• 03.09.2001 14:32

Strenge Auflagen retteten Luciano Burti

Nur der verbesserten Sicherheit war es zu verdanken, dass Luciano Burti in Belgien den Horrorcrash überlebte

(Motorsport-Total.com/dpa) - Strenge Vorschriften, verschärfte Tests und bestes Material haben Luciano Burti wohl das Leben gerettet - schon zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen. Die Bemühungen der Experten um Verbesserung der Sicherheitsstandards an Autos und Sturzräumen in den letzten Jahren haben sich beim Horrorcrash in Spa-Francorchamps als wirksam erwiesen. Eine Studie des Internationalen Automobilverbandes FIA besagt: Die Zahl der Rennunfälle nahm seit Beginn er 80er Jahre ständig zu. Aber die Zahl der Verletzungen ist rückläufig. Meist steigen die Fahrer unversehrt aus ihren Wracks aus.

Titel-Bild zur News: Reifenstapel

Billig aber effektiv: Reifenstapel absorbieren viel Energie

Nach dem schweren Unfall Michael Schumachers 1999 in Silverstone, als sich der Ferrari-Pilot einen Beinbruch zuzog, wurden die Vorschriften für Cockpits und Reifenstapel noch weiter verschärft. "Man muss der FIA zu den Sicherheitsstandards gratulieren", sagte Burtis Teamchef Alain Prost nach dem Großen Preis von Belgien.

Burti hatte vor fünf Wochen beim Großen Preis von Deutschland in Hockenheim einen spektakulären "Abflug" am Start, als er nach einem Aufprall auf den vor im stehenden Schumacher-Ferrari aufstieg und sich überschlug. In Belgien kam er vor der schnellsten Kurve der Formel 1 mit etwa 300 km/h von der Strecke ab und krachte durch das Kiesbett etwas gebremst in die Reifenstapel.

Obwohl der Auslauf als zu klein kritisiert wurde, griffen andere Maßnahmen: Einer der Hauptgründe dafür, dass der Brasilianer mit einer Gehirnerschütterung und Prellungen davon kam, war das Cockpit. Das Monocoque (Sicherheitszelle) wird aus einer Karbon-Wabenstruktur geformt und anschließend bei hohen Temperaturen "gebacken". Seit der letzten Saison muss die Kohlefaserschicht mindestens 3,5 Millimeter dick sein. Eine darin enthaltene Kevlarschicht soll verhindern, dass Fremdkörper eindringen. Die seitlichen Cockpitwände wurden stärker reglementiert. Sie müssen auf Kopfhöhe des Fahrers mit einer Neigung von mindestens 16 Grad Richtung Heck ansteigen. Die Belastungstests des Chassis wurden nach Schumachers Silverstone-Unfall umfangreicher.

Seit 1995 wurde der Nacken- und Kopfschutz stetig verbessert, durch höhere Cockpit-Wände und besondere Polsterungen. Die aktuellen "Nackenstützen" sind mit einem speziellen Kunststoff ausgeschäumt, der Energie absorbiert. Das High-Tech-Material ist so hoch empfindlich, dass es nach bestimmten Vorschriften je nach Außentemperatur variiert werden muss.

Die Standards für die Crashtests wurden kontinuierlich verschärft. Für diese Saison mussten deshalb die Seitenkästen verlängert werden. "Man sieht, dass die Crashtests hervorragend funktionieren", sagte BMW-Technikdirektor Mario Theissen über die Entwicklung.

Auch die traditionelle Streckenabsicherung durch Reifenstapel wurde seit Silverstone 1999 weiterentwickelt. Die geschichteten Gummiwalzen sind aneinander befestigt. Diese Verbindungen verhindern, dass ein Autos zwischen den Reifen hindurchschießt und doch durch die Leitplanke zerstört wird. Schumacher war dies vor zwei Jahren zum Verhängnis geworden. Einen Nachteil haben die neuen Reifenwälle bei Burti allerdings gezeigt: Die Bergung war erheblich erschwert.