• 26.09.2003 11:44

Schumacher: "Wir glauben an uns selbst"

Michael Schumacher über die Chancen in Indianapolis, den möglichen Titelgewinn und sein Glücksspielabenteuer in Las Vegas

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, du hast hier einen fantastischen Rekord: Pole Position bei jedem Rennen, ein paar zweite Plätze und einen Sieg. Wie sehr spielt das für dieses Jahr eine Rolle?"
Michael Schumacher: "Ich glaube nicht, dass das, was in der Vergangenheit passiert ist, eine Auswirkung auf dieses Jahr hat. Es ist ein neuer Anfang, wir müssen sehen, was wir daraus machen können."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher fühlt sich für den WM-Kampf gut gerüstet

Frage: "Mit welchen Gefühlen gehst du in das Rennen?"
Schumacher: "Wir haben ein gutes Auto, ein gutes Paket. Wir haben in der letzten Woche in allen Bereichen sehr hart gearbeitet. Wir fühlen uns gut vorbereitet, aber in dieser Phase ist das Zeigen von Leistungen wichtiger als das Reden darüber."

Frage: "Wann war der Kampf um die WM für dich ähnlich hart umkämpft?"
Schumacher: "1994, 1995 und 2000."

Frage: "Macht es dir etwas aus, dass es schon etwas zurückliegt, seit du dich in einem solch engen Kampf befunden hast? Ist der Druck dadurch größer?"
Schumacher: "Nein, ich denke nicht. Es ist aufregend, das ist gut. Wir sind stark, haben das letzte Rennen gewonnen. Wir glauben an uns selbst, und den Rest nehmen wir so wie es kommt und tun unser Bestes."

Die Leistungsdichte sorgt für den spannenden WM-Kampf

Frage: "Als die neuen Regeln vorgestellt wurden, konntest du dir da bereits vorstellen, dass der WM-Kampf in der jetzigen Phase so eng werden würde?"
Schumacher: "Ich glaube nicht, dass die Regeln zu dieser Situation geführt haben. Sie haben in gewissen Bereichen für mehr Aufsehen gesorgt, andere Bereiche haben dafür nachgelassen. Aber im Grunde ist der Wettkampf so eng, weil die Teams näher zusammen liegen als jemals zuvor."

Frage: "Der Kampf mit Juan-Pablo Montoya in der ersten Runde von Monza war fantastisch. Ist das ein Vorgeschmack auf die nächsten Jahre?"
Schumacher: "Wir hatten schon einiger solcher Dinge, Monza gehört dazu. Wer weiß, was als nächstes kommt..."

Frage: "In den zwei letzten Rennen ist es besonders wichtig anzukommen. Spielt die Zuverlässigkeit jetzt eine besondere Rolle, und haben sich die Teams speziell darauf vorbereitet?"
Schumacher: "Man entwickelt einfach weiter und konzentriert sich genau wie vorher. Man ist immer darauf bedacht, das Rennen zu beenden, zuverlässig zu sein und besser zu werden. Das ist für jeden gleich."

Frage: "Inwieweit verändert das Qualifying-Format mit nur einer fliegenden Runde die Herangehensweise des Fahrers, und wie beeinflusst es das Starterfeld?"
Schumacher: "Wenn du raus gehst und deine Qualifyingrunde beginnst, dann konzentrierst du dich zu 100 Prozent darauf, das ist genau wie früher. Der Unterschied ist nur, dass du drei oder vier Versuche hattest, und nun hast du nur noch einen. Aber ich bin das immer gleich angegangen, der erste Versuch war der wichtigste. Ich habe nie langsam begonnen und mich dann gesteigert. Ich denke darüber nicht nach, ich tue einfach was ich kann."

Schumacher denkt nicht ans Aufhören

Frage: "Wenn du den sechsten Titel holen solltest, kannst du dir dann selbst noch genug Druck machen, einen siebten einzufahren, oder lehnst du dich dann einfach zurück und schaust zu, ob diese Marke noch jemand erreicht?"
Schumacher: "Ich denke noch immer über den sechsten Titel nach, darauf konzentriere ich mich. Es wird schwer werden, das zu erreichen. Den Titel für Ferrari zu holen war mein Hauptziel, alles was nach dem Titel 2000 kam war ein Vergnügen, und solange ich noch Spaß daran habe, und ich fühle, dass es noch einige Jahre so sein wird, solange ist alles großartig, was noch kommt."

Frage: "Wie hast du die Zeit vor dem Rennen verbracht? Und wie wird dein Auto zu den Streckencharakteristiken hier passen?"
Schumacher: "Ich bin gleich nach dem Test in der letzten Woche aufgebrochen. Ich war ein paar Tage in Las Vegas und bin etwas herumgereist. Beim Auto haben wir versucht, uns speziell auf diesen Kurs vorzubereiten. Wir haben einen besseren Motor und haben viel mit den Reifen gearbeitet. Hoffentlich geht es sich aus."

Frage: "Suzuka wird dir vermutlich mehr liegen. Bedeutet das, dass es für die anderen hier die letzte Gelegenheit ist, zurückzuschlagen?"
Schumacher: "Das denke ich nicht, weil man in diesem Jahr nicht sagen kann, welche Kurse einem liegen. Die Entwicklungen in der Endphase sind sehr wichtig. Du kannst hier eventuell etwas zurückliegen, verbesserst dein Auto etwas und das genügt, um wieder ganz vorne zu sein. Es ist alles so eng."

Frage: "Im Mai 1994, kurz nach dem Tod von Ayrton Senna, gab es für dich eine Phase, in der du darüber nachdachtest, wie du weitermachen solltest. War das in deiner Karriere ein entscheidender Moment, und konntest du dir zu diesem Zeitpunkt bereits vorstellen, dass du erfolgreicher als Ayrton sein würdest?"
Schumacher: "Im Rennsports waren diese Tage wohl die schlechtesten in meinem ganzen Leben, weil ich zuvor in diesem Sport, den ich so liebe, noch nie mit dem Tod konfrontiert wurde. An einem Wochenende hatten zwei Fahrer schwere Unfälle und starben. Es war ein großer Schock, es ist ganz natürlich, dass man danach darüber nachdenkt, ob man weitermachen möchte oder nicht. Eine Vorstellung von dem, was in der Zukunft passieren wird, hat man jedoch nicht."

Glücksspiel ? ein Erfahrungsgewinn

Frage: "Wenn du für das nächste Jahr die Chance hättest zu wählen: Würdest du die eine Runde im Qualifying beibehalten oder lieber zum alten System des letzten Jahres zurückkehren?"
Schumacher: "Ehrlich gesagt, ist mir das egal."

Frage: "Du warst in Las Vegas, nicht gerade ein üblicher Ort, um sich eine Pause zu gönnen. Warum gerade Vegas, und hast du gespielt?"
Schumacher: "Nein, ich wurde von Guy Laliberte eingeladen, der eine neue Show vorgestellt hat. Wir wollten einfach irgendwohin, also hatten wir dort ein schönes Wochenende mit Freunden. Das Glücksspiel ist nicht meine Sache. Ein bisschen habe ich gezockt, aber nicht viel."

Frage: "Was hast du genau gespielt?"
Schumacher: "An einer Slot-Machine. Ich bin ein kleiner Zocker."

Frage: "Hast du gewonnen?"
Schumacher: "Nein. Obwohl, doch ? an Erfahrung."

Frage: "Wie war die Show?"
Schumacher: "Interessant, aber besonders. Sehr besonders."

Frage: "An welchem Automaten hast du gespielt? 1 Dollar, 25 cent, 5 cent? Und konntest du dich frei bewegen, oder wurdest du erkannt?"
Schumacher: "Ein cent! Ich konnte mich recht frei bewegen. Einige Europäer verbringen dort ihren Urlaub, die haben mich erkannt, aber die Amerikaner erkennen mich für gewöhnlich nicht. Nicht einmal hier, als ich ins Hotel gekommen bin."