"Schumi" verneigt sich: Ein echter Rubens

(Motorsport-Total.com/sid) - Den ersten Klaps von Weltmeister Michael Schumacher gab es schon im Parc fermé, auf dem Podium hoch oben über Tausenden Tifosi genoss Rubens Barrichello den Moment in vollen Zügen. "Es ist die beste Saison von allen, nur dieser Sieg hatte mir noch gefehlt", meinte der Brasilianer nach dem Triumph beim Ferrari-Heimspiel in Monza und verdrückte eine Freudenträne. "Das war der erste Grand Prix, den ich zum zweiten Mal gewonnen habe. Und es hatte die gleiche Magie wie beim ersten Mal."

© xpb.cc

Die Italiener lieben "ihren" emotionalen "Rubinho"

Nach 12 Siegen seines Teamkollegen Schumacher in den ersten 14 Rennen stand nun Schattenmann Barrichello im Rampenlicht. Was ihm der zweitplatzierte Kerpener auch von Herzen gönnte. "Rubens hat hier ein sehr gutes Wochenende hingelegt. Deshalb ist alles in Ordnung, und ich kann mich genau so gut darüber freuen", meinte Schumacher, der wohl auch deshalb in den letzten Runden seinen Freund nicht ernsthaft angegriffen hatte. "Heranfahren ist eine Sache, aber Überholen bei zwei gleichwertigen Autos eine andere. Nur wenn er einen Fehler gemacht hätte, wäre es mir gelungen", sagte Schumacher.#w1#

Deshalb beschränkten sich die Ferrari-Piloten auch darauf, den Doppelsieg sicher nach Hause zu fahren, einen Erfolg, nach dem es lange nicht ausgesehen hatte. Barrichello hatte mit Regenreifen schon nach 5 Runden die Box angesteuert und war weit zurückgefallen. Schumacher musste nach einem Dreher in der ersten Runde von ganz hinten eine Aufholjagd starten.

Dass dabei endlich auch mal wieder Barrichello die Nase vorn hatte, gönnte dem Brasilianer ganz Italien. Schumacher wird wegen seiner unglaublichen Erfolge bewundert und respektiert, "Rubinho" wird aber geliebt. Der 32-Jährige hat italienische Vorfahren und einen italienischen Pass, er spricht im Gegensatz zu Schumacher perfekt die Sprache der Tifosi, und hat so einen Platz in ihren Herzen. "Italiener und Brasilianer sind sich sehr ähnlich", berichtete ein sichtlich bewegter Barrichello.

Italiens Zeitungen feierten das Erfolgsduo am Montag in großen Schlagzeilen. "Rubens I., Schumi II. - fantastischer Tag in Monza", schrieb die 'Gazzetta dello Sport'. 'Tuttosport' stellte fest: "Ferrari - eine schier endlose Dominanz. Auch Schumacher verneigt sich vor Barrichello."

Geschätzt wird "Rubinho" von den Tifosi auch, weil er sich meist klaglos in den Dienst von Ferrari und Schumacher stellt. Zwar meldet der Brasilianer immer zu Beginn einer neuen Saison eigene Sieg- und auch Titelambitionen an. Doch wenn Schumacher in den entscheidenden Situationen einen Tick besser ist, lässt sich Barrichello nicht hängen. Für seine Loyalität wird er mit neun Millionen Dollar "Schmerzensgeld" großzügig entlohnt.

Siebenmal machte der Brasilianer allein in diesem Jahr als Zweiter hinter Schumacher rote Doppelsiege perfekt. Insgesamt war das Traumduo Schumacher-Barrichello jetzt schon 23-mal besser als alle Konkurrenten, zum fünften Mal davon jetzt mit "Rubinho" an der Spitze. Gemeinsam bescherten sie schon drei Rennen vor Schluss Ferrari mit 234 Zählern die höchste Punktzahl der WM-Geschichte. Da fehlt zum kompletten roten Glück nur noch der Vize-Titel für Barrichello. Dafür muss "Rubinho" in China, Japan und beim Heimspiel in Brasilien lediglich noch vier Punkte holen.