• 05.06.2002 11:45

  • von Fabian Hust

Sponsoren drehen kleinen Teams den Geldhahn zu

Die Zweiklassengesellschaft in der Formel 1 droht sich in den kommenden Monaten auf dramatische Weise zu verstärken

(Motorsport-Total.com) - Die Top-Teams wie Ferrari, BMW-Williams und McLaren-Mercedes haben gut Lachen, ihnen droht das Geld nicht auszugehen. Bei Ferrari und BMW laufen dazu auch noch außerhalb der Formel 1 die Geschäfte blendend, bei Mercedes scheint es zumindest wieder deutlich aufwärts zu gehen. Geldsorgen? Fehlanzeige. Anders sieht es da bei den "zwei bis drei Teams" aus, die nach Ansicht von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone Ende der Saison vielleicht der Formel 1 den Rücken zuwenden müssen, da sie nicht genügend Geld haben.

Titel-Bild zur News: Webber, Yoong, Stoddart

Das Minardi-Team: Laut Experten in größer Gefahr, Pleite zu gehen

Die Teamchefs der Top-Teams und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone haben gut Reden. Sie werfen den kleinen Teams Missmanagement vor und der Presse Panikmache, die letztendlich der Formel 1 Schaden zufügen könne, da sich potenzielle Sponsoren abschrecken lassen könnten. Man darf eben nur das Geld ausgeben, das zur Verfügung steht, so der gut gemeinte Ratschlag von Ron Dennis und Co. Aber dies würde dazu führen, dass die kleinen Teams noch mehr hinterherfahren würden, das wiederum würde neue Sponsorendeals unmöglich machen ? die kleinen Teams befinden sich in einem Teufelskreislauf.

Minardi kämpft gegen das Aus

Selbst bisher als finanziell stabil eingeschätzte Teams wie BAR-Honda haben dreistellige Millionen-Schulden eingestanden. Drei Formel-1-Teams kämpfen momentan um ihre Existenz in der Formel 1. Allen voran das Minardi-Team, wo Teamchef Paul Stoddart jüngst warnte, dass es sogar sein könnte, dass man nicht einmal mehr die aktuelle Saison komplett zu Ende fahren könnte, wenn das Team nicht bald die Zahlungen aus den Fernseheinnahmen erhält, die ursprünglich Prost zustanden und wegen des schwebenden Streits mit dem Phoenix-Team eingefroren waren.

Noch hält sich Minardi dank vieler kleiner Mini-Sponsoren über Wasser, doch Hauptsponsor "GoKL", ein Zusammenschluss malaysischer Firmen, der Investoren wie Touristen nach Kuala Lumpur locken soll, ist nach einem Bericht der 'Welt' nicht zufrieden, wie es mit dem kleinen Team läuft. Man hatte offenbar gehofft, dass der kostenlose Motor von Asiatech dem Team notwendige Ressourcen verschafft, um weiter vorne mitzufahren. Doch die Realität sieht anders aus. Die zwei WM-Punkte von Australien waren ein Glückstreffer. Die kürzlichen Personalentlassungen waren eine Notwendigkeit.

Asiatech als Retter in der Not?

Sollte Teamchef Paul Stoddart tatsächlich aufgeben müssen, der bisher private Millionen in das Team steckte, dies aber nicht länger tun kann, da es seiner Fluglinie European Aviation auch nicht berauschend geht, ist für das Team aber dennoch Rettung in Sicht. Asiatech könnte das Team übernehmen, man konstruiert bereits ein eigenes Chassis. Angeblich steckt hinter den Asiaten ein Automobilkonzern, der seinen Formel-1-Einstieg plant und bisher das Thema Geheimhaltung exzellent betreibt, denn es gibt nicht einmal Anhaltspunkte, um wen es sich handeln könnte.

Post vor dem Ausstieg bei Jordan

Gar nicht gut geht es auch dem Jordan-Honda-Team, das rund 15 Prozent seiner Mannschaft entlassen musste. Der Ausstieg der Deutschen Post bei Jordan-Honda soll noch in diesem Jahr beschlossen werden. Dort ist man unzufrieden, weil das Team nicht die Leistungen erbringt, die man versprochen bekam (angeblich Rang 3) und dass die Strategie, das Tochterunternehmen DHL mehr zu bewerben als die Deutsche Post, was international mehr Sinn macht, gescheitert ist. Obwohl DHL offiziell Hauptsponsor des Teams ist, spricht jeder von "der Post" als Hauptsponsor. Rund 25 Millionen Euro soll das Unternehmen an Teamchef Eddie Jordan im Jahr überweisen, der Vertrag läuft Ende dieser Saison aus.

Die Situation ist bei Jordan schon jetzt angespannt, für diese Saison musste das Budget um rund neun Millionen Euro gekürzt werden, nachdem 'Benson and Hedges' sein Engagement stark zurückschraubte. In der kommenden Saison droht Jordan der Verlust der Honda-Werksmotoren, dies würde für Zusatzkosten von 30 bis 40 Millionen Euro sorgen, da man einen anderen Motor kaufen müsste. Statt gelb sieht man bei Jordan im Moment also eher schwarz. Unternehmensberater sollen Eddie Jordan bereits zum Verkauf geraten haben, auch wenn sich der Wert des Rennstalls seit 1998 halbiert haben soll.

Orange will von Arrows weg

Auch wenn es bei Arrows nicht so düster aussieht wie bei Minardi und Jordan, so ist auch der Rennstall von Tom Walkinshaw ein Wackelkandidat. Als Hoffnung bleibt die Tatsache, dass Walkinshaw ein gewiefter und erfahrener Geschäftsmann ist und den Aufwärtstrend mit Heinz-Harald Frentzen als neuen Fahrer nutzen könnte, um neue Sponsoren zu finden oder bestehende Geldgeber zum Bleiben zu überzeugen. Das Gehalt von Frentzen ist geringer als jenes von Verstappen, den der Schotte kurz vor der Saison feuerte: "Wir müssen sparen. Wir brauchen dringend Geld, sonst gehen wir baden", verteidigt sich "Major Tom".

Auch McLaren-Mercedes von Sparmaßnahmen betroffen

Ein Unternehmenssprecher von Orange, eine Tochter der France Telekom, sagte gegenüber der 'Welt', dass man "lieber heute als morgen" das Engagement in der Formel 1 einstellen möchte. Dies würde bedeuten, dass sich das Team auf die Suche nach einem neuen Hauptsponsor machen müsste. Das Konkurrenzunternehmen T-Mobil plant übrigens Gerüchten zu Folge auch einen Rückzieher aus der Formel 1. Dies würde das McLaren-Mercedes-Team treffen, das nicht nur die geschätzten fünf Millionen Euro pro Jahr verlieren würde, sondern auch immer noch zittert, ob West Hauptsponsor bleibt, nachdem der Reemtsma-Konzern von Imperial Tobacco aufgekauft worden ist.

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