem." Der nächste Showdown steigt bereits am 31. März beim Großen Preis von Brasilien in Sao Paulo.

Nicht nur die Fan-Gemeinde, sondern auch Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo macht sich derzeit große Sorgen. BMW-Williams sei ein starkes Team und habe ein sehr konkurrenzfähiges Auto, lobte der Italiener: "Williams wird in dieser Saison immer ein gefährlicher Rivale sein." Laut Montezemolo werde Ferrari nach Tests in dieser Woche in Barcelona entscheiden, wann der neue rote Renner mit der Typbezeichnung F2002 erstmals zum Einsatz kommt: "Wir wissen noch nicht, wann wir mit dem Auto debütieren. Fest steht nur, dass wir hart arbeiten müssen, wenn wir BMW-Williams schlagen wollen."

Ferrari hatte sich dafür entschieden, mit dem Vorjahresmodell in die WM-Saison 2002 zu starten. Das neue Fahrzeug wurde erst sehr spät fertig und erschien den Italienern nicht standfest genug. Aus diesem Grund ging die Ferrari-Führung auf Nummer sicher und setzte das Vorjahresauto ein. Mit dem "Gebrauchtwagen" gewann Schumacher immerhin den WM-Auftakt in Australien.

Ferrari-Teamchef Jean Todt geht davon aus, dass der F2002 beim Europadebüt der Formel 1 am 14. April in Imola erstmals eingesetzt wird. "Die größten Probleme sind gelöst. Unser Ziel ist es, mit dem neuen Auto so schnell wie möglich zu debütieren, weil in der Formel 1 immer der verliert, der sich nicht weiterentwickelt", sagt der Franzose.

Nach dem 2. von 17 WM-Läufen führt der viermalige Weltmeister Schumacher nur mit zwei Punkten vor Montoya (14:12) und Bruder Ralf (10 Punkte). Laut 'La Repubblica' habe diese Führung nichts zu sagen: "Wir kennen Montoya und wissen, dass es besser ist, keine Zeit mit dem alten Auto zu vergeuden. Mehr Mut, Ferrari."