• 14.08.2008 11:56

  • von Pete Fink

Scott Speed: Der Nächste, bitte!

Nach Juan Pablo Montoya und Jacques Villeneuve steht mit Scott Speed nun der dritte ehemalige Formel-1-Pilot vor einem Sprint-Cup-Debüt in der NASCAR

(Motorsport-Total.com) - Juan Pablo Montoya und Jacques Villeneuve haben es bereits bemerken müssen: Selbst wenn man als erfahrener und erfolgreicher Formel-1-Haudegen in die NASCAR wechselt, dann ist man gut beraten, die vier simplen Linkskurven nicht zu unterschätzen. Denn auf den US-Ovalen ist die Konkurrenz so eng und gleichzeitig so stark, dass zwei Zehntelsekunden genügen, um nicht einmal unter den besten 20 Fahrern zu stehen.

Titel-Bild zur News: Scott Speed

Scott Speed folgt Juan Pablo Montoya und Jacques Villeneuve

Die Namen derjenigen ehemaligen Formelpiloten, die sich seit zwei Jahren ihre Zähne an den StockCar-Cracks ausbeißen ist ziemlich lang: Dario Franchitti und Sam Hornish Jr. haben zum Beispiel beide die 500 Meilen von Indianapolis gewonnen, und in Summe vier IndyCar-Titel geholt.#w1#

Sie fahren jedoch genauso hinterher, wie ein A.J. Allmendinger oder ein Patrick Carpentier, die beide ChampCar-Rennen gewonnen haben. Der einzige, der aus diesem Sextett in den vergangenen zwei Jahren siegreich bleiben konnte, war Montoya - allerdings kamen dessen Erfolge jeweils auf einem Rundkurs, und eben nicht auf einem Oval zustande.

Nun schickt sich erneut ein ehemaliger Formel-1-Pilot an, die NASCAR zu erobern: Scott Speed fuhr in den Jahren 2005 bis 2007 28 Formel-1-Rennen, doch im Vergleich zu Montoya oder Villeneuve mit äußerst bescheidenem Erfolg - der US-Boy holte weder bei Red Bull, noch bei Toro Rosso auch nur einen einzigen WM-Zähler.

Mit Formel-1-Karriere zufrieden

Scott Speed

In der Formel 1 blieb Scott Speed ohne einen einzigen WM-Zähler Zoom

Trotzdem gibt sich Speed mit dem, was er in der Formel 1 erreicht hat, rückblickend zufrieden: "In der Formel 1 habe ich gar nichts bewerkstelligt, aber ich bin zu 1.000 Prozent zufrieden", erklärte der Kalifornier jetzt gegenüber der 'USA Today'. "Die Formel 1 war immer mein Traum, wesentlich mehr als die NASCAR. In meiner Gedankenwelt habe ich das erreicht, was ich in meinem Leben erreichen wollte."

Sein NASCAR-Abenteuer bezeichnete Speed hingegen als "persönliche Herausforderung. Ganz ehrlich: Wenn ich es nicht schaffe, dann würde ich mich nicht schlechter fühlen, als wenn ich es schaffe würde." Doch streng genommen hat Speeds NASCAR-Abenteuer noch gar nicht begonnen.

Speed führt die Gesamtwertung der ARCA-Serie an und hat gute Chancen, dort auch den Titel zu holen. Natürlich ist die ARCA-Serie eine echte StockCar-Meisterschaft, nur ist sie nicht unter dem NASCAR-Dach organisiert. ARCA ist das Kürzel für den 'Automobile Racing Club of America', der mit der NASCAR organisatorisch nichts zu tun hat.

Die Stärke der ARCA-Serie kann auch nicht mit dem Sprint-Cup, der NASCAR-Premiumliga, verglichen werden, es ist eine Einsteigerserie und genau das ist auch der Job, den Speed derzeit verrichten muss: Der Kalifornier soll das Ovalfahren von der Pike auf lernen, denn die Beispiele Montoya, Villeneuve - und vor allem Allmendinger - haben die Red-Bull-Führung gelehrt, dass die NASCAR ein wesentlich härteres Geschäft ist, als man in Europa vielleicht immer noch denkt.

2008 noch Sprint-Cup-Debüt

Scott Speed Red Bull ARCA

Der Toyota Camry ist das neue Arbeitsgerät von Scott Speed Zoom

"Ich weiß, dass ich nicht der beste NASCAR-Fahrer bin und wahrscheinlich auch niemals sein werde", gibt sich Speed bescheiden. "Ich bin mit dieser Art Rennsport nicht aufgewachsen. Klar beschäftige ich mich damit, aber ich verliere den Zusammenhang nicht. Hier betreiben wir Entertainment."

Vielleicht ist es genau diese Unbekümmertheit und dieses lockere Herangehen, die Speed in den USA bereits viel Beachtung eingebracht hat. Denn auch wenn die ARCA-Serie eine Einsteigerliga ist, so tummeln sich dort bereits einige der bärenstarken Oval-Haudegen und auch einige der sehr talentierten Nachwuchspiloten aus den großen NASCAR-Teams, die dort ihre ersten Meriten verdienen.

Soll heißen: Auch einen ARCA-Titel gewinnt man nicht im Schongang, aber was Speed wirklich reizt, ist der Lernprozess. Denn vier Linkskurven zu fahren ist nicht die Kunst. Die Kunst ist es dabei schneller zu sein, als 42 Sprint-Cup-Konkurrenten, die in diesem extrem harten Geschäft jeden kleinen Trick seit zig Jahren kennen.

Wirklich ernst wird es für Speed erst im Herbst, denn dann soll er sein Sprint-Cup-Debüt in einem Red-Bull-Toyota feiern. Wo und wann dies genau geschehen wird, ist derzeit noch nicht klar. Wie es dann in der Saison 2009 weitergeht, ist ebenfalls noch nicht sicher. Der ursprüngliche Red-Bull-Plan sah einen Erstliga-Einsatz eigentlich erst für 2010 vor, aber Speed hat seinem Namen auch in den USA alle Ehre gemacht: Er ist schnell.