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  • 26.10.2001 13:20

  • von Marcus Kollmann

Stoddart: Minardi übersteht die Krise

Paul Stoddart ist zuversichtlich für 2002 und glaubt, dass sein Team der wirtschaftlichen Rezession nicht zum Opfer fallen wird

(Motorsport-Total.com) - Minardi-Teamchef Paul Stoddart hat in einem Gespräch wissen lassen, dass sein Team trotz der wirtschaftlichen Rezession infolge der Anschläge auf Amerika, und der daraus entstandenen Konsequenz für die Formel-1-Teams in Form plötzlich versiegender Sponsorenquellen, auch im kommenden Jahr ganz sicher an Start gehen wird.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart (Minardi-Teamchef)

Stoddart weiß auf Grund seiner Erfahrung mit European Aviation wovon er spricht

Da der 46-jährige Eigentümer einer australischen Airline mit seinem im Frachtgeschäft tätigen Unternehmen European Aviation als direkte Konsequenz auf den Anschlag auf das World Trade Center einen Rückgang in seinem Business spürte, geht er auch von einer drastischen Verschlechterung der Situation für die Formel 1 aus.

"Wir müssen uns Sorgen machen, dass einige Sponsoren ihr Engagement für das nächste Jahr und darüber hinaus überdenken werden und vielleicht auch einige Unternehmen ihre jetzigen Verträge nicht erfüllen werden", tat der Australier seine Befürchtung Kund.

2002 steckt Stoddart kein eigenes Geld mehr in Minardi
Während Stoddart als Teamchef noch relativ wenig Erfahrung vorzuweisen hat, so kennt er sich auf Grund seiner Firma in wirtschaftlichen Belangen und der Einstufung bestimmter Situationen nämlich bestens aus.

In diesem Jahr pumpte der Multi-Millionär auf Grund seiner Leidenschaft zum Rennsport und des bevorstehenden Bankrotts von Minardi viel eigenes Geld in das Team, um so das Überleben zu sichern. Darüber hinaus holte er durch die Verpflichtung von Alex Yoong einige Sponsorengelder aus Malaysia an Bord und sicherte dem von Ledbury und Faenza aus operierendem Rennstall mit den Asiatech-Motoren für 2002 ein leistungsstärkeres Aggregat als den diesjährigen alten Ford-Motor. Auch gelang es Stoddart das asiatische Konsortium Asiatech von einer einjährigen kostenlosen Belieferung mit dem Motor zu überzeugen, welcher mindestens über 800PS verfügen wird.

Da Minardi im Gegensatz zum Vorjahr aber diese Saison auf den letzten Platz der Konstrukteure kam und keinerlei WM-Punkte holte, sieht es für das kleine Team in Sachen Zuschüsse zu den Transport- und Reisekosten schlecht aus. Auch die Beteiligung an den TV-Geldern dürfte nicht gerade besonders groß ausfallen. Wie hoch die Gelder aus der Beteiligung an den verschiedenen Einnahmequellen tatsächlich ausfallen, ist ein wohl gehütetes Geheimnis. 2002 wird Stoddart jedenfalls kein eigenes Geld mehr in das Team pumpen. Auch wenn sich dies in erster Linie hart anhört, so stehen dem Team aber dank der kostenlosen Motoren und der Sponsorengelder aus Malaysia schätzungsweise mehr finanzielle Ressourcen als in dieser Saison zur Verfügung.

"Ich werde das nächste Jahr mit dem Budget bestreiten welches uns zur Verfügung steht, aber ich werde keinesfalls aufgeben oder resignieren", stellte der Australier noch einmal gegenüber der englischen Presse klar.

Ohnehin sei sein Team schon jetzt am sparsamsten von allen elf Rennställen und habe auch mit einem geringen Budget, welches im Vergleich zu den Ressourcen der Top-Teams geradezu lächerlich sei, an allen 17 Grand Prix teilnehmen können.

Top-Teams sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Stoddart schloss sich der von Mark Gallagher von Jordan geäußerten Meinung, dass die Formel-1-Teams ihre Ausgaben vielleicht anbetrachts der gegenwärtigen Situation besser kalkulieren sollten, an. Gallagher hatte erklärt, "dass das Problem die eskalierenden Kosten durch was Wettrüsten und zusätzliche Testteams, welche den kleineren, nicht so erfolgreichen und nicht so finanziell starken Teams Probleme bereiten, sind."

Weiter forderte Stoddart die Top-Teams dazu auf eine Vorreiter-Funktion diesbezüglich zu übernehmen und die schwächeren Teams zu führen, sodass alle die Rezessions-Phase überstehen.

"Die Formel 1 wird als eine der Hauptsportarten weltweit betrachtet und sollte nicht nur eine gute Show durch gute Rennen abliefern, sondern auch versuchen die Kosten zu kontrollieren. Möglich ist das schon, aber ob es von allen gewollt wird ist die andere Frage", so der 46-Jährige sinngemäß.

Damit spielte der Australier auf den gewaltigen Klassenunterschied zwischen Teams wie Ferrari, McLaren und Williams im Vergleich zu den Mittelklasse-Teams und Hinterbänklern an.