• 30.10.2002 13:51

  • von Fabian Hust

Stewart: Spa-Absage ist Warnschuss für Silverstone

Jackie Stewart sieht in der Absage des Belgien-GPs eine Bestätigung, dass auch das Silverstone-Rennen nicht gesichert ist

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Großen Preis von Großbritannien hatte sich Formel-1-Boss Bernie Ecclestone alles andere als zufrieden über die Organisation des Rennens gezeigt. Auslöser für die Kritik des Briten war die seinem Helikopter verweigerte Landeerlaubnis gewesen, weshalb der 72-Jährige seinen Piloten prompt anwies, einen Rundflug entlang der Strecke zu machen. Genau dabei stieß Ecclestone auf die Probleme, die ihn wenig später auf die Palme brachten und gegenüber den Medien kein gutes Haar an der Organisation des Rennens lassen sollten.

Titel-Bild zur News: Jackie Stewart

Jackie Stewart macht sich Sorgen um "sein" Rennen in Silverstone

"Es standen Leute auf der Straße mit ihren Hotdog-Ständen und sie blockierten den Verkehr", erklärte Ecclestone seine Verärgerung, denn das durch die fliegenden Händler entstehende Verkehrschaos hätte man leicht verhindern können - mit einer gründlichen Organisation. Aber auch die Ausschilderung zur Rennstrecke fand der mächtigste Mann im PS-Zirkus alles andere als gelungen.

So unzufrieden der Formel-1-Zampano aber auch mit den Veranstaltern ist und so stark seine Kritik nach dem Renn-Wochenende auch ausfiel, die Briten brauchen sich um den Erhalt ihres Grand Prix aber angeblich keine Sorgen machen. Ecclestone bestätigte im Sommer nämlich, dass es einen Vertrag für die nächsten zehn Jahre gibt und die Zukunft des "Home of British Motorsport" nicht in Gefahr ist.

Allerdings hatte auch Spa-Francorchamps einen Vertrag mit der Formel 1 und das Rennen wird nun dennoch nicht ausgetragen. Alleine die Tatsache, dass dort keine Zigarettenwerbung mehr erlaubt sein wird, reichte für diese Entscheidung aus. In Silverstone gibt es schon seit 20 Jahren auf freiwilliger Basis keine Zigarettenwerbung mehr, dies zeigt, wie lächerlich es eigentlich ist, das Rennen in Belgien kurzerhand aus dem Rennkalender zu nehmen.

Rücksicht auf die Tatsache, dass Spa eine der schönsten Strecken im Rennkalender ist und tief in der Geschichte der Formel 1 verwurzelt ist, nahm man jedenfalls nicht. Und so könnte es auch sein, dass Silverstone zum ersten Mal seit 1950 aus dem Kalender verschwindet, wenn man Platz für neue Rennen im Osten finden muss. Schließlich findet es Ecclestone alles andere als gut, wie "Formel-1-unwürdig" die Anlagen von Silverstone sind, deren Lage der Brite einmal als "in Mitten eines Ackers" bezeichnete.

Jackie Stewart, Mitglied des British Racing Drivers' Club (BRDC), dem die Rennstrecke von Silverstone gehört, befürchtet nun Schlimmstes: "Jeder liebt Spa und ihre 'Eau Rouge', aber Fakt ist, dass der Grand Prix gestrichen wurde", so der Schotte gegenüber den 'Motorsport News'. "Wenn eines der geschichtsträchtigsten Rennen aus dem Kalender genommen wird, dann ist dies ein Warnschuss an alle anderen. Wenn wir weiterhin ein Formel-1-Rennen in Großbritannien haben wollen, dann müssen wir dafür kämpfen."

Während man in Belgien schon jetzt über die wirtschaftlichen Einbußen flucht, warnt Stewart vor dramatischen Auswirkungen rund um Silverstone, sollte das Rennen tatsächlich gestrichen werden: "Es ist nicht gesagt, dass wir langfristig einen Britischen Grand Prix haben werden, es ist also auch nicht gesagt, dass wir eine Britische Motorsportindustrie haben werden. Wenn der Britische Grand Prix verschwindet, dann wird die Industrie nicht überleben, wie wir alle wissen."

Über die scheinbare inkonsequente Streichung von Rennen regt sich Ex-Formel-1-Pilot Thierry Boutsen auf: "Entweder sollte jedes Rennen oder gar keines gestrichen werden, aber nicht nur eines. Damit zeigt die Formel 1 nur einmal mehr, dass sie eine große finanzielle Organisation ist, die sehr wenig mit Sport zu tun hat. Aber so war es schon immer und so wird es auch immer bleiben. Es ist einfach traurig, dass eines der schönsten Rennen aus dem Kalender verschwindet", so Boutsen gegenüber 'BBC Radio 5 live'.

"Ich bin dort mein erstes und letztes Formel-1-Rennen gefahren und ich sage das nicht nur, weil ich Belgier bin. Jeder sagte das, auch Michael Schumacher hat das erneut, erneut und erneut wiederholt. Spa ist die schönste Rennstrecke der Welt, die interessanteste und herausforderndste und es ist einfach nur traurig, dass Geld das Recht hat, sie verschwinden zu lassen. Es ist keine kosmetische Strecke, die auf ein Stück Land gebaut wurde. Die Strecke nutzt normale Straßen, die für die Formel 1 modifiziert wurden."