Design-Deal mit Folgen: Williams und der Martini-Effekt

Eigentlich wollte die italienische Getränkemarke Martini in der Formel-1-Saison 2014 Ferrari-Sponsor sein, aber am Ende landete sie bei Williams

(Motorsport-Total.com) - Auf der Rennstrecke kämpfen Formel-1-Teams um Positionen und Punkte - und nach der Zieldurchfahrt um die besten Sponsoren. Das veranschaulicht eine Episode aus der Formel-1-Saison 2014, in der sich Williams als das neuntplatzierte Team des Vorjahres einen prominenten Werbepartner angelte.

Titel-Bild zur News: Williams-Fahrer Valtteri Bottas vor Fernando Alonso im Ferrari in der Saison 2014

Williams-Fahrer Valtteri Bottas vor Fernando Alonso im Ferrari in der Saison 2014 Zoom

"Der italienische Getränkehersteller Martini stand damals kurz davor, einen Deal mit Ferrari zu unterschreiben", erklärt die frühere Williams-Teamchefin Claire Williams im Podcast "What it takes".

Irgendwann aber gerieten die Verhandlungen ins Stocken: "Ich glaube, Martini wollte mehr, als Ferrari bereit war, ihnen anzubieten", sagt Claire Williams. "Das Ferrari-Design ist eben das Ferrari-Design, und daran kann man eigentlich nicht herumbasteln."

Wie Williams bei Martini ins Spiel kam

Williams dagegen war auf der Suche nach einem neuen Titelsponsor und bereit, den Look seines Fahrzeugs auf diesen neuen Partner abzustimmen. In anderen Worten: "Wir boten ihnen das komplette Design unseres Rennwagens an."

Mehr noch: Williams lieferte sogar den Designvorschlag für Martini. "Wir sagten ihnen: 'Warum bringt ihr nicht die markanten Martini-Streifen zurück und klebt sie auf unser Auto? Seht mal her, wir haben hier schon mal vorbereitet, wie das aussehen könnte. Und es sieht doch wirklich großartig aus, oder?'"


Fotostrecke: Ikonische Designs: Wenn Sponsoren Formel-1-Autos zur Legende machen

Die Hommage an das Aussehen der Brabham-Fahrzeuge aus den 1970er-Jahren (Fotostrecke: Legendäre Formel-1-Designs) oder der DTM-Boliden von Alfa Romeo aus den 1990er-Jahren überzeugte Martini: Es ließ Ferrari fallen und warb ab 2014 auf den nun fast komplett weißen Williams-Autos. Das macht Claire Williams rückblickend "wirklich stolz", wie sie sagt.

Ferrari tritt nach gegen Martini

"Die meisten Fans waren sich darin einig, dass unser 2014er-Design wirklich schön aussah, aber Ferrari war stinksauer", meint Claire Williams. "Denn Ferrari dachte, wir hätten ihnen den Sponsor weggeschnappt."

Das italienische Formel-1-Traditionsteam soll sich deshalb sogar zu einer bitterbösen Reaktion hinreißen haben lassen. "Es schrieb Martini einen Brief, in dem stand: 'Jetzt, wo ihr Williams unterstützt, sehen wir euch nächste Saison im Rückspiegel!'"

Die markanten Martini-Streifen auf den Williams-Autos in der Saison 2014

Die markanten Martini-Streifen auf den Williams-Autos in der Saison 2014 Zoom

Entsprechend groß war die Genugtuung bei Williams, als das englische Privatteam am Ende der Saison 2014 WM-Dritter wurde - vor Ferrari. Claire Williams räumt ein: "Natürlich ging mir da durch den Kopf: 'Wir haben euch nicht nur den Titelsponsor vor der Nase weggeschnappt, wir haben euch auch noch geschlagen!'"

Der Williams-Aufschwung hielt jedoch nicht lange an: Nach P3 in den Saisons 2014 und 2015 rutschte das Team auf den fünften Platz ab, den es auch 2017 belegte. 2018 lief der Martini-Vertrag in der Formel 1 aus - und Williams wurde Letzter in der Konstrukteurswertung, genau wie in den beiden folgenden Jahren.