"Schwarzer Tag" für BMW-Williams – WM-Chancen dahin
Nach Platz sechs in Indianapolis fährt Montoya chancenlos zum WM-Finale ? Schumacher vom Regen weggespült
(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix der USA hätte eigentlich zu einem kolumbianischen Volksfest werden sollen, doch stattdessen mussten die Montoya-Fans ihre Fahnen am Ende frustriert einrollen ? nach Platz sechs im Regenkrimi von Indianapolis ist der 28-Jährige beim WM-Finale in zwei Wochen ohne jede Chance auf den Titel.

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Sekunden später krachte es zwischen Montoya und Barrichello in Runde zwei
"Ich bin sehr enttäuscht von diesem Rennen", erklärte Montoya. "Aus meiner Sicht wurde es maßgeblich durch die Strafe entschieden, mit der ich nach dem Unfall mit Rubens belegt wurde, und durch den Zeitpunkt, zu dem ich sie antreten musste. Es hatte gerade begonnen, heftiger zu regnen, als meine Durchfahrstrafe fällig wurde, aber wegen des Penaltys konnte ich in dieser Runde nicht auf Regenreifen wechseln."
Schon am Start kam der BMW-Williams-Pilot schlecht weg ? er musste sich unter anderem von Michael Schumacher überholen lassen und kam nur als Siebenter aus der ersten Runde zurück. Es folgten anschließend ein optimistischer Überholversuch gegen Barrichello, der in einer Kollision endete, ein verpatzter Boxenstopp, eine beherzte Aufholjagd im Regen und schließlich der kurze, aber erfolgreiche Fight um Platz sechs gegen Fisichella.
Montoya geknickt: Ohne Titelchancen nach Japan
"Es ist traurig, auf diese Art die Chancen auf die Fahrer-WM zu verlieren", seufzte Montoya, der der verpassten Chance auf einen Showdown in Suzuka sichtlich nachtrauerte: "Ich hätte heute nur Fünfter werden müssen und der Kampf wäre offen geblieben." Dazu fehlte am Ende ? nach insgesamt vier Boxenstopps (inklusive Strafe) im totalen Chaos von Indianapolis ? freilich mehr als eine ganze Runde auf Heidfeld.
Auch BMW-Sportchef Dr. Mario Theissen konnte seine Enttäuschung über die verlorene Fahrerkrone nicht verbergen: "Unser Rennen wurde durch die Wetterverhältnisse entschieden. Bei einsetzendem Regen wurde das Feld komplett durcheinander gewirbelt. Mit abtrocknender Strecke kehrte sich die Reihenfolge wieder um. Juan-Pablo wurde durch die Strafe und ein Problem mit der Tankanlage weit zurück geworfen. Das Ergebnis ist enttäuschend, vor allen Dingen für Juan-Pablo, der aus dem Kampf um die Fahrer-WM damit leider ausgeschieden ist."
Gar von einem "schwarzen Tag" sprach Williams-Chefingenieur Sam Michael: "Wir haben als Team heute viele Fehler gemacht, die wir für das Finale in Japan unbedingt aussortieren müssen." Apropos Japan ? Theissen wünscht sich für das letzte Rennen im Land der aufgehenden Sonne, "dass nicht wieder das Wetter die Entscheidung herbeiführt." Und: "Glückwunsch an Michael Schumacher und Ferrari, die mit den widrigen Verhältnissen am besten zurecht kamen."
Out für Ralf Schumacher an starker zweiter Stelle liegend
Ralf Schumacher schied nach starker Vorstellung in der 21. Runde aus. Der Kerpener blieb wegen eines Missverständnisses mit der Box ? das Team wartete auf eine Funkmeldung vom Fahrer, der seinerseits auf eine Bestätigung des Teams wartete ? zu lange auf Trockenreifen draußen und drehte sich auf der spiegelglatten Strecke so heftig ins Aus, dass dabei eine Hinterradaufhängung irreparabel beschädigt wurde.
"Als der Regen um Runde 20 heftig wurde, bin ich wegen eines Missverständnisses mit den Ingenieuren an der Boxenmauer eine Runde zu lang auf Trockenreifen draußen geblieben. Das war eindeutig ein Fehler", ließ Schumacher unterschwellig ein wenig Kritik an seiner Crew durchklingen. "Es war zu nass, ich habe mich gedreht und bin angeschlagen. Das war es für mich. Die Bedingungen waren heute sehr schwierig und sehr unbeständig. Natürlich bin ich enttäuscht, immerhin lag ich an zweiter Position."
Trösten kann sich die anglo-deutsche Truppe mit der Chance auf den Markenpokal, wie Dr. Theissen feststellte: "Die Konstrukteurs-WM ist weiterhin offen." Derzeit fehlen nur drei Zähler auf Ferrari, Platz zwei hat man so gut wie sicher in der Tasche. Allerdings muss die Fehlerquote in Suzuka drastisch reduziert werden, schließlich streikte ? quasi zum Drüberstreuen ? beim ersten Montoya-Stopp wieder eine Tankanlage...

