"Silberpfeile" in Silverstone unter Druck

Um den WM-Zug nicht zu verpassen, muss McLaren-Mercedes beim Heimrennen in Silverstone unbedingt Erfolg haben

(Motorsport-Total.com) - Nach der überaus positiven ersten Saisonhälfte nimmt der Druck auf McLaren-Mercedes langsam zu, auch wenn dies die Verantwortlichen des Teams natürlich nicht zugeben. Gerade beim Heimspiel der Truppe in Silverstone sollten die Silbernen daher Boden auf die Konkurrenz von Ferrari und BMW-Williams gutmachen.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard wird am Sonntag sein zehntes Heimrennen bestreiten

In der Marken-WM fehlen der Truppe aus Woking mittlerweile 18 Zähler auf die Führung, seit Frankreich liegt man außerdem nur noch auf dem dritten Rang. Auch bei den Fahrern hat Kimi Räikkönen das Zepter bereits aus der Hand gegeben ? der "Iceman" liegt im Sandwich der Schumacher-Brüder an der zweiten Stelle. Um nicht den Anschluss zu verlieren, muss McLaren-Mercedes in England besser abschneiden als zuletzt.

Besonders David Coulthard, was den WM-Kampf betrifft nur noch mit mathematischen Chancen, rechnet sich auf heimischem Boden gute Chancen aus: "Dieses Jahr werde ich zum zehnten Mal an diesem Rennen, welches mir einige der bemerkenswertesten Momente meiner Karriere beschert hat, nämlich die Siege 1999 und 2000, teilnehmen. Als Formel-1-Fahrer möchte man immer sein Heimrennen gewinnen. Es war damals etwas ganz Besonderes und ich hoffe natürlich, dieses Jahr dasselbe Resultat einfahren zu können."

Mehr Druck als sonst auf McLaren-Mercedes

"Wie man sich ohnehin ausmalen kann, hat der britische Grand Prix für mich und das Team eine ganz besondere Bedeutung", stritt der Schotte nicht ab, etwas mehr Druck als sonst zu verspüren. "Die Zuschauer sorgen immer für eine fantastische Atmosphäre und ich wünsche mir, sie gut zu unterhalten. Silverstone ist eine großartige Strecke und man bekommt ein wirkliches Gefühl für den Speed, mit dem wir unterwegs sind."

Coulthard hat momentan nur rund die Hälfte der Punkte des Führungstrios in der Weltmeisterschaft und gehört daher nur noch zu den krassen Außenseitern im Titelkampf, doch mit einem Triumph in Silverstone würde er die Saison zumindest halbwegs retten. Ganz anders sieht die Lage beim Teamkollegen aus, der noch alle Chancen auf seine erste WM-Krone hat und diese auch wahren will ? am besten mit einem Sieg, mindestens mit einem Podestplatz.

"Es war frustrierend", blickte er noch einmal auf Magny-Cours zurück, "in Frankreich nicht auf das Podium gekommen zu sein, weil ich die meiste Zeit über an dritter Stelle lag, aber leider war es nicht möglich. Seither hat das Team aber in Barcelona und in der Fabrik hart gearbeitet und wir wollen in Silverstone unbedingt in die Top 3 fahren. Ich habe es immer genossen, dort zu fahren, sei es Rennen oder Test, denn die Strecke hat aufregende Kurven und gute Überholmöglichkeiten."

Fahrer von Silverstones schnellen Kurven begeistert

Als Beispiele für Kurven, die ein jedes Fahrerherz höher schlagen lassen, nannte Räikkönen Stowe, wo Michael Schumacher 1999 seinen schweren Unfall hatte, Vale und Club, während für Coulthard eine andere Passage das Highlight darstellt: "Copse gehört mit dem schnellen Eingang und dem kurzen Ausgang zu den schnellsten Kurven im Kalender. Außerdem gibt es die S-Kurven bei Maggotts, Becketts und Chapel, wo wir die Autos am Limit bewegen und extrem hohe Fliehkräfte verspüren. Dort spielt die Aerodynamik eine große Rolle."

Abschließend verwies der Lokalmatador noch auf "ein paar bösartige Bodenwellen, aber die kennen wir jetzt schon so gut, dass sie uns nicht rauswerfen sollten." Und Räikkönen ergänzte: "Silverstone ist eine mechanische Strecke mit mittlerem Grip, sie ist ziemlich anspruchsvoll für die Reifen und wir fahren mit mittlerem bis wenig Downforce. Für mich und das Team ist es klarerweise ein besonderes Rennen, weil wir vor unseren enthusiastischen Fans fahren."

Ursprünglich hätte McLaren-Mercedes ja spätestens in Silverstone mit dem MP4-18 antreten wollen, inzwischen sieht es jedoch so aus, als würde der neue "Silberpfeil" erst kommende Saison zum Einsatz kommen. Letzte Woche in Barcelona wurden wieder beide Fahrzeuge parallel weiterentwickelt, ein erster Renneinsatz des MP4-18 zeichnet sich aber noch nicht ab. Immerhin müsste der kommende Grand Prix aber dem "Jahreswagen" liegen, sagt die Papierform.

Whitmarsh glaubt an einen McLaren-Triumph

Auch Teammanager Martin Whitmarsh glaubt an eine Siegchance: "Wir alle freuen uns auf unser Heimrennen in Silverstone, bei dem wir glauben, um den Sieg mitfahren zu können. Wir werden auch alles geben, dieses Ziel zu erreichen. Momentan befinden wir uns in einem der spannendsten WM-Kämpfe seit ein paar Jahren und das ist für Zuschauer und Beteiligte gleichermaßen aufregend. Und ich finde, dass Silverstone trotz der Umbauarbeiten über die Jahre noch sehr herausfordernd ist."

Auch die Statistik spricht laut Whitmarsh für die Silbernen: "McLaren hat in Silverstone öfter gewonnen als jeder andere Hersteller, nämlich zwölfmal, davon erstmalig vor 20 Jahren durch Peter Revson. Bei den insgesamt 36 Starts unseres Teams hier haben wir nur einmal nicht gepunktet. 23 Mal sind wir sogar auf dem Podium gestanden, was eine Statistik ist, die wir dieses Jahr unbedingt fortsetzen möchten."

Das Schlusswort wurde Mercedes-Sportchef Norbert Haug überlassen: "Silverstone beinhaltet einige berühmte Kurven wie Becketts, Stowe und Copse. Eine gute Aerodynamik ist auf diesem schnellen Kurs, der mit 60 Prozent Volllast gefahren wird, entscheidend. Das gesamte Team freut sich auf dieses klassische Rennen, vor allem, weil es unser Heim-Grand-Prix ist."