Indy: Schumacher siegt - WM fast entschieden

Weltmeisterlicher Schumacher gewinnt verrücktesten Grand Prix des Jahres vor Räikkönen ? Montoya ohne Titelchancen

(Motorsport-Total.com) - Mit einem Sieg im völlig verrückten US-Grand-Prix hat Michael Schumacher (Ferrari) heute in Indianapolis den WM-Sack fast schon zugemacht: Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) kann nach seinem zweiten Platz in Japan nur noch durch ein Wunder den Titel holen, Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams) ist ganz aus dem Rennen.

Titel-Bild zur News: Podium in den USA 2003

Räikkönen, Schumacher und Frentzen auf dem Podium in Indianapolis

Schon eine Dreiviertelstunde vor dem Start kündigte ein kurzer Regenschauer eine wahre Formel-1-Lotterie am "Brickyard" an, doch als es wirklich losging, hatte das Feld geschlossen Trockenreifen montiert. Kimi Räikkönen setzte sich zunächst vor Olivier Panis (Toyota) an die Spitze, Ralf Schumacher (BMW-Williams) war vor seinem exzellent gestarteten Bruder Dritter. Montoya verpatzte seinen Start völlig, verlor einige Positionen und war nur noch Siebenter.

Spektakuläre Anfangsphase, unzählige Überholmanöver

Schon zu Beginn der zweiten Runde eröffnete dann David Coulthard mit seinem "Silberpfeil" eine Reihe spektakulärer Überholmanöver, als er sich außen in der ersten Kurve an Barrichello vorbeibremste. Eine Minute später übernahm Ralf Schumacher den zweiten Platz von Panis, der in der Folge wegen mangelnden Top-Speeds immer weiter nach hinten durchgereicht wurde. Auch Montoya fand in dieser Phase endlich seinen Rhythmus.

In der sechsten Runde wurde aus ein paar Regentropfen ein richtiger Schauer und auf einmal entwickelte sich ein völlig unüberschaubares Chaos, in dem Reifen und Glück bedeutende Faktoren waren. Rubens Barrichello, eigentlich ein Spezialist für solch wechselhafte Bedingungen, war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Rennen, nachdem ihn Montoya mit einem optimistischen Manöver von der Strecke befördert hatte. Der Kolumbianer würde dafür später mit einer Durchfahrstrafe belegt.

Panis nach starkem Qualifying heute im Pech

Panis kam als erster Fahrer an die Box, gefolgt von BAR-Pilot Jacques Villeneuve, doch beide mussten etwas später wegen abtrocknender Fahrbahn wieder zurückwechseln. Später wurden sie dann auch noch von einem ähnlichen Schicksal eingeholt: Panis rollte mit einem bisher noch ungeklärten Defekt aus, Villeneuve musste mit Motorschaden aufgeben. Auch Button (BAR-Honda), Alonso (Renault), Coulthard und Firman (Jordan-Ford) schieden mit technischen Problemen aus.

Aufgrund der ständig wechselnden Verhältnisse ? einmal war es trocken, dann wieder nass ? wurde auch der Reifenkrieg zum Kuriosum. Bei Trockenheit waren beide Marken in etwa gleich wettbewerbsfähig, auf leicht feuchtem Asphalt hatte Michelin die besseren Karten und bei starkem Regen konnten die Bridgestone-Autos förmlich Kreise um die Konkurrenz ziehen.

Für Aufsehen sorgten in diesen chaotischen Minuten unter anderem einige waghalsige Überholmanöver von Montoya in der Steilkurve ? beispielsweise ließ er im direkten Duell gegen Michael Schumacher trotz des Regens das Gas voll stehen. Für Zuschauer und Berichterstatter war es aber gleichermaßen unmöglich, den Überblick über alle direkten Zweikämpfe auf der Strecke zu bewahren.

Regen überraschte Schumacher nach dem ersten Stopp

Die erste von zwei Boxenstopp-Serien verlief praktisch wie geplant, allerdings begann es kurz darauf wieder zu schütten ? und Ferrari holte Schumacher binnen zwei Runden zweimal rein, schickte den Weltmeister dann mit Regenreifen wieder auf den Kurs. Am besten pokerte das Sauber-Team, welches gleich profilierte Pneus aufziehen ließ und dadurch speziell Heinz-Harald Frentzen in eine vorzügliche Position brachte.

Vom Regen wurde zwischenzeitlich sogar Mark Webber (Jaguar-Cosworth) nach vorne gespült, der Australier warf diese Riesenchance aber ebenso weg wie wenig später Ralf Schumacher ? beide drehten sich mit Trockenreifen, als die Niederschläge gerade wieder zunahmen. Montoya fand indes nicht aus seiner Pechsträhne heraus, verlor wertvolle Sekunden an der Box, weil der Tankrüssel klemmte.

Lange lag anschließend Jenson Button (BAR-Honda) mit einer Glanzleistung vor Frentzen in Führung, ehe Schumacher an beiden vorbeizog. Buttons Hoffnungen auf eine Sensation verrauchten bei Start und Ziel wegen eines Honda-Defekts, Schumacher gab hingegen von diesem Zeitpunkt an seine Spitzenposition nicht mehr ab. Bei weitgehend trockenen Bedingungen flog auch Räikkönen an den beiden Sauber-Fahrzeugen vorbei auf Platz zwei, womit das Podium frühzeitig bezogen war.

Rechenspiele wegen der WM: "Schumi" fast Champion

Viele Fans holten zu diesem Zeitpunkt den Rechenschieber hervor, weil Schumacher vor Räikkönens Aufholjagd zwischenzeitlich sogar provisorisch Weltmeister war. Montoya ging in den letzten Runden noch am tapferen Fisichella (Jordan-Ford) vorbei, doch mit Platz sechs ist der Kolumbianer endgültig aus dem WM-Rennen. In Suzuka kann Räikkönen nun nur noch mit einem Sieg den Titel holen, wenn Schumacher nicht punktet.

Jarno Trulli (Renault) kam heute als Vierter ins Ziel ? auch er machte in der Schlussphase gegen Heidfeld noch eine Position gut. Hinter Montoya und Fisichella schnappte sich außerdem Justin Wilson (Jaguar-Cosworth) seinen ersten Zähler in der Formel 1, nachdem er zwischenzeitlich sogar an dritter Stelle geführt wurde. Der junge Brite war nicht so schnell unterwegs wie sein Teamkollege, machte aber keine Fehler und wurde dafür belohnt.

Der Fahrertitel ist mit diesem Resultat eigentlich nur noch Formsache für Ferrari, bei den Konstrukteuren steht uns aber ein waschechter Showdown ins Haus: Die Italiener haben vor dem letzten Rennen lediglich drei Punkte Vorsprung auf BMW-Williams (144), McLaren-Mercedes (128) hat nicht einmal mehr theoretische Chancen.

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