Senna: "Man darf nicht den Helden spielen"

Bruno Senna will bei seinem Freitagseinsatz nichts Dummes anstellen und mit den Renault-Ingenieuren gut zusammenarbeiten - KERS und DRS sind für ihn neu

(Motorsport-Total.com) - Im ersten Freien Training auf dem Hungaroring wird Bruno Senna das Cockpit von Nick Heidfeld bei Renault übernehmen. Zum ersten Mal seit sechs Monaten wird der Brasilianer hinter dem Steuer eines Formel-1-Boliden sitzen. Zum ersten Mal wird das in dieser Saison im Rahmen eines Rennwochenendes passieren. Angesichts der langen Pause können leicht Fehler passieren. Genau das will der 27-Jährige vermeiden und eine solide Arbeit abliefern, bevor am Nachmittag wieder "Quick Nick" ins Auto steigen wird.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

Der Brasilianer Bruno Senna freut sich auf seinen Freitagseinsatz in Ungarn

"Es gibt keinen Grund dafür den Helden zu spielen. Ich muss realistisch sein. Sechs Monate, beziehungsweise eine halbe Saison, sind lang. Ich weiß genau wie es ist, wenn man ein halbes Jahr lang im Auto sitzt. Das macht es viel einfacher, die Leistung abzurufen", ist sich der Neffe von Formel-1-Legende Ayrton Senna bewusst. "Ich wollte schon die ganze Zeit über an den Freitagen im Auto sitzen, damit ich aktuell bleibe."

"Ich glaube, das Team fühlt auch, dass das sehr wichtig ist. Sie haben gesehen, dass Karun (Chandhok; Anm. d. Red.) in den Lotus gesprungen ist und am vergangenen Wochenende seine Schwierigkeiten hatte. Sie denken vermutlich, dass es eine gute Idee ist, wenn ich ein bisschen fahre. Hoffentlich kann ich in Zukunft öfters fahren, aber es hängt sicher davon ab, wie ich für das Team arbeite. Wenn ich einen guten Job mache und ihr Entwicklungsprogramm nicht behindere, dann stehen meine Chancen besser."

Die Aufgabenliste für die 90 Minuten ist lang. "Für mich geht es darum, wieder im Auto zu sitzen. Ich bin noch nie mit KERS und DRS gefahren, also muss ich mich daran gewöhnen", sagt Senna. "Ich muss die Arbeit und die Entwicklung des Teams fortsetzen. Es wartet viel Arbeit. Man braucht viel Hirnschmalz, um das Auto mit DRS und KERS am Limit zu fahren, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Es ist für mich ein großer Sprung, aber ich hoffe, ich kann den bestmöglichen Job abliefern."


Fotos: Großer Preis von Ungarn, Pre-Events


Die Zeiten vom ersten Freien Training kann man nur schwierig interpretieren. Dazu ist der Hungaroring am Freitagvormittag traditionell rutschig und schmutzig. Als Testfahrer fährt Senna noch dazu ein anderes Programm als die Stammfahrer. Ob der Einsatz als Erfolg gewertet wird, hängt hauptsächlich von der Zusammenarbeit mit den Ingenieuren ab.

"Das ist ein ganz großer Teil. Es ist genauso wie bei meinem Test in Jerez zu Beginn des Jahres", erinnert sich Senna zurück. "Sie waren sehr glücklich über die Resultate. Es waren nicht nur die Rundenzeiten gut, sondern sie waren auch damit zufrieden, wie ich mit dem Team gearbeitet habe. Das wird für mich am Freitag das Wichtigste sein."

Renault-Teamchef Eric Boullier hat zuletzt Heidfeld kritisiert. Der Franzose hatte sich mehr von dem Routinier erwartet. Ob Robert Kubica je wieder in die Formel 1 zurückkehren wird, steht in den Sternen. Mit seinen Leistungen in der GP2 bringt sich Romain Grosjean in die Position für ein Renncockpit neben Witali Petrow im kommenden Jahr. Da Senna derzeit in keiner Rennserie unterwegs ist, kann er die Öffentlichkeit nur mit seinem Freitagseinsatz beeindrucken. "Natürlich gibt es Druck, denn ich möchte mich gut schlagen. Es gibt keinen Grund dafür, ein Wunder aus dem Hut zu zaubern."

Bruno Senna

Im ersten Freien Training wird Bruno Senna den Renault pilotieren Zoom

"Ich möchte für das Team einen guten Job abliefern, damit sie ihre Entwicklungsarbeit fortsetzen können. Hoffentlich habe ich dabei auch Spaß", blickt Senna voraus. Wie sieht es hinsichtlich 2012 aus? "Im will im Auto sitzen und das so oft wie möglich. Ich bin hier aber nur der Ersatzfahrer. Meine Funktion ist es, im Fall der Fälle ins Auto zu springen, wenn es der Stammfahrer nicht kann. Ob sich das ändern wird oder gleich bleibt, hängt von mir ab."

"Ich versuche immer meine Chancen zu verbessern. Mein Plan ist ein Renncockpit für die kommende Saison. Es hängt von meiner Arbeit ab, aber auch von der Unterstützung meiner Sponsoren. Gemeinsam kann man sich eine Möglichkeit erarbeiten. Ich konzentriere mich hauptsächlich auf 2012. Hoffentlich weiß ich bis Jahresende bescheid."