Simon analysiert Motor und Elektronik

Motorenchef Gilles Simon spricht über das nur leicht modifizierte 056-V8-Aggregat und die neue Standardelektronik von Microsoft/MES

(Motorsport-Total.com) - Bereits im zweiten Jahr hintereinander trägt Gilles Simon bei Ferrari die Verantwortung in der Motorenabteilung, denn sein Vorgänger Paolo Martinelli hat seinen Posten bekanntlich Ende 2006 gemeinsam mit Michael Schumacher und Ross Brawn geräumt. Stattdessen baut der ehemalige PS-Papst nun das neue Formel-3-Triebwerk für Fiat.

Titel-Bild zur News: Gilles Simon

Gilles Simon hat bei Ferrari den Job von Paolo Martinelli übernommen

Simon stammt aus der Riege jener jungen Ingenieure, die Ferrari aus den eigenen Reihen hochgezogen hat, wenn auch nicht ganz von Anfang an. Ursprünglich arbeitete der Franzose nämlich für Renault und Peugeot, ehe er 1993 gemeinsam mit seinem Landsmann Jean Todt nach Maranello kam. Im Oktober 2006 übernahm er schließlich die Leitung der Motorenabteilung, wobei der Job aufgrund des Entwicklungsstopps nun nicht mehr so anspruchsvoll ist wie früher.#w1#

Motor nur im Detail verbessert

"Was wir trotzdem tun konnten", sagte er in Bezug auf die Homologierung heute in Maranello, "ist uns auf alles zu konzentrieren, was über den Zylindern liegt, also zum Beispiel die Einlassventile oder die Schmierung. Wir entwickelten im Winter mit Shell auch ein neues Benzin, denn die 2008er-Regeln besagen, dass das Benzin zu 5,75 Prozent aus Biotreibstoff bestehen muss. Wir werden dieses Biobenzin schon beim nächsten Test in Jerez verwenden."

Hauptpunkt seiner Arbeit war in den vergangenen Monaten aber die neue Standardelektronik von McLaren-Tochter MES und Microsoft: "Wir arbeiten seit Juni am MES-System. Es ist ein anderes System mit einer anderen Architektur, daher müssen wir es gut kennen lernen. Wir können schon einigermaßen gut damit umgehen. Im Moment sind wir damit noch nicht rennbereit, aber wir haben ja noch zwei Monate Zeit", so Simon.

Dass der Auftrag für die Standardelektronik nach der Ausschreibung durch die FIA ausgerechnet an eine McLaren-Tochter vergeben wurde, stößt bei Ferrari immer noch sauer auf, denn nach dem Spionagefall im Vorjahr hat man naturgemäß Bedenken dabei, ausgerechnet mit einem Partner zusammenzuarbeiten, der unter dem gleichen Dach in Woking beheimatet ist wie das Formel-1-Team der Silberpfeile.

MES-Elektronik nicht ohne Probleme

Und: "Wir hatten mit der Elektronik schon einige Probleme, auch aus Sicherheitssicht, aber die wurden alle gelöst", teilte der Ferrari-Motorenchef mit. "Natürlich bereitet uns so eine große Systemumstellung Schwierigkeiten - wie wahrscheinlich jedem Team, das nicht an diese Elektronik gewöhnt ist. Das war sicher auch für MES nicht einfach, denn sie sind nicht daran gewöhnt, so viel Arbeit auf einmal zu haben, weil sie nun alle Teams parallel beliefern."

"MES", fuhr er fort, "hat über diese Elektronik natürlich mehr Wissen als wir. Im Moment gibt es für das Team, das dieses System schon kennt, natürlich einen Vorteil, aber wir haben im elektronischen Bereich eine sehr starke Mannschaft, die es uns ermöglichen wird, konkurrenzfähig zu sein. Aber es liegt auf der Hand, dass wir uns mehr als alle anderen anstrengen müssen, um dieses Niveau zu erreichen."

Ferrari-V8-Motor

Der V8-Motor des Typs 056 bleibt gegenüber 2007 weitgehend unverändert Zoom

KERS will auch entwickelt werden

Vorausschauend auf die nächsten Monate kommt damit eine Doppelbelastung auf Ferrari zu, denn parallel zum Erkunden der neuen Elektronik muss Simons Abteilung auch schon am für 2009 geplanten Energierückgewinnungssystem (KERS) arbeiten. Dabei handelt es sich um ein System, das kinetische Energie rückgewinnen, speichern und auf Knopfdruck in Form von zusätzlicher PS-Leistung wieder freisetzen kann.

"Diese neue Organisation blickt bereits voraus auf das Jahr 2009, wenn wir ein System zur Wiederverwertung kinetischer Energie, die vom Auto produziert wird, entwickeln werden", so Simon. "Das wird dieses Jahr viel von unserer Zeit in Anspruch nehmen. Die beiden Vorhaben zu koordinieren, ist eine meiner wichtigsten Aufgaben. Wir werden in der Fabrik und auf der Strecke viele Tests durchführen."

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