• 28.03.2007 10:46

  • von Inga Stracke

Stracke an der Strecke: Wer hat an der Uhr gedreht?

Inga Strackes 'Motorsport-Total.com'-Tagebuch aus Australien: Was sich beim Saisonauftakt abseits der Rennstrecke so getan hat...

Hallo, liebe Formel-1-Freunde, oder G'dday, wie der Australier sagt!

Titel-Bild zur News: Inga Stracke

Australien ist bei Journalisten eines der beliebtesten Reiseziele im ganzen Jahr

So, und wieder ist eine Woche so schnell vorbeigeflogen dass man sich wirklich mit Paulchen Panther fragen könnte: "Wer hat an der Uhr gedreht?"

Doch erst einmal den Zeiger zurück: Der Hinflug war schon ein Flugerlebnis der etwas interessanten Art - mit der neuen australischen Billigairline Jetstar - das Businessticket (!) Honolulu-Melbourne für nur 1.000 Euro - dafür begann die Reise aber auch gleich mit einer dreistündigen Verspätung. Partystimmung in voller Lautstärke: Eine größere Gruppe Australier waren - Billigflug eben - zum Feiern eines Junggesellenabends nach Hawaii geflogen.#w1#

Billigservice in der Billigairline

Melbourne hat viel zu bieten, unter anderem das berühmte Crown-Casino Zoom

Dafür war aber auch Scott Speeds Manager mit an Bord - und hat mich gemeinsam mit seinem Sohn sozusagen vor den wilden Aussies beschützt - nicht aber vor dem Billigservice: Nach etwa 90 Minuten Flugzeit ging der O-Saft aus, eine knappe halbe Stunde später auch der mit dem A am Anfang. Was blieb, war Wasser. Aufgrund der verspäteten Ankunft war dann mein Mietwagen erst mal vergeben, doch die netten Damen bei Thrifty (gebucht via Holiday Deutschland) haben mir gleich mal ein Upgrade gegeben - Automatik, damit ich mich nicht aufs Linksfahren und Schalten konzentrieren muss - bin ja eine Frau - und blond...

Am Mittwoch erst mal ein bisschen einkaufen: Känguru-Jerkey, einen Plüsch-Plattypus für einen sehr guten Freund, Royal-Jelly für meine Mum, Teatree-Lotion für mich. Dann ging es an die Strecke, Plätze reservieren, Leitung buchen, allen Hallo sagen, ein kurzer Pitstop sozusagen, denn um 17:00 Uhr waren schon wieder Interviews mit den Honda-Piloten Jenson Button und Rubens Barrichello angesagt.

Danach schnell ins Hotel und umziehen und zum nächsten Teamevent: der Red-Bull-Season-Opening-Veranstaltung. Eine Party in den Docklands inklusive Film mit David Coulthard, Mark Webber, Scott Speed und Vintantonio Liuzzi als Hauptdarsteller. Für die musikalische Untermalung sorgte eine Band, die wohl einen Grammy gewonnen hat, aber in den Ohren fast aller, die ich kenne nur als Lärmerzeuger empfunden wurde. Aber vielleicht werden wir ja auch einfach nur alt? Nein, sei an dieser Stelle betont. Auch einige 15-Jährige, die dort waren, teilten unsere Meinung!

Am Donnerstag begann dann wieder der Ernst des Lebens, eigentlich war ja eine Shell-Pressekonferenz mit Kimi Räikkönen und Felipe Massa angesagt, aber dann kam eine Spyker-Einladung mit Interview Adrian Sutil - also düste ich erst mal morgens an die Rennstrecke. Bei Spyker angekommen, hatte ich zwar eine nette Unterhaltung mit Adrians Manager, doch die PK war kurzerhand auf den Nachmittag verschoben worden. Also hieß es aufbauen im Pressezentrum und dann wieder ab ins Auto Richtung St. Kilda ins Stokehouse. Dort wie jedes Jahr: das hochkomplizierte Formel-1-Quiz - so sehr wir uns auch angestrengt haben, selbst mit "Striezel" Stuck am Tisch, haben wir es nicht unter die ersten Drei geschafft. Zu schade! Naja, die Surfboards im McLaren-Mercedes-Design, die an den Wänden lehnten, waren leider eh keine Preise, sondern Deko - und wurden später zu wohltätigen Zwecken versteigert.

Traumhaftes Dinner bei BMW

Im Stokehouse fand das Formel-1-Quiz von McLaren-Mercedes statt Zoom

Wunderschön: der Freitagabend! BMW hatte traditionell zum Dinner geladen und die Location war einfach ein Traum: das Donovan's (neben dem berühmten Stokehouse, das ich in meiner Vorschau beschrieben hatte) direkt am Strand. Wir dinierten mit Blick auf die Dünen und die hereinrollenden Wellen, die weiße Gischt leuchtete in den Scheinwerfern vor der Terrasse und die weißen Möwen sahen darin geradezu gespenstig aus.

Kurz noch zum Geschehen auf der Strecke: Ich hätte es mir für die Fans gewünscht, wenn dieses Jahr einfach für alle Teams drei Autos am Freitag erlaubt wären - das wäre prima für die Teams, die Fans und die Nachwuchsfahrer. Ein Vorschlag zum Thema Nachwuchspiloten: Für die wäre es klasse, wenn es Pflichtregel wäre, dass in einer Freitagssitzung jedes Team mindestens einen Testfahrer einsetzen müsste. Irgendwie hatte es auch ein leichtes Chaos wegen der Reifen gegeben: Da es am Freitag regnete, drehten die Teams dann doch weniger Runden, um zu sparen, weil die zusätzlichen Freitagsreifen Trockenreifen waren...

Die Quali am Samstag - klasse Leistung von Nick Heidfeld! Kompliment, ich habe mich echt gefreut. Stark auch Kimi Räikkönen - noch etwas ungewohnt in Ferrari-Rot - und natürlich muss ich mich den unzähligen Komplimenten für Lewis Hamilton anschließen. Der Busche macht seine Sache richtig gut! Ein bisschen Aufregung gab es dann noch wegen des Spyker-Protestes, zu spät eingereicht ist dieser dann aber als nichtig erklärt worden und untergegangen.

Dafür war mein Samstagabend klasse: Zitronengras-Känguru bei meinem Lieblings-Thai und dann natürlich ein Bier zum St. Patrick's Day - unglaublich viele Iren in Melbourne, alle Pubs waren restlos überfüllt. Dafür bin ich den Klängen interessanter Musik gefolgt und stand auf dem großen Platz bei der Flinders-Station downtown, wo eine lokale Band ein Eröffnungskonzert für die Schwimm-WM gab: Piano, Kontrabass, Geige, Cello, das ganze in einer Mischung zwischen Jazz, Hiphop und Rap. Der Sänger rappte richtig klasse. Ein Melbourner hinter mir erklärte, die Jungs von True Live seien alle Absolventen der klassischen Musikhochschule in Melbourne und deren Studenten hätten in den letzten zwei Jahren jede Menge coole Bands gegründet, die teilweise schon Australien-weit berühmt sind.

Kylie Minogue war am Grid

Kylie Minogues Stippvisite ist mir leider entgangen - vielleicht habe ich sie einfach übersehen. Ups...

Die australischen Banknoten gelten weltweit als die praktischsten... Zoom

Das Rennen wurde ja in jeder Hinsicht hier bei uns auf 'Motorsport-Total.com' eingehend behandelt. Kompliment an Kimi Räikkönen, Fernando Alonso und vor allem Lewis Hamilton, aber auch meine Glückwünsche an das BMW Sauber F1 Team. Wenn die Weiß-Blauen sich als dritte Kraft etablieren können, vor Weltmeister Renault, dann hätten wir sicher ab und an ein tolles deutsch-deutsches Duell BMW Sauber F1 Team gegen McLaren-Mercedes.

Cool: der Sonntagabend. Zwar noch mal zusätzliche Arbeit, aber auch eine Menge Spaß. Nachdem weder Teams noch Sponsoren eine Party für den Abend organisiert hatten und mich immer wieder alle möglichen Leute fragten, wo die Party sei, habe ich kurzerhand selbst eine organisiert: im In-Club meines Kumpels Darren, dem Boutique, und das halbe Fahrerlager inklusive einiger Piloten kam. Da Darren auch Gäste (vorwiegend weibliche Models) von 'Fashion TV' dort hatte, war der Abend ein voller Erfolg. Ich hatte eine Menge Dankes-SMS am nächsten Morgen.

Ach, hatte ich erwähnt, was ich außer dem Land, der Kultur, den Leuten, der Mentalität, den Shops, den Stränden, den Koalas, Kängurus und Wombats etc. etc. etc. noch so toll an Down Under finde? Das Geld! Die Australier haben es geschafft, Geldnoten zu entwickeln, die richtig klasse sind und perfekt zu ihrer Lebensmentalität passen: Sie sind nicht so riesig groß wie unsere dummen Euronoten, passen daher auch prima in kleine Damengeldbeutel und sie sind reiß- und wasserfest! Nicht verlesen: wasserfest! Die Dinger sind aus Plastik und scheinen unverwüstbar (wie der Australier an sich eben auch). In der Ecke haben sie zur Sicherheit ein kleines durchsichtiges Fenster und sie sollen auch sehr viel kopiersicherer sein als unsere Euros.

Australisches Geld ist praktischer als der Euro

Kylie Minogue drückte für ihren Landsmann Mark Webber die Daumen Zoom

Das Beste: Diese Noten gab es schon in Australien, bevor bei uns der Euro eingeführt wurde! Da fragt man sich ja schon, warum die Herren Euroerfinder nicht mal kurz in Down Under vorbeigeschaut haben? Immerhin, Malaysia hat bereits das Patent auf seine neuen Banknoten angewandt. Die waschbaren Plastiknoten haben dazu noch einen anderen Vorteil: Sie werden längst nicht so dreckig-eklig wie unsere Papiernoten!

So, jetzt noch einen kleinen Tipp für Australienreisende: Wer mit dem Handy erreichbar sein und sich die lästigen Roamingkosten sparen will, kann hier für umgerechnet knapp 20 Euro in jedem Convenient-Store eine Prepaid-SIM-Karte kaufen. Einmal aufgeladen ist sie sechs Monate gültig. Für längere Telefonate vom Festnetz gibt es eine noch günstigere Möglichkeit: eine Prepaid-Telefonkarte zum Beispiel von ChitChat - zwei australische Cent die Minute nach Deutschland! Aufpassen: Manche dieser Karten haben zusätzlich eine Verbindungsgebühr, das Kleingedruckte vorher lesen, damit man sich die Connection-Fee spart!

So, jetzt ist kurz Formel-1-Pause und dann geht es gleich schon wieder weiter mit dem Test und Rennen in Kuala Lumpur.

Bis dann, Gd'day!

Eure Inga Stracke von der Strecke