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Stewart: Die modernen Rennstrecken sind das Problem

Jackie Stewart sieht die Ursache des Überholproblems der Formel 1 nicht in den Autos, sondern in den Strecken und gibt Anstöße zur Verbesserung

(Motorsport-Total.com) - Eines der Hauptprobleme, das die Formel 1 in den vergangenen Jahren stets mit sich herumgetragen hat, ist der Mangel an Überholmanövern. Nicht zuletzt deswegen wurden für die Saison 2011 neue technische Regeln eingeführt. Die Systeme KERS und der verstellbare Heckflügel verfolgen in erster Linie den Zweck, die Show auf der Strecke zu verbessern. Sprich: Die Piloten sollen in der Lage sein, einen langsameren Vordermann nicht nur im Zuge von Boxenstopps zu überholen.

Titel-Bild zur News: Jackie Stewart

Jackie Stewart kennt moderne Kurse wie Bahrain auch von eigenen Demorunden

Die Thematik an sich ist alles andere als neu und geht auch an Ex-Weltmeister Jackie Stewart nicht vorbei. Doch anders als der Weltverband FIA sieht der Schotte die Ursache für die wenigen auf der Piste getätigten Überholmanöver nicht vordergründig in den Autos, sondern in den Strecken selbst. "Ich glaube, die Hauptursache dieses Problems liegt in den modernen Rennstrecken begründet", so Stewart gegenüber dem 'Telegraph'.

Strecken verzeihen Fehler

Die Mehrzahl der aktuellen Grand-Prix-Kurse stammt aus der Feder von Hermann Tilke, dessen Pistenlayouts bei Stewart nur bedingt auf Gegenliebe stoßen. "Im Grunde sind die Strecken heutzutage doch nur Kopien, die sich untereinander kaum unterscheiden", analysiert der dreimalige Weltmeister und macht vor allem einen entscheidenden Minuspunkt aus: "Fehler der Fahrer werden, anders als früher, heute nicht mehr bestraft."

Als Beispiel nennt der Schotte das Finale der Saison 2010 in Abu Dhabi, als Fernando Alonso partout nicht am Renault von Witali Petrow vorbeikam, obwohl er mit dem Ferrari über das deutlich schnellere Fahrzeug verfügte. "Alonso fuhr viermal über die Streckenbegrenzung hinaus, dennoch gelang es dem hinter ihm platzierten Mark Webber nicht, ihn zu überholen", erinnert sich Stewart.

Dank der großzügigen und ohne Hindernisse versehenen Auslaufzonen konnte sich der Spanier trotz grober Fahrfehler vor dem Red-Bull-Piloten halten - für Stewart eine Entwicklung, die grundfalsch ist.
"Die Sicherheit ist eine Sache. Inzwischen sind wir diesen Weg allerdings zu weit gegangen", so die eher untypische Analyse Stewarts. War er es doch, der sich in den 70er Jahren federführend für mehr Sicherheit an den Rennstrecken dieser Welt stark gemacht hat. Weiter ins Detail gehend, schränkt er allerdings ein: "Die Fahrer sollten für ihre Fehler nicht mit dem Leben bezahlen, aber zumindest dafür bestraft werden."

Auslaufzonen sollten verändert werden

Der Schotte jedenfalls sieht auf die Fans vor Ort und die Zuschauer an den Fernsehgeräten auch in Zukunft jede Menge Rennen mit einem Mangel an Überholmanövern zukommen, "es sei denn, die Strecken werden grundlegend verändert", so Stewart. Seiner Meinung nach müssten die Rennstreckendesigner den Hebel in der Form ansetzen, dass Fehler der Fahrer in den Kurven künftig bestraft werden.

Als eine mögliche Idee schlägt er vor, die Beschaffenheit der Auslaufzonen dahingehend zu ändern, dass die Wagen neben der Strecke deutlich weniger Traktion haben. "Das wäre ein einfacher Ansatz und noch dazu deutlich billiger als KERS", ist Stewart überzeugt.

"Die Auslaufzonen zu verändern, ist einfach und noch dazu deutlich billiger als KERS." Jackie Stewart

"Die Fans überall auf der Welt wollen die besten Fahrer in den technischen hochentwickeltsten Formelrennwagen um die Krone kämpfen sehen", weiß Stewart, der anfügt: "Wenn sie trotz diverser Fahrfehler ungeschoren davonkommen, wird das Bild verfälscht."

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